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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0311
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Ανάγυρος (fr. 57)

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der einzige andere Fall in der Komödie, wo χθές auf einen Konsonanten folgt,
ebenfalls in einem anapästischen Vers steht (vgl. unten zu χθές).198 Zu der
Frage, ob Πέρδιξ (wie hier) oder πέρδιξ (wie in PCG) zu schreiben ist, vgl. zur
Interpretation.
Interpretation Nach dem Zitatkontext bezieht sich der Vers auf den auch
bei Ar. Av. 1292-3 Πέρδιξ μέν εις κάπηλος ώνομάζετο / χωλός genannten
Schankwirt Perdix (sicherlich ein Spottname, vgl. unten zum Lemma), und das
erscheint grundsätzlich gerade auch angesichts der Datierung des Anagyros
auf 420-412 v. Chr.,199 und damit in zeitlicher Nähe zu den Vögelri) plausibel.
Trotzdem stellt sich die Frage, was hier im ursprünglichen Zusammenhang die
primäre Bedeutung war („Rebhuhn“ oder „Perdix“), und ob man entsprechend
πέρδιξ (so Kassel/ Austin) oder Πέρδιξ (so die meisten Editionen, zuletzt auch
Henderson 2007, 136 und Pellegrino 2015, 65) schreiben sollte.
An ein Rebhuhn denkt Tsantsanoglou 1984, 83, der das Fragment mit den
im selben Metrum stehenden fr. 53 und 55 und dem katalektischen Dimeter
in fr. 56 zusammenbringt200 und übersetzt: „Yesterday at least I caught a
lame partridge (but there is nothing today)“; aber das ist für sich betrachtet
keine besonders naheliegende Wiedergabe der Formulierung mit χθές ... ήν
in dem Fragment. Plausibler wäre dagegen eine Übersetzung wie „und doch

198 Alle anderen Vorschläge sind weniger überzeugend (und setzen in den meisten
Fällen auch eine kompliziertere Fehlergenese voraus): Einen Versuch, iambische
Trimeter herzustellen, unternimmt zuerst Brunck 1783, III 221 (και μήν γάρ εχθές
χωλός ήν Πέρδιξ ^-), während Bothe 1844, 23 und Nauck ap. Meineke, Ed. min. I
(1847) xi das Fragment in der Form καί μήν χθές παρήν / Πέρδιξ ό χωλός auf zwei
Trimeter verteilen (prob. Meineke, Ed. min. I (1847) xi, und übernommen von Holden
1868, 709; gestützt von Blaydes 1885, 31 durch Hinweis auf Ar. Vesp. 1301 καίτοι
παρήσαν Ίππύλος Άντιφών Λύκων; contra: van Herwerden 1872, 55), was Kock I
(1880) 405 (im Kommentar) dann (unter der Annahme, dass im iambischen Trimeter
nur die Form έχθές verwendet ist, und in den Fällen, in denen im Trimeter χθές nach
einem Vokal steht, χθές zu schreiben ist) zu καί δή ’χθές παρήν / Πέρδιξ ό χωλός
weiterentwickelt. - Dagegen übernimmt Dindorf 1869, 195 (καί μήν Πέρδιξ χθές γ’
ήν χωλός) Porsons Korrektur und die Deutung als anapästischer Dimeter, orientiert
sich jedoch in der Wortstellung an dem in R überlieferten καί μήν πέρδιξ χθές ήν
χωλός (allerdings mit dem Nachteil, dass nun γ’ von καί μήν weiter entfernt ist).
199 Vgl. oben S. 233-4, und zu fr. 57 als (zusätzlichem) Hinweis auf eine solche
Datierung S. 235 mit Anm. 57.
200 Vgl. schon Schmid 1946, 199 mit Anm. 55, der das Fragment (zusammen mit fr. 53
und 56 als Teil einer „Arie“ in anapästischen Dimetern interpretiert (tatsächlich
handelt es sich eher um einen Dialog oder Wechselgesang, s.u.).
 
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