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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0289
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Άνάγυρος (fr. 52)

285

Behandlung von Kranken in Verbindung gebracht wurde (wobei 'ίσως zeigt,
dass es sich um eine als möglich, aber nicht sicher betrachtete Interpretation
antiker Philologen handelt).
Textgestalt Blaydes 1885, 26 schlägt πλήν άπορήνου ρόας vor, unter der
Annahme, dass des Fragment für „kernlose“ Granatäpfel zitiert wird (aber
das ist unsicher, vgl. oben zum Zitatkontext); gegen einen Eingriff in die
Überlieferung spricht auch die Parallelüberlieferung bei Hesychios, und vgl.
Ar. Vesp. 1269 άντί μήλου καί ρόας.* * * * * * 161
Interpretation Vergleichbar ist einerseits (für πλήν x καί y) Ar. Lys. 139
ούδέν γάρ έσμεν πλήν Ποσειδών καί σκάφη „denn wir sind nichts außer
Poseidon und ein Kübel“162 (wobei das Trimeterende πλήν Ποσειδών καί
σκάφη metrisch äquivalent ist mit πλήν άλεύρου καί ρόας) und andererseits
(für die Verbindung x καί ρόαι) das offenbar sprichwörtliche μήλα καί ρόαι
(Ar. Vesp. 1269 άντί μήλου καί ρόας, Epil. fr. 2 μήλα καί ρόας λέγεις; vgl. mit
weiterer Literatur Orth 2014a (FrC 9.2) 257-9).
Bothe 1844, 21. 22 interpretiert das Fragment (wie auch fr. 56 ούχ έψητών
λοπάς έστιν) als Teil einer Klage des jungen Mannes über die Sparsamkeit
seines Vaters bei Einkäufen. Allerdings deutet die Erklärung des Ausdrucks
bei Hesychios auf einen medizinischen Zusammenhang, und Kaibel ap. K.-A.
vergleicht Hp. Epid. 7,80 vol. V p. 436,14-16 Littre (über die Nahrung, die
ein Kranker gegen Ende seiner Krankheit zu sich nahm) πρώτον ποτόν τό
άπό κρίμνου, άλλοτε άπό μήλων όμοΰ καί σίδης χυλός καί φακού πεφωσμέ-
νου ψυχρός· καί άλεύρου πλύμα έφθόν ψυχρόν, λεπτόν ρόφημα („zuerst ein
Trank von grobem Gerstenmehl, ein anderes Mal ein Saft von Äpfeln und
Granatapfel zugleich, und ein kalter von gerösteter Linse; und eine kalter
gekochter Aufguss von Weizenmehl, ein leichter Brei“). Wenn die bei Hesych.
α 2902 versuchte Erklärung richtig ist, dann könnte hier von einem oder
einer Kranken die Rede sein, der/die nichts als Weizenmehl und Granatäpfel
(d. h. wohl, daraus hergestellte Tränke bzw. Suppen) essen kann/darf (so
schon Kock I (1880) 404). Ein plausibler Vorschlag (natürlich exempli gratid)

(analog zu σησαμοϋντες, Plural von σησαμοϋς „Sesamkuchen“) eine Korrektur
zu άλευροϋντες vor. Anstelle von Άντικλείδη (FGrHist 140 F 23 [dub.]) ist wahr-
scheinlich Αύτοκλείδη (FGrHist 353 F 5 = BNJ 353 F 4) zu lesen (Schwartz 1894,
2426,18-25), da Autokleides auch sonst als Verfasser eines Εξηγητικόν bezeugt ist
(vgl. jetzt N. F. Jones, Autokleides (353), BNJ, Brill Online). Vgl. Latte 1953, 103 und
Kassel/Austin, PCGIII.2 (1984) 57.
161 Blaydes’ Vorschlag wird knapp zurückgewiesen auch von Rau 1986, 16.
162 Zur Erklärung der Stelle, die auf eine Tragödie des Sophokles über Tyro anspielt,
vgl. Sommerstein 1990, 162.
 
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