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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0363
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Βαβυλώνιοι

359

dann ζ.Β. Teil eines Agons sein, in dem über die Eignung der babylonischen
Sklaven als Soldaten diskutiert wird (vgl. dazu auch unten Nr. 11), und der
Sprecher als Argument dagegen die Vorstellung evoziert, dass die Babylonier
in diesem Fall in geordneten Reihen barbarische Gesänge oder Schreie anstim-
men werden. Vgl. aber (mit Argumenten für die traditionelle Interpretation
des Fragments) unten zu fr. 81, Interpretation.
9. Wenn die Babylonier den Chor bildeten, zugleich aber auch schon im
Prolog in der Mühle zu sehen waren, dann hat das interessante Konsequenzen
für die Gestaltung der Parodos, da der Chor in diesem Fall wahrscheinlich
nicht von außen über einen der Seiteneingänge in die Orchestra trat, sondern
von einer der Türen des Bühnenhintergrunds, und sich dabei zugleich erst
noch als Chor formieren musste (dazu passt auch der explizite Bezug auf die
Reihen der Chorformation in fr. 81).27
10. Nicht nur fr. 71, das sich sicher auf die babylonischen Mühlensklaven
bezieht, sondern auch fr. 72 (für das man aufgrund der inhaltlichen Ähnlich-
keiten mit fr. 81 einen Bezug auf dieselbe Gruppe wie dort vermuten kann)
und fr. 73 (das sich ebenfalls auf eine Gruppe von Personen bezieht) stehen
im iambischen Trimeter (und nicht in einem der Langverse, die man bei ei-
nem direkten Bezug auf den Chor eher erwarten würde). Das könnte als ein
Argument gegen eine Chorrolle der Babylonier verwendet werden,28 aber
auch mit deren besonders exponierter Rolle in der Handlung des Stücks und
(zumindest im Fall von fr. 71, und vielleicht auch fr. 72) der Anwesenheit der
Babylonier schon im Prolog erklärt werden.
11. Unabhängig davon ist zu erwarten, dass die babylonischen Mühlen-
sklaven im weiteren Verlauf des Stücks aus ihrer Gefangenschaft befreit
wurden. Wie das geschah, bleibt unklar, aber eine interessante Möglichkeit
wäre, dass sie zu Soldaten wurden, vielleicht im Dienst entweder des Dionysos
oder - wenn ihre wahrscheinliche zweite Identität, die der athenischen Bun-
desgenossen, stärker hervortrat - der Athener. Dazu würden nicht nur fr. 72
ίστασθ’ εφεξής πάντες έπί τρεις ασπίδας und fr. 76 μέσην ερειδε προς τό
σιμόν (wo allerdings aufgrund des Singulars ein Bezug auf den Chor ganz
unsicher ist) passen, sondern auch fr. 73 ώ Ζεϋ, τό χρήμα τής νεολαίας ώς
καλόν (das zugleich auf die Möglichkeit einer Verjüngung der Babylonier
im Laufe der Handlung deutet). Wenn in fr. 72 die Babylonier angesprochen

27 Ein Stück, in dem der Chor schon im Prolog auf der Bühne anwesend ist, sind
Euripides’ Hiketiden.
28 Zum Bezug auf anwesende Personengruppen im Trimeter vgl. z. B. Ar. Ach. 155-8
(Dikaiopolis, der die thrakischen Odomanten sieht) und Nub. 184-8 (Strepsiades,
der die Schüler im Phrontisterion sieht).
 
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