Άνάγυρος (fr. 41)
239
Textgestalt Der Text ist in CL einwandfrei, in AB (τοϋτ’ αύτό πράττω
διωβόλω) und F (τοϋτ’ αύτό πράττων πικλιντρομον τις αϋτ’ άνείλετο) dage-
gen stark verkürzt und korrupt überliefert.
Dindorf 1829, 93 (gefolgt von Bergk ap. Meineke II.2 (1840) 964, Kock I
(1880) 403, van Herwerden 1903, 36 und Edmonds I (1957) 584) nimmt vor μών
einen Sprecherwechsel an, doch erscheint plausibler, dass derselbe Sprecher,
der in diesem Moment die zwei Obolen und das symbolon hervorholen will,
deren Fehlen bemerkt und sich dann fragt, ob sie jemand weggenommen hat
(ohne Sprechwechsel drucken das Fragment Bothe 1844b, 22, Blaydes 1885,
30 und Kassel/Austin, PCG III.2 (1984) 52).65
Schwierigkeiten beim Verständnis von Vers 1 haben zu verschiedenen
Korrekturversuchen geführt (vgl. Blaydes 1885, 30 und van Herwerden 1903,
36); diese sind unnötig, wenn man nach πράττω (wie in den Editionen von
Edmonds und Kassel/Austin) einen Hochpunkt setzt (vgl. unten zu 1 τοϋτ’
αύτό πράττω).66 Auch άνείλετο in Vers 2 („malim ύφείλετο“ Blaydes 1885, 30)
kann gehalten werden (vgl. unten zu 2 άνείλετο).
Interpretation Mit τούτ’ αύτό πράττω („genau das tue ich!“) in Vers 1 nimmt
der Sprecher offenbar auf eine Aufforderung Bezug, die ein anderer im voraus-
gehenden Vers ausgesprochen hat (vgl. unten zum Lemma).67 Diese könnte,
wie die Fortsetzung zeigt, beeinhaltet haben, das ganze Geld zu suchen oder
zusammenzurechnen,68 das der Sprecher noch besitzt oder im Haus hat (der
Gesprächspartner könnte dann z. B. ein Gläubiger sein, aber auch ein weiteres
Mitglied seiner Familie oder ein Freund, der Geld benötigt).69 Da der Sprecher
65 Vgl. daneben auch Dobree 1833, 250 (Sprecherwechsel nach σύμβολον) und Crusius
1910, 53 Anm. 3 (Sprecherwechsel nach τοϋτ’ αύτό πράττω, vgl. unten Anm. 69).
66 Mueri 1931, 35-6 übersetzt dagegen τοϋτ’ αύτό πράττω, δύ’ όβολώ καί σύμβολον
mit „gerade dies fordere ich, zwei Oboloi und ein symbolon“ (vgl. LSJ s. v. πράσσω
VI). Aber das passt nicht zu dem Zusatz ύπό τώ ’πικλίντρω im nächsten Vers,
und zu Recht wenden sich schon Kassel/Austin, PCG III.2 (1984) 52 gegen diese
Übersetzung.
67 Anders Bothe 1844b, 21: „Idem [d.h. der alte Mann der Anagyroslegende], lectum
perscrutans, ad uxorem, quae superveniens quaerit, quid agat, an argentum quae-
rat; qua de re statim cogitat mulier propter morem ejus pecuniam condendi sub
pulvinari“.
68 Vgl. Kock I (1880) 403 und Edmonds I (1957) 585 Anm. b.
69 Dagegen denkt Crusius 1910, 53 Anm. 3 an ein Gespräch eines Dieners mit sei-
nem Herrn (einem jungen Mann, der in dem Stück als Gegenbild des Hippolytos
dargestellt wird): τοϋτ’ αύτό πράττω weist er dem Diener, δύ’ όβολώ dem Herrn
zu. Leider bleibt dabei unklar, an was für eine Situation er genau denkt (soll der
Sklave die genannten Gegenstände bringen, oder sie in einer Liste aufschreiben?).
