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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0357
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Βαβυλώνιοι

353

geht hervor, dass die Babylonier, nach denen das Stück benannt ist, tätowierte
Mühlensklaven waren. Auf diese Sklaven bezieht sich höchstwahrscheinlich
auch fr. 90 (Αριστοφάνης έν Βαβυλωνίοις τά μέτωπα των οίκετών Ίστριανά
φησι, έπε'ι έστιγμένοι είσίν) und fr. 99 (στίγων), und auf die Mühle, in der sie
arbeiten,7 fr. 95 ζώντειον (glossiert als Mühle oder Ort der Bestrafung von
Sklaven), und vielleicht auch fr. 78 εις (oder έχεις) άχυρα καί χνούν und fr.
96 θωμός (ein Wort, das u.a. einen Haufen von Getreidekörnern bezeichnet);
vgl. auch fr. 89 άνθ’ 'Ερμιόνος (mit Bezug auf einen Zufluchtsort für Sklaven).
Zudem greift, wie Rostagni 1925, 481 mit Anm. 3 vermutet, Ar. Ach. 507-8
(vgl. unten zu test. *x) άλλ’ έσμέν αύτοί νΰν γε περιεπτισμένοι· / τούς γάρ
μετοίκους άχυρα των αστών λέγω vielleicht direkt die Mühlenthematik aus
den Babylönioi auf (auf deren Aufführung zuvor in Vers 502-6 Bezug genom-
men wird).
2. Dass die Mühlensklaven tätowiert sind, deutet (wie Welsh 1983, 144
bemerkt8) darauf, dass es sich um flüchtige Sklaven handelt, die zur Strafe
(und Vermeidung einer zukünftigen weiteren Flucht) durch die Tätowierung
gekennzeichnet worden sind. Gegen Welshs Annahme, dass die Babylonier in
dem Stück auf der Flucht aus dem Perserreich nach Athen kommen,9 spricht
aber, dass flüchtige Sklaven erst in dem Moment tätowiert werden konnten,
in dem sie wieder eingefangen wurden.10 Eine einfachere Erklärung wäre,
dass sie in der Mühle wieder (wenn auch unter verschärften Bedingungen) für
denselben Herrn arbeiten, von dem sie zuvor weggelaufen sind.
3. Die Vielzahl von erhaltenen Bezügen auf die Mühle und das offensicht-
liche, auch visuelle, Potenzial dieses Motivs spricht dafür, dass diese Mühle
zumindest für einen Teil der Handlung auch den Bühnenhintergrund bildete.
Zu dieser Annahme passt auch die Formulierung τούς έκ τού μυλώνος ...

7 Bei dieser Mühle handelte es sich vermutlich nicht um eine Drehmühle (die es
zu Aristophanes’ Zeit wahrscheinlich noch nicht gab), sondern eine Hebelmühle,
wie sie ab dem Ende des 6. Jh. v. Chr. nachweisbar ist (zu der Entwicklung der
verschiedenen Formen von Mühlen vgl. Moritz 1958, 1-144, zur Hebelmühle be-
sonders 42-52 und 13 Fig. 1 [wo Personen bei der Arbeit an einer solchen Mühle
gezeigt werden], und zur Sklavenarbeit in einer solchen Mühle besonders 52, wo
die Vermutung geäußert wird, dass noch die in den Komödien des Plautus genann-
ten Mühlen zu diesem Typ gehörten). Ein frühes Zeugnis für Sklavenarbeit in einer
Mühle ist Soph. fr. 851 R. (Admetos über Apollon) ούμός δ’ αλέκτωρ αυτόν ήγε
προς μύλην; vgl. auch Pherecr. fr. 10.
8 Vgl. auch Ehrenberg 1951, 188 mit Anm. 3.
9 Welsh 1983, 144.
10 Vgl. zu dieser Schwierigkeit die Diskussion von Welsh 1983, 144 Anm. 27.
 
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