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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0286
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282

Aristophanes

Rusten 2011, 287 (der vorschlägt, dass sich τήνδ’ έωλον άναβεβρασμένην auf
„the stepmother’s lust“ beziehen könnte).
Allerdings sollte die Tatsache, dass im Papyruskommentar und dem Ein-
trag von Photios und Hesychios mehr oder weniger stark abweichende (und
zumindest in ersterem Fall auf direkter Kenntnis des weiteren Kontexts und
des Bezugsworts beruhende) Erklärungen gegeben werden (vgl. oben zum
Zitatkontext), zumindest als Warnung dienen, wie unsicher jede Interpretation
hier vorerst bleiben muss.
έωλον Das Adjektiv έωλος, -ον (abgeleitet wahrscheinlich von έως „Mor-
genröte“, vgl. Frisk s. v. έως) bezeichnet besonders Speisen, die bereits älter
sind (oft warm hergestellte/zubreitete Speisen, die inzwischen kalt sind). So
wird bei Hp. Affect. 52 vol. VI p. 260,19 frisches und altes Brot (πρόσφατος ή
έωλος), bei Hp. Int. 22 vol. VII p. 222,8 noch warmes und schon abgekühltes
Brot gegenübergestellt (θερμόν, μή έωλον), während bei Hp. Vict. 2,44 vol. VI
p. 542,9-10 offenbar von drei „Altersstufen“, warmem, kaltem und altem Brot,
die Rede ist (άρτοι θερμοί μεν ξηραίνουσι, ψυχροί δε ήσσον, έωλοι δέ τι ήσ-
σον); bei Hp. Int. 22 vol. VII ρ. 222,13 ist von gekochten, aber danach liegenge-
bliebenen und abgekühlten Fischen die Rede (έφθοΐσιν έώλοισι καί ψυχροίσι).
In der Komödie ist bei Antiph. fr. 159,6-7 σήπονθ’, έωλοι κείμενοι δύ’ ήμέρας /
ή τρεις von Fischen die Rede, die zwei oder drei Tage beim Fischverkäufer vor
sich hingammeln, bei Axionic. fr. 6,14-15 erklärt ein Parasit, dass er, wenn er
heute von einem gekochten γλαυκός (einem Fisch) esse, am nächsten Tag auch
noch mit dem kalten Rest davon zufrieden sei (γλαύκου βεβρωκώς τέμαχος
έφθόν τήμερον / αύριον έωλον τοΰτ’ έχων ούκ άχθομαι); vgl. auch Axionic. fr.
8 (wo ein Koch sich rühmt, aus den Resten eines Hochzeitsmahls ein besonders
schmackhaftes Gericht zu machen, so dass alle einhellig der Meinung seien,
dass der Tag danach besser sei als die Hochzeit selbst, Vers 6 των γάρων
κρείττω γεγονέναι την έωλον ήμέραν). Der Sprecher von Philetaer. fr. 7,6-7
erklärt es dagegen für nutzlos, das Geld im Haus zu lagern und dabei alt wer-
den zu lassen (περίεργόν έστιν άποκεΐσθαι πάνυ / έωλον ένδον τάργύριον).
Auf weitere Möglichkeiten einer übertragenen Verwendung deutet die bei
Philostr. VS 1 Prooem. p. 4,4-6 (= Gorg. A 24 D.-K.) überlieferte (nicht weiter
verifizierbare) Nachricht, dass Gorgias Prodikos dafür verspottet habe, dass er
Abgestandenes (έωλα) und schon oft Gesagtes behandle (vgl. auch oben zur
Interpretation). Vgl. mit weiteren Belegen Wankel 1976, 348 ad Dem. 18,50.
άναβεβρασμένην Part. Perf. Pass, von άναβράττω (-βεβραγμένην im
Papyrus ist eine orthographische Variante derselben Form, vgl. oben zum

Rede Über die Mysterien 399 v. Chr. vorschlägt) darauf bezieht (Edmonds I (1957)
582-3 Anm. c).
 
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