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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0249
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Άνάγυρος (fr. 42)

245

Anweisungen zur Pflege der Pferde erteilt.80 Denkbar wäre auch, dass hier die
Worte des Vaters (von ihm selbst oder einer anderen Person) in oratio recta
nur zitiert werden.81 Dann könnte es sich hier entweder um einen Teil der
(vielleicht im Prolog referierten) Vorgeschichte handeln (wobei dann erklärt
wurde, wie es zu dem Kauf von einem oder mehreren Pferden kam,82 die - wie
fr. 43 zeigt - auch in der Handlung des Stücks eine Rolle spielten) oder einfach
um eine (an die kostspielige Pferdeleidenschaft verwöhnter junger Männer
angepasste) komische Abwandlung typischer Versprechen,83 mit denen Väter
ihre Kinder zu beruhigen versuchen (üblicherweise dürfte es sich dabei eher
um kleinere Geschenke wie Spielzeug oder Speisen gehandelt haben).
Zum Kauf eines Pferds durch einen Vater für seinen Sohn vgl. Ar. Nub.
21-4 φέρ’ ϊδω, τί οφείλω; δώδεκα μνας Πασία. / τού δώδεκα μνας Πασια;
τί έχρησάμην; / οτ’ έπριάμην τον κοππατίαν. ο’ίμοι τάλας, / ε’ίθ’ έξεκόπην
πρότερον τον οφθαλμόν λίθω.
μή κλά’ Zur Orthographie vgl. zur Textgestalt. Die Verwendung des
Imperativ Präsens passt besonders gut, wenn der Angesprochene in diesem
Moment bereits weint bzw. sich beklagt (vgl. Rijksbaron 1984, 43-4).
βουκέφαλον Die Bedeutung von βουκέφαλος als Bezeichnung für ein
Pferd (vgl. auch fr. 43) wurde (ausgehend von Βουκεφάλας, dem Namen des
Pferds Alexanders d. Gr.) schon in der Antike kontrovers diskutiert (vgl. oben
zum Zitatkontext). Wahrscheinlich nimmt das Wort (wie κοππατιας und σαμ-
φόρας) auf ein eingebranntes Zeichen Bezug, das vielleicht auf die Herkunft
(hier nach dem Zitatkontext aus Thessalien84) und/oder Reinrassigkeit des
Pferdes verwies (vgl. Myres 1933, Kroll 1977, 86. 87; anders Braun 1970,
256).85 Mehrmals erscheint das Wort βουκεφάλας auch auf Bleitäfelchen
vom Kerameikos und der Agora, auf denen Pferde der athenischen Kavallerie
verzeichnet sind (vgl. Braun 1970, 199. 256 mit Kat.-Nr. 45. 50. 88,1. 92. 158.
236. 458/59 [wahrscheinlich 4./3. Jh. v. Chr., vgl. Braun 1970, 196], und Kroll
1977, 86-7. 88 mit Kat.-Nr. 43. 106 [aus dem 3. Jh. v. Chr.]).

80 Auch dass die Szene (wie Bergk ebd. 960 vermutet) im Prolog des Stücks stand ist,
unsicher (vgl. zu den Unsicherheiten bei der Rekonstruktion dieser Szene auch
Kann 1909, 21).
81 Zur oratio recta in der Komödie vgl. zu fr. *21.
82 Zu einem Zitat in oratio recta in einer solchen Erzählung im Prolog vgl. Ar. Nub.
69-72 (aus dem Prolog der Wolken, in dem Strepsiades von der Erziehung seines
Sohns Pheidippides berichtet).
83 Beispiele für die Verwendung von Zitaten in oratico recta in der Beschreibung
typischer Vehaltensweisen sind z. B. Ar. Ihesm. 403-6. 483-5. 508-9. 514-6.
84 Vgl. Ehrenberg 1951, 77 mit Anm. 6. 138 mit Anm. 8.
85 Zu eingebrannten Zeichen vgl. auch Dover 1968, 95-6 ad Ar. Nub. 23.
 
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