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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0284
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280

Aristophanes

Textgestalt Der Anfang kann sowohl als τήνδ’ (= τήνδε) als auch als την δ’
(= την δέ) gelesen werden.148 Entscheidet man sich für τήνδ’, dann fehlt ein
Substantiv als Bezugswort,149 das entweder vorher im selben Satz (in diesem
Fall wäre aber die Auslassung des Worts im Lemma erklärungsbedürftig)
oder im vorausgehenden Kontext gestanden haben muss.150 Das Fehlen eines
Artikels (nicht τήνδε τήν έωλον, sondern einfach τήνδ’ έωλον) im überliefer-
ten Textauszug legt nahe, dass der Artikel entweder bei dem vorausgehenden
Bezugswort stand, oder (was insbesondere bei direkter Deixis oder paratragi-
scher Sprache möglich ist151) ganz fehlte. Weniger wahrscheinlich, wenn auch
nicht völlig auszuschließen, ist τήν δ’, vielleicht mit einer Gegenüberstellung
verschiedener Exemplare derselben Sache, von denen eine mit έωλος näher
bestimmt wird.
Interpretation Es könnte sich um das Ende eines iambischen Trimeters152
oder eines trochäischen Tetrameters handeln (in letzterem Fall könnte das
Fragment - wie das im Papyruskommentar kurz vorher diskutierte, im sel-
ben Metrum stehende, fr. 590,53-56 - noch zum Antepirrhema der Parabase
gehören;153 bei einer Deutung als iambischer Trimeter gehört das Fragment

148 Darauf weist Luppe 1971, 108 Anm. 1 hin (und erneut Luppe 1973, 278 Anm. 13).
149 Vgl. schon Hofmann 1970, 9: „... auch wenn zu τήνδ’ έωλον das Substantiv fehlt“.
150 Direkt könnte z. B. ein Verb (oder Partizip) vorausgegangen sein (z. B. δίδωμι,
φέρουσα, λαβοϋσα, εύρούσα), während das Substantiv zu τήνδ’ έωλον entwe-
der (wenn es sich um iambische Trimeter handelt) im vorausgehenden Vers oder
(in einem trochäischen Tetrameter) am Anfang desselben Verses gestanden ha-
ben kann. Mit einer solchen Wortstellung ließe sich die Wahl des Lemmas im
Papyruskommentar zumindest etwas besser erklären.
151 Vgl. z.B. Ar. Ach. 983 (kret.-päon.) λαβέ τήνδε φιλοτησίαν („Sc. κύλικα“ Olson
2002, 314), Eq. 1166-7 ιδού, φέρω σοι τήνδε μαζίσκην έγώ / έκ των όλων των έκ
Πύλου μεμαγμένην, Vesp. 1132 τηνδί δέ χλαϊναν, Pac. 304 (troch. tetr.) ήμερα γάρ
έξέλαμψεν ήδε μισολάμαχος, 1224 (paratrag., was hier auch das Fehlen des Artikels
erklären könnte) δεκάμνω τωδε θώρακας κύτει, Αν. 921 τήνδ’... πόλιν, Thesm. 301
(Prosa) εκκλησίαν τήνδε, 313 (lyr.) ταΐσδ’ έπ’ εύχαΐς, 889 (paratragisch) τάσδε
τυμβήρεις έδρας, Ran. 1128 (Tragödienzitat) εις γην τήνδε, Nicoch. fr. 8 φέρε νϋν
ταχέως χιτώνα τόνδ’ έπενδύτην, Alex. fr. 293 φιλοτησίαν σοι τήνδ’ έγώ / ιδία τε
καί κοινή κύλικα προπίομαι, Diph. fr. 45,3 τονδί δέ ναστόν Άστ<ερ}ίωνος μείζονα.
152 Zum Vergleich: In den Trimetern der Acharner stehen 6 von 7 Wörtern der pros-
odischen Gestalt am Versende; darunter sind auch zwei Partizipien im
Perfekt Passiv, Ar. Ach. 459 άποκεκρουμένον, 517 παρακεκομμένα (ein weiteres
Passivpartizip derselben prosodischen Gestalt steht einen Fuß vor dem Versende:
Ar. Ach. 453 διακεκαυμένον); vgl. Orth 2015b, 113.
153 Vgl. Luppe 1971, 108 (der allerdings an den Anfang eines trochäischen Tetrameters
denkt).
 
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