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Textgestalt Der Text ist in CL einwandfrei, in AB (τοϋτ’ αύτό πράττω
διωβόλω) und F (τοϋτ’ αύτό πράττων πικλιντρομον τις αϋτ’ άνείλετο) dage-
gen stark verkürzt und korrupt überliefert.
Dindorf 1829, 93 (gefolgt von Bergk ap. Meineke II.2 (1840) 964, Kock I
(1880) 403, van Herwerden 1903, 36 und Edmonds I (1957) 584) nimmt vor μών
einen Sprecherwechsel an, doch erscheint plausibler, dass derselbe Sprecher,
der in diesem Moment die zwei Obolen und das symbolon hervorholen will,
deren Fehlen bemerkt und sich dann fragt, ob sie jemand weggenommen hat
(ohne Sprechwechsel drucken das Fragment Bothe 1844b, 22, Blaydes 1885,
30 und Kassel/Austin, PCG III.2 (1984) 52).65
Schwierigkeiten beim Verständnis von Vers 1 haben zu verschiedenen
Korrekturversuchen geführt (vgl. Blaydes 1885, 30 und van Herwerden 1903,
36); diese sind unnötig, wenn man nach πράττω (wie in den Editionen von
Edmonds und Kassel/Austin) einen Hochpunkt setzt (vgl. unten zu 1 τοϋτ’
αύτό πράττω).66 Auch άνείλετο in Vers 2 („malim ύφείλετο“ Blaydes 1885, 30)
kann gehalten werden (vgl. unten zu 2 άνείλετο).
Interpretation Mit τούτ’ αύτό πράττω („genau das tue ich!“) in Vers 1 nimmt
der Sprecher offenbar auf eine Aufforderung Bezug, die ein anderer im voraus-
gehenden Vers ausgesprochen hat (vgl. unten zum Lemma).67 Diese könnte,
wie die Fortsetzung zeigt, beeinhaltet haben, das ganze Geld zu suchen oder
zusammenzurechnen,68 das der Sprecher noch besitzt oder im Haus hat (der
Gesprächspartner könnte dann z. B. ein Gläubiger sein, aber auch ein weiteres
Mitglied seiner Familie oder ein Freund, der Geld benötigt).69 Da der Sprecher
65 Vgl. daneben auch Dobree 1833, 250 (Sprecherwechsel nach σύμβολον) und Crusius
1910, 53 Anm. 3 (Sprecherwechsel nach τοϋτ’ αύτό πράττω, vgl. unten Anm. 69).
66 Mueri 1931, 35-6 übersetzt dagegen τοϋτ’ αύτό πράττω, δύ’ όβολώ καί σύμβολον
mit „gerade dies fordere ich, zwei Oboloi und ein symbolon“ (vgl. LSJ s. v. πράσσω
VI). Aber das passt nicht zu dem Zusatz ύπό τώ ’πικλίντρω im nächsten Vers,
und zu Recht wenden sich schon Kassel/Austin, PCG III.2 (1984) 52 gegen diese
Übersetzung.
67 Anders Bothe 1844b, 21: „Idem [d.h. der alte Mann der Anagyroslegende], lectum
perscrutans, ad uxorem, quae superveniens quaerit, quid agat, an argentum quae-
rat; qua de re statim cogitat mulier propter morem ejus pecuniam condendi sub
pulvinari“.
68 Vgl. Kock I (1880) 403 und Edmonds I (1957) 585 Anm. b.
69 Dagegen denkt Crusius 1910, 53 Anm. 3 an ein Gespräch eines Dieners mit sei-
nem Herrn (einem jungen Mann, der in dem Stück als Gegenbild des Hippolytos
dargestellt wird): τοϋτ’ αύτό πράττω weist er dem Diener, δύ’ όβολώ dem Herrn
zu. Leider bleibt dabei unklar, an was für eine Situation er genau denkt (soll der
Sklave die genannten Gegenstände bringen, oder sie in einer Liste aufschreiben?).