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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0234
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230

Aristophanes

zu handhaben ist, geht aus fr. 44 ώς δ’ όρθοπλήξ. (B.) πέφυκε γάρ δυσγάργαλις
hervor; auch die Erwähnung von στόμια πριονωτά (gezackte und damit schar-
fe Trensengebisse für Pferde) in fr. 61 und einem πνιγεύς für Pferde (vielleicht
einem Maulkorb) in fr. 64 könnte mit dem schwierigen Charakter der Pferde
in Verbindung stehen (doch war die Verwendung von beiden nicht unüblich).
Ob diese Thematik auch im Anagyros (wie in den Wolken) im Prolog behandelt
wurde,42 bleibt unklar. Vielleicht spielte das Motiv aber im Anagyros insgesamt
eine noch wichtigere Rolle als in den Wolken (vgl. unten zu Nr. 12 und 13).43
11. Neben der Pferdethematik erinnert auch der (wahrscheinliche) Pla-
giatvorwurf gegen Eupolis in fr. 58 (vgl. unten Nr. 14), der Geldmangel des
Sprechers von fr. 41, und möglicherweise auch die Gestaltung des komischen
Helden (vgl. oben Nr. 8) an Aristophanes’ zweite Wolken. Hinzu kommt viel-
leicht noch die Verarbeitung desselben Lieds des Terpander (oder zumindest
derselben dithyrambischen Anfangsformel) in fr. 62 und bei Ar. Nub. 595-7.
Diese Parallelen sind insofern von besonderem Interesse, als der Anagyros
wahrscheinlich auch zeitlich den zweiten Wolken nahesteht (vgl. unten zur
Datierung).
12. Die Pferdethematik erinnert aber nicht nur an die Wolken, sondern
auch wieder an Euripides’ Hippolytos, wo der Titelheld nicht nur besonde-
res Interesse an der Pflege der Pferde zeigt (vgl. 110-1 und 1399), sondern
schließlich durch sein eigenes Pferdegespann zu Tode kommt (1166. 1173—
1248. 1355-7). Dabei erinnern im Anagyros besonders fr. 43 ψήχ’ ήρέμα/τόν
βουκέφαλον καί κοππατίαν (vgl. Eur. Hipp. 110-1 καί καταψήχειν χρεών/
ίππους, wo Hippolytos seinen Dienern aufträgt, die Pferde zu striegeln) und
die Erwähnung der ψήκτρα in fr. 66 (vgl. Eur. Hipp. 1174 ψήκτραισιν 'ίππων
έκτενίζομεν τρίχας) direkt an Stellen aus dem Hippolytos. Natürlich können
diese Parallelen auch allein mit der ähnlichen Thematik erklärt werden, aber
angesichts der Ähnlichkeit der Handlung von Euripides’ Hippolytos mit der
Anagyroslegende (und der Parodie von Eur. Hipp. 219-22 in fr. 53) liegt die
Annahme nahe, dass auch diese ähnliche Thematik im Zusammenhang steht
mit der Euripidesparodie in dem Stück. Die Vermutung von Muhl 1881, 48,
dass der junge Pferdeliebhaber im Anagyros insgesamt als Karikatur des euri-
pideischen Hippolytos konzipiert ist, erscheint jedenfalls durchaus plausibel
(vgl. auch Kaibel ap. Kassel/Austin, PCG III.2 (1984) 52).

42 So Bergk ap. Meineke II.2 (1840) 960 und Kock I 402; contra·. Kann 1909, 20-1.
43 Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Frage, ob diese Thematik schon
in den verlorenen ersten Wolken vorkam (vgl. zum Prolog der ersten Wolken Dover
1968, xcv) oder erst in der erhaltenen zweiten Fassung (wobei das Motiv dann auch
aus dem Anagyros übernommen worden sein könnte).
 
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