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Aristophanes
sich Ar. Ach. 642 δημοκρατοϋνται beziehen). Andererseits betont er - wie
Aristophanes in der Parabase der Acharner, 633-40, und vgl. in den Babylönioi
fr. 67 - aber auch immer wieder die Anfälligkeit der Athener für schöne Reden
(3,37,5. 3,38,2. 4-7. 3,40,1), und nennt dabei zumindest an einer Stelle auch
ausdrücklich die Reden der Verbündeten, von denen sich die Athener über-
zeugen lassen (3,37,2 καί ö τι άν ή λόγω πεισθέντες ύπ’ αύτών άμάρτητε ή
ο’ίκτω ένδώτε). Besonders das Neuartige und Ungewöhnliche beeindruckt die
Athener (3,38,5 καί μετά καινότητος ... λόγου άπατάσθαι άριστοι..., δούλοι
όντες των άει άτοπων; vgl. dazu Ar. Ach. 634 παύσας υμάς ξενικοΐσι λόγοις
μή λίαν έξαπατάσθοα). Die Gegenposition vertritt bei Thukydides ein sonst
unbekannter Diodotos Sohn des Eukrates,63 der argumentiert, dass eine harte
Bestrafung der Mytilener den Athenern selbst schaden würde (3,42-48). Auch
diese Rede enthält Elemente, die für die Babylönioi von Interesse sind, so
z.B. die Zurückweisung von Kleons Andeutung, dass Redner, die sich für
die Mytilener einsetzen, bestochen worden sein könnten (3,42,3; vgl. 3,38,2),
die Andeutung, dass die Mytilener durch Athen gewaltsam beherrscht wer-
den (3,46,5), und der Gedanke, dass die Volkspartei in den Städten immer
auf der Seite der Athener stehe, was durch eine überharte Bestrafung der
Mytilener aufs Spiel gesetzt werde (3,47, besonders §2 νυν μέν γάρ ύμΐν ό
δήμος έν πάσαις τάίς πόλεσιν εύνους έστί ...). Am Ende setzt sich Diodotos
durch, und ein zweites Schiff wird nach Mytilene geschickt, das gerade noch
rechtzeitig ankommt, um die Ausführung des früheren Beschlusses zu ver-
hindern. Schließlich werden nur die Hauptschuldigen (immer noch über 1000)
am Abfall hingerichtet, die Mauern von Mytilene geschleift und die Schiffe
beschlagnahmt (Thuc. 3,49-50).
Wenn Aristophanes in den Babylönioi auf diese Ereignisse Bezug nahm,
dann stellt sich natürlich auch die Frage, ob und inwieweit er sich dabei von
der Sichtweise des Thukydides unterschied. Eine interessante Möglichkeit
wäre etwa, dass er schon in diesem Stück den Vorwurf erhob, dass Kleon von
den Mytilenern Bestechungsgelder angenommen habe (vgl. Ar. Eq. 834-5 und
Schol. Luc. Tim. 30 p. 115,13-16,19 Rabe; Rostagni 1925, 488-92, Fois 1998,
120 Anm. 46). Kleon würde dann vielleicht noch deutlicher als Sykophant
dargestellt, der mit seiner harten Haltung gegen die Mytilener letzlich nur
das Ziel verfolgte, diese zu erpressen und von ihnen bestochen zu werden.
63 Zur Identität des Vaters vgl. Gomme 1956, 313, der als eine von mehreren Möglich-
keiten auch den von Aristophanes als Vorgänger des Kleon genannten Politiker
nennt (vgl. zu diesem Eukrates oben Nr. 16).
Aristophanes
sich Ar. Ach. 642 δημοκρατοϋνται beziehen). Andererseits betont er - wie
Aristophanes in der Parabase der Acharner, 633-40, und vgl. in den Babylönioi
fr. 67 - aber auch immer wieder die Anfälligkeit der Athener für schöne Reden
(3,37,5. 3,38,2. 4-7. 3,40,1), und nennt dabei zumindest an einer Stelle auch
ausdrücklich die Reden der Verbündeten, von denen sich die Athener über-
zeugen lassen (3,37,2 καί ö τι άν ή λόγω πεισθέντες ύπ’ αύτών άμάρτητε ή
ο’ίκτω ένδώτε). Besonders das Neuartige und Ungewöhnliche beeindruckt die
Athener (3,38,5 καί μετά καινότητος ... λόγου άπατάσθαι άριστοι..., δούλοι
όντες των άει άτοπων; vgl. dazu Ar. Ach. 634 παύσας υμάς ξενικοΐσι λόγοις
μή λίαν έξαπατάσθοα). Die Gegenposition vertritt bei Thukydides ein sonst
unbekannter Diodotos Sohn des Eukrates,63 der argumentiert, dass eine harte
Bestrafung der Mytilener den Athenern selbst schaden würde (3,42-48). Auch
diese Rede enthält Elemente, die für die Babylönioi von Interesse sind, so
z.B. die Zurückweisung von Kleons Andeutung, dass Redner, die sich für
die Mytilener einsetzen, bestochen worden sein könnten (3,42,3; vgl. 3,38,2),
die Andeutung, dass die Mytilener durch Athen gewaltsam beherrscht wer-
den (3,46,5), und der Gedanke, dass die Volkspartei in den Städten immer
auf der Seite der Athener stehe, was durch eine überharte Bestrafung der
Mytilener aufs Spiel gesetzt werde (3,47, besonders §2 νυν μέν γάρ ύμΐν ό
δήμος έν πάσαις τάίς πόλεσιν εύνους έστί ...). Am Ende setzt sich Diodotos
durch, und ein zweites Schiff wird nach Mytilene geschickt, das gerade noch
rechtzeitig ankommt, um die Ausführung des früheren Beschlusses zu ver-
hindern. Schließlich werden nur die Hauptschuldigen (immer noch über 1000)
am Abfall hingerichtet, die Mauern von Mytilene geschleift und die Schiffe
beschlagnahmt (Thuc. 3,49-50).
Wenn Aristophanes in den Babylönioi auf diese Ereignisse Bezug nahm,
dann stellt sich natürlich auch die Frage, ob und inwieweit er sich dabei von
der Sichtweise des Thukydides unterschied. Eine interessante Möglichkeit
wäre etwa, dass er schon in diesem Stück den Vorwurf erhob, dass Kleon von
den Mytilenern Bestechungsgelder angenommen habe (vgl. Ar. Eq. 834-5 und
Schol. Luc. Tim. 30 p. 115,13-16,19 Rabe; Rostagni 1925, 488-92, Fois 1998,
120 Anm. 46). Kleon würde dann vielleicht noch deutlicher als Sykophant
dargestellt, der mit seiner harten Haltung gegen die Mytilener letzlich nur
das Ziel verfolgte, diese zu erpressen und von ihnen bestochen zu werden.
63 Zur Identität des Vaters vgl. Gomme 1956, 313, der als eine von mehreren Möglich-
keiten auch den von Aristophanes als Vorgänger des Kleon genannten Politiker
nennt (vgl. zu diesem Eukrates oben Nr. 16).