Metadaten

Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0300
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
296

Aristophanes

mit der Anagyroslegende wäre hier sogar ein direkter Bezug auf die Szene
aus dem Hippolytos denkbar, in der der von dheseus verbannte Titelheld ins
Exil geht. Hinzu kommt vielleicht als weiteres Vorbild noch eine ähnliche
Abschiedsszene aus Euripides’ Phoinix (vgl. unten zu 1 Άλον τον Φθιώτην).
Der Infinitiv wäre dagegen besonders gut erklärbar, wenn es sich um eine
Art Verwünschung handelt, mit der der Sprecher ausdrückt, dass er mit den
genannten Orten und Personengruppen nichts mehr zu tun haben will (z. B.
wenn eine Form von κελεύω vorausging184); vgl. z. B. Ar. Ach. 200 χαίρειν
κελεύων πολλά τούς Άχαρνέας (mit Olson 2002, 133), Eur. Hipp. 113 την σήν
δε Κύπριν πόλλ’ έγώ χαίρειν λέγω (mit Barrett 1964, 180), 1058-9 τούς δ’
ύπέρ κάρα / φοιτώντας δρνις πόλλ’ έγώ χαίρειν λέγω, Phoen. 919 χαιρέτω
πόλις, Cycl. 363-7 χαιρέτω μέν αύλις άδε, / χαιρέτω δέ θυμάτων / άποβώμι-
ος αν άνέχει θυσίαν / Κύκλωψ Αίτναΐος ξενικών κρεών κεχαρμένος βορά.
Nicht auszuschließen ist auch, dass Aristophanes hier den Abschiedsgruß des
Hippolytos bei Eur. Hipp. 1094-7 in eine Verwünschung umwandelte (wie sie
gerade mit dem Infinitiv χαίρειν auch im Hippolytos zweimal ausgesprochen
wird [113. 1058-9; s.o.]). Vgl. auch unten zu 2 άτεχνώς.
Durch die Verwendung der anapästischen Dimeter wird das tragische
Pathos hier vielleicht noch erhöht. Vgl. die Verwendung dieses Metrums im
Hippolytos in Vers 176-266, und dann wieder 1283-95 und 1342-69, und zu
paratragischen anapästischen Dimetern bei Aristophanes - gerade auch in
Duetten zwischen zwei Charakteren oder einem Charakter und dem Chor -
Pac. 82-90. 92-101. 114-7. 154-72, wo eine Szene im selben Metrum aus
Euripides’ Bellerophontes (fr. 307-8) aufgegriffen wird (vgl. Rau 1967, 89-97
und Olson 1998, 84 ad Ar. Pac. 82-90), Lys. 954-79 (Kinesias und der Chor
der alten Männer; Parker 1997, 59 vergleicht Eur. Hipp. 1347-69), Thesm.
39-62 (Gesang des Dieners des Agathon); vgl. Parker 1997, 56-7. 59, und vgl.
auch oben zu fr. 53, Interpretation. Andererseits ergibt sich aber in Vers 2
besonders durch άτεχνώς (vgl. zum Lemma), aber auch durch die Erwähnung
der Anagyrasier ein Bathos-Effekt.
1-2 χαίρειν μέν .../χαίρειν δ’ Vgl. Aesch. Ag. 508 νυν χαΐρε μέν χθών,
χαΐρε δ’ ήλιου φάος, Eur. Cycl. 363-7 χαιρέτω μέν αύλις άδε, / χαιρέτω δέ θυ-
μάτων / άποβώμιος ... / Κύκλωψ Αίτναΐος ξενικών / κρεών κεχαρμένος βορά,
Theocr. 26,33-35, Callim. Hymn. 4,325-326, und zu der Form der Anapher
Fehling 1969, 192-4.
Kassel/Austin ad l. vergleichen für die absolute Verwendung von χαίρειν
Sapph. fr. 155 V. πόλλα μοι τάν Πωλυανάκτιδα παΐδα χαίρην, Plat. Ion. 530a

184

Das vermutet Edmonds I (1957) 586 Anm. 5 („sc. κελεύω“).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften