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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0360
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356

Aristophanes

mit neuen Argumenten stützen. In welcher Form die beiden Identitäten der
Babylonier dabei miteinander verbunden wurden (zum Vergleich könnte man
den wohl eher versteckten Bezug des Dionysos/Alexandros auf Perikies in
Kratinos’ Dionysalexandros und den deutlicheren des Paphlagon auf Kleon
und der beiden Sklaven auf Demosthenes und Nikias in Aristophanes’ Rittern
heranziehen17), bleibt unklar. Ein aus allegorischen Figuren bestehender Chor
von (männlichen) δήμοι hätte ein Gegenstück in dem Chor von Eupolis’ Poleis,
wo die Städte der Bundesgenossen als Frauen dargestellt wurden. Andererseits
scheint zumindest in fr. 81 die babylonische Identität im Vordergrund zu ste-
hen.18
Eine direkte Bestätigung findet die Annahme eines Bezugs der Babylonier
auf die Bundesgenossen möglicherweise in einem - leider sehr lückenhaft -
auf Papyrus erhaltenen Kommentareintrag zu Ar. Ach. 378 = test, iii (vgl.
unten ad L).
7. Mit einer Verbindung der Babylonier mit den athenischen Bundesgenos-
sen erklären sich in überzeugender Weise gleich drei Einzelheiten in ihrer
Darstellung bei Aristophanes: (a) ihre Tätowierung (die darauf hinweist, dass
sie geflohen sind und wieder eingefangen wurden), (b) ihre Arbeit gerade in
einer Mühle, und (c) ihre Identität als Babylonier.19
(a) nimmt Bezug auf den Versuch der Mytilener, die athenische Herrschaft
abzuschütteln (428 v. Chr.), der 427 v. Chr. (und damit im Jahr vor der
Aufführung der Babylönioi) mit der Einnahme der Stadt durch die Athener
und einer harten Bestrafung der Mytilener endete (vgl. unten Nr. 24);
(b) nimmt ebenfalls auf diese Bestrafung Bezug, spielt zugleich aber viel-
leicht auch auf das Gewerbe eines der führenden athenischen Politiker der
Zeit an, des μυλωνάρχης Eukrates (vgl. dazu unten Nr. 16);

17 Vgl. daneben auch Marikas = Hyperbolos in Eupolis’ Marikas (zu den persischen
Bezügen des Namens und persischen Elementen in dem Stück vgl. Sommerstein
2000, 441 und Storey 2003, 199).
18 Vgl. Welsh 1983,142, der daraus eine primär babylonische Identität der „Babylonier“
erschließt.
19 Kaum hilfreich ist die von Hesych. ß 19 (= test. *vii) überlieferte Information,
dass die Barbaren bei den Athenern „Babylonier“ genannt worden seien. Das ist
sonst nicht bezeugt und könnte direkt aus Aristophanes’ Babylönioi erschlossen
sein, wo die Babylonier tatsächlich mit typischen Attributen barbarischer Sklaven
versehen waren (vgl. Welsh 1983, 140-1). Damit ist aber noch nicht erklärt, wa-
rum Aristophanes gerade diese Wahl trifft. Ebensowenig genügt auch einfach der
Sklavenstatus von Aristophanes’ Babyloniern, da als Herkunft von Sklaven in der
Komödie sonst regelmäßig z. B. Lydien, Phrygien und Thrakien, aber nie Babylon
genannt wird (vgl. Welsh 1983, 142).
 
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