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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0359
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Βαβυλώνιοι

355

und mühevolle Arbeiten verrichten müssen, von denen sie dann im Laufe des
Stücks befreit werden.* * 15
6. Der Sprecher von fr. 71 äußert beim Anblick der tätowierten babylo-
nischen Mühlensklaven (oder von einem von ihnen) die Vermutung, dass es
sich um den δήμος der Samier handelt (womit vielleicht auf das im Vergleich
zum attischen mehr Buchstaben enthaltende ionische Alphabet angespielt
wird; vgl. zu fr. 71 πολυγράμματος). Die (wahrscheinlich als Frage zu in-
terpretierende) Formulierung Σαμίων ό δήμος έστιν („Ist der/dieser δήμος
derjenige der Samier?“) legt dabei nahe, dass er von vornherein davon ausgeht,
dass es sich um einen δήμος handelt. Das aber ist in Bezug auf babylonische
Mühlensklaven überraschend und nur damit zu erklären, dass bereits im vor-
ausgehenden Kontext eine Verbindung zwischen den babylonischen Sklaven
und einem oder mehreren δήμοι hergestellt worden ist. Wenn der Sprecher
dabei genauer an Samier denkt, so wäre das besonders leicht zu erklären,
wenn er bereits davon ausgeht, dass es sich nicht nur allgemein um δήμοι,
sondern um solche der athenischen Bundesgenossen von den Inseln handelt.
Dass in dem Stück tatsächlich die Situation der δήμοι der Bundesgenossen
thematisiert wurde, wird bestätigt durch Aristophanes’ eigenes Zeugnis zu
den Babylönioi in der Parabase der Acharner, Ar. Ach. 642 και τούς δήμους
έν ταΐς πόλεσιν δείξας ώς δημοκρατοϋνται (vgl. dazu unten zu test. *xi). Die
von Fritzsche 1830, 20 formulierte und mit detaillierten Argumenten vielleicht
am besten von Schrader 1884 ausgearbeitete, in der jüngeren (besonders der
englischsprachigen) Forschung dagegen in der Nachfolge von Norwood 1930
oft (wenn auch keineswegs einstimmig) zurückgewiesene Vermutung eines
Bezugs der Babylonier auf die Bundesgenossen16 lässt sich auf diese Weise

Vgl. auch die (allerdings nicht weiter begründete) Vermutung von Storey 2005, 202,
dass der Chor der Babylönioi aus Satyrn bestanden haben könnte.
15 Vgl. Seidensticker 1979, 237. 243-4.
16 Vgl. für eine Identifizierung der Babylonier mit den Bundesgenossen (in welcher
Form auch immer) auch Schmid 1946, 183 Anm. 6, Kraus 1985, 104, Mastromarco
1994a, 45, Hartwig 2015, 22, dagegen noch vor Norwood (der es in seiner Schluss-
bemerkung sogar für sicher hält, dass die babylonischen Mühlensklaven nicht für
die Bundesgenossen stehen; vorsichtiger Welsh 1983, 138: „Although Norwood
did not quite succeed in demolishing the theory that the chorus represented the
allies, he did demonstrate that it rests on shaky foundations“) Croiset 1906, 65-6,
und in Norwoods Nachfolge Forrest 1975, 19-20, Storey 1987, 30-1, Zimmermann
2011, 769. Für eine primär babylonische Identität der babylonischen Mühlensklaven
spricht sich auch Welsh 1983 aus, der jedoch vermutet, dass diese Babylonier in
dem Stück mit den athenischen Bundesgenossen verglichen wurden (ebd. 143); vgl.
auch Imperio 1991, 160 Anm. 5.
 
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