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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0362
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358

Aristophanes

8. Der Titel des Stücks weckt zumindest die Erwartung, dass die Babylonier
den Chor bilden (wie das in den pluralischen Titeln der erhaltenen Komödien
des Aristophanes durchgehend der Fall ist25). Diese Annahme wird auf den
ersten Blick bestätigt durch fr. 81 ή που κατά στοίχους κεκράξονταί τι βαρ-
βαριστί, das sich (wie insbesondere βαρβαριστί nahelegt) wahrscheinlich
auf die Babylonier bezieht. Das Metrum (iambischer Tetrameter) passt zu der
Annahme, dass der Vers die Bemerkung eines Beobachters der Parodos ist,
und κατά στοίχους ist nach Poll. 4,108-9 ein Fachterminus für eine breite
Formation (in der Tragödie fünf mal drei, in der Komödie sechs mal vier)
beim Einzug des Chors. Ist diese Annahme richtig, dann kann daraus sicher
erschlossen werden, dass die babylonischen Mühlensklaven den Chor bilde-
ten.26 Dass hier (was ungewöhnlich ist) direkt explizit auf die Chorformation
Bezug genommen wird, könnte man z. B. damit erklären, dass die (noch an
die Mühle festgebundenen oder schon befreiten) Babylonier sich zunächst zu
einem Chor formieren müssen.
Es gibt allerdings noch eine weitere Möglichkeit, fr. 81 zu erklären, bei der
sich keine klaren Hinweise mehr auf eine Chorrolle der Babylonier ergeben:
Denn στοίχος kann nicht nur eine Reihe in einer Chorformation, sondern
auch eine solche in einer Heeresformation bezeichnen. Das Fragment könnte

25 Die einzige Ausnahme sind die Frösche, wo aber gerade mit dieser Erwartung
gespielt wird, da noch vor dem Auftritt des eigentlichen Chors die Frösche in Vers
210-62 als Nebenchor zu hören (und vielleicht auch zu sehen) waren. Vgl. zum
Chor der Frösche Dover 1993, 55-69, und zu der Frage, warum das Stück nach dem
Nebenchor benannt ist, Sommerstein 1996, 12 Anm. 55.
26 So zuerst Dindorf 1829, 56. Anders Fritzsche 1830, 12-7, der die in fr. 84 geäußerte
(und von ihm plausibel der Parabase zugewiesene) Kritik an Peisandros für unver-
einbar hält mit der Annahme, dass der Chor aus babylonischen Mühlensklaven hält
und vermutet, dass der Chor aus athenischen „Optimalen“ bestand (ebd. 17: „Ut
brevi praecidam, Chorus in Babyloniis constitit ex optimatibus, qui populärem au-
ram nullo modo captantes saluti rei publicae unice prospicerent, et quidem profecto
e certa parte civium, quae qualis fuerit, quum e fragmentis plane nihil constitui
possit, conjectura assequi frustra coneris“); die Babylonier hätten dagegen die Rolle
eines Protagonisten des Stücks gehabt (ebd. 25: „Hos igitur Babylonios, a quibus
comoedia nomen invenit, quum multi tanquam unius locum explerent, primas
partes egisse arbitror.“). Fritzsches Argumente sind allerdings nicht überzeugend;
vgl. die Diskussion von Gunning 1882, 2-7, der unter anderem darauf hinweist,
dass der Chor in der Parabase seine dramatische Identität ganz ablegen kann, und
vgl. auch Schrader 1883, 813-4, Schrader 1884, 579 und Rostagni 1925, 479. - Ein
weiteres Stück, das wahrscheinlich einen Chor aus Sklaven hatte, sind Pherekrates’
Metalles (darauf weist Zimmermann 2011, 712 hin). Zum Chor der Babylönioi vgl.
zuletzt die Diskussion von Henderson 2013, 284-5.
 
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