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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0388
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384

Aristophanes

dass sich Kleons Vorgehen gegen Aristophanes (und nicht Kallistratos, wie
im Schol. Ar. Vesp. 1284 angenommen wird) richtete.85
(2) Angaben, die sich aufgrund anderer paralleler Zeugnisse als falsch
oder unwahrscheinlich erweisen: Das betrifft (neben der Annahme, dass die
Lenäen im Herbst stattfanden) besonders die Annahme, dass es sich bei Kleons
Vorgehen um eine γραφή (also eine Klage vor einem Gerichtshof handelte
(έγραψατο),86 was im Widerspruch zu der auf eine εισαγγελία in der Boule
deutenden Darstellung bei Ar. Ach. 377-82 (= test, ix) steht (aber doch aus
dieser Stelle falsch erschlossen sein kann).87
(3) Angaben, die nicht aus dem Text der Acharner erschließbar waren
und sich auch nicht leicht als autoschediastische Spekulation eines Kommen-
tators erklären lassen: Neben der Erwähnung einer ξενία-Klage (die aber
wahrscheinlich mit der Aufführung der Babylönioi direkt nichts zu tun hat),88 89
gilt das besonders für die (wahrscheinlich auf didaskalischen Informationen
in der Nachfolge von Aristoteles’ Didaskaliai beruhende) Identifikation der
letztjährigen Komödie mit den Babylönioi39 sowie die Information, dass Aristo-
phanes in dem Stück durch Los oder Wahl bestimmte Beamte (oder Ämter)
und Kleon verspottete.90
Neben dem Hinweis zur Datierung des Stücks (vgl. dazu oben S. 376) bleibt
damit im Scholion besonders ein Satz, aus dem sich wertvolle Informationen
gewinnen lassen: έκωμώδησε γάρ τάς τε κληρωτάς καί χειροτονητάς άρχάς
καί Κλέωνα. Insbesondere die Erwähnung der κληρωταί καί χειροτονηταί
άρχαί kann kaum eine autoschediastische Vermutung des Kommentators sein
(dazu ist sie zu präzise). Etwas weniger sicher ist dagegen die Verspottung
des Kleon in dem Stück, die auch eine Spekulation eines Kommentators sein
könnte, der eine persönliche Verspottung als Grund für Kleons Vorgehen

85 Sommerstein 2004, 147. - Zu der Frage, gegen wen sich Kleons Vorgehen richtete,
vgl. unten zu test. *ix, Anm. 120.
86 Vgl. z.B. Schrader 1877, 407, Csapo/Slater 1994, 167, MacDowell 1995, 43-4, Som-
merstein 2004, 147, Wallace 2005, 365. Ähnlich auch δίκην έφυγε in test, iii und
κατηγορήθη in Schol. Ar. Ach. 503. Allerdings bemerkt Lenfant 2003, 8 Anm. 17
zu Recht, dass έγράψατο nicht zwangsläufig falsch sein muss, da es im Text des
Scholions nicht direkt mit einer Verhandlung vor der Boule verbunden wird.
87 Vgl. Fois 1998, 117.
88 Sommerstein 2004, 149, und vgl. 160-4.
89 Sommerstein 2004, 147-8.
90 Sommerstein 2004, 148 (und vgl. auch Leo 1873, 35, Fois 1998, 117, Brockmann
2003, 148, Wallace 2005, 365).
 
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