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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0285
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Άνάγυρος (fr. 51)

281

dagegen zu einer Szene nach der Parabase). Die Metaphorik spricht vielleicht
eher für eine Zugehörigkeit noch zur Parabase, wobei allerdings dann τήνδ’
schwerer zu erklären ist (vielleicht als Deixis innerhalb eines in oratio recta
wiedergebenen Zitats?).
Betrachtet man den Text unabhängig von den antiken Erklärungen und
auf der wörtlichen Ebene, dann liegt nahe, an eine Speise zu denken, die
bereits abgekühlt und alt geworden und dann erneut aufgekocht worden
ist.154 Übertragen könnte man das z. B. auf dichterische Ideen beziehen, die,
nachdem sie kalt geworden sind, von einem Rivalen (oder vom selben Dichter)
wieder aufgekocht werden, oder vielleicht auch auf eine ganze Komödie (was
gut mit τήνδ’ vereinbar wäre).155 Andere metaphorische Bezüge vermuten,
ausgehend von derselben Interpretation der wörtlichen Ebene, Edmonds I
(1957) 585 Anm. e („the violation of the mysteries?“156) und Henderson ap.

154 So Hofmann 1970, 9: „Etwas von gestern, also etwas Altes, Abgestandenes ist auf-
gekocht und dann wieder zu etwas Neuem angehäuft oder aufgeschichtet worden“.
Vgl. schon Edmonds I (1957) 584 Anm. 6 („sc. φακήν; cf. αναβρασμός“) und 585
(wo er übersetzt „Yesterday’s (soup) boiled up again“), und dazu Hofmann 1970,
10 („Vielleicht hat Edmonds nicht unrecht, wenn er φακήν als Ergänzung zu τήνδ’
έωλον in Erwägung zieht; denn in fr. II unseres Papyrus lassen sich in Z. 5 ff. φά]||
κους, φάκου[ς und τούς φάκο[υς ausmachen“); ähnlich zuletzt auch Pellegrino
2015, 344: „II mutilo lemma delle rr. 67-68, coincidente con il participio perfetto
άναβεβρασμένην presente nel fr. 51 del Anagiro tramandato da Fozio ... potrebbe
riferirsi alla modalitä di cottura di alimenti fluidi o minestre (certo e ehe, come pro-
vano i successivi rr. 75-76, era testimoniata in questa commedia anche l’occorenza
del termine φακούς, «lenticchie», oggetto del relativo lacunoso commento nei rr.
78 e 80)“.
155 Vgl. Hofmann 1970, 9: „Das kann nur so verstanden werden, dass Aristophanes
sich einer neuerlichen Metapher, diesmal aus dem Bereich der Küche, bedient,
um die plagiierende Tätigkeit des Eupolis abermals zu geisseln. Das Alte und
Abgestandene ist die alte Komödie des Aristophanes (wohl die „Ritter“), in denen
Eupolis kräftig herumgerührt, sie dann augekocht und zu einem neuen „Menü“
zusammengestellt hat“, Luppe 1971, 108: „Das zu έωλον gehörige Substantiv bleibt
unbekannt, aber H. wird recht haben, auch hierin eine Metapher zu sehen. Aber
auch hier wird es sich nicht um einen Plagiatvorwurf gegen Eupolis handeln,
wie er meint, sondern diese Stelle eher allgemein gegen Wiederverwendung alter
Komödienstoffe gerichtet sein“, Wankel 1976, 348: „Im ‘Anagyros’ des Aristophanes
kam das Adj. έωλος übertragen offenbar bei einem Vorwurf des Plagiats vor“ (mit
Hinweis auf Hofmann 1970, 9). Vgl. auch Sonnino 1998, 33; „Quello pero ehe pare
certo e ehe il poeta stia parlando di come qualcosa di vecchio sia rimesso in sesto“.
156 Ausgehend von der hochspekulativen Annahme, dass sich das ganze Stück (für das
Edmonds zudem eine ganz unwahrscheinliche Datierung in die Zeit von Andokides’
 
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