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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0418
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414

Aristophanes

Dionysos als komischer Held des Stücks) von den Reden von Gesandten (der
Städte des Seebunds?) in einer Volksversammlung spricht (vgl. Ar. Ach. 634-5,
und den Kommentar zu test. *xi).171
Wahrscheinlich ist in jedem Fall, dass hier über ein schon vergangenes
Ereignis berichtet wird (vgl. das Imperfekt άνέχασκον). Schon Gunning 1882,
26 vergleicht den Bericht des aus einer Versammlung der Boule zurückge-
kehrten Wurstverkäufers bei Ar. Eq. 624-82, in dem dieser wiederholt auf
Reaktionen der Zuhörer Bezug nimmt (629-31. 646-7. 651. 657. 663. 666.
670-5. 680-2) und an einigen Stellen (wie hier) das Imperfekt verwendet (627.
647. 665-6. 675. 678-80). Das Fehlen einer verknüpfenden Partikel würde sich
gut erklären, wenn der Satz entweder schon im vorausgehenden Vers (oder
noch früher) begann, oder der Sprecher hier in einem Dialog auf eine Frage
eines Gesprächpartners antwortet.
Zu einem ähnlichen Vergleich von Handlungen von Personen mit auf der
Holzkohle zubereiteten Speisen vgl. Ophelion fr. 1 ώρχοΰντο |ώσπερ| καρΐ-
δες ανθράκων επι / πηδώσι κυρταί („sie tanzten, fwief gekrümmte Garnelen
auf den Kohlen springen“).
άνέχασκον Von den zwei von LSJ s. v. άναχάσκω genannten Bedeutungen
(„open the mouth“, „gape wide“) passt erstere besonders gut zu dem Bild der
Muscheln, die sich beim Braten oder Grillen öffnen (vgl. unten zu κόγχαισιν),
letztere aber vielