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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0333
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Άνάγυρος (fr. 59)

329

werden können, auch dasselbe Thema behandeln.252 Problematisch bleibt aber
besonders die Deutung von χρή, das (nach den oben genannten Parallelen)
eher auf eine Forderung als auf die Schilderung einer unausweichlichen
Konsequenz deutet.253 Denkbar wäre aber vielleicht, dass hier einem der
plagiierenden Rivalen eine entsprechende Forderung in den Mund gelegt
wird, oder einfach gesagt wird: „Wenn ihr meint, dass alle sich (in altem
Badewasser) mitwaschen und dabei auf Schwämme verzichten sollen, dann
solltet ihr einem meiner Rivalen den Preis zuerkennen. Wenn ihr aber mit in
frischem Wasser baden wollt und auf Schwämme oder ähnliche Gegenstände
nicht verzichten wollt, dann müsst ihr euch an den Dichter halten, der immer
wieder neue Einfälle hat und sich nie wiederholt“.
Schließlich bleibt noch die Frage, ob in der unmittelbaren Umgebung von
fr. 59 auch das bei Eustathios genannte σπαρτίον vorgekommen sein könn-
te. Bei einer Zugehörigkeit des Fragments zu einer Auseinandersetzung des
Aristophanes mit seinen Rivalen wäre das relativ gut möglich: Schwämme
und ein σπαρτίον genanntes Geflecht aus Schnüren254 könnten dann einfach
für unterschiedliche Hilfsmittel stehen, mit denen die hier mit Bademeistern
parallelgesetzten Komödiendichter die Badenden verwöhnen, wobei das
σπαρτίον dann für eine neue Erfindung eines besonders kreativen Dichters wie
Aristophanes stehen könnte. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass
Eustathios in Bezug auf σπαρτίον (unter Berufung auf antike Interpretationen
einer Stelle des Anagyros, vielleicht aus einem Kommentar) tatsächlich davon
spricht, dass dieses irgendwann „erfunden“ wurde (εύρέθη γάρ ποτέ τοΐς
λουομένοις αντί σπόγγων πλέγμα τι άπό σπάρτων ώς είκός, καί λέγεται
Αριστοφάνης παραδηλοΰν αύτό έν δράματι καλουμένω Αναγύρω).

252 Vgl. dagegen Whittaker 1935,190, die für fr. 58 und 59 an ein άπλοϋν einer Parabase
mit zwei verschiedenen Themen denkt.
253 Zu χρή vgl. schon Luppe 1971: „Die Form der Aussage (χρή) paßt m. E. zu der
Plagiatdeutung nicht.“ Bothes Vermutung, dass mit χρή ausgedrückt wird, dass
die Rivalen des Aristophanes nicht anders könnten, als zu plagiieren, ist wenig
wahrscheinlich.
254 σπαρτίον (Deminutiv von σπάρτον) bezeichnet sonst eine kleinere Schnur, vgl. Ar.
Pac. 1247, Philippid. fr. 13,2, Arist. Meeh. 850a (mehrfach), etc. (vgl. mit weiteren
Belegen LSJ s.v.), und daneben auch den Pfriemenginster (Spartium junceum; auf
diesen bezieht Edmonds I (1957) 589 Anm. b auch das von Eustathios erwähnte
σπαρτίον, das er mit „broom“ übersetzt; die Pflanze ist allerdings giftig). Dass das
σπαρτίον von Armen anstelle der Schwämme verwendet wird, vermutet Gil 1989,
59.
 
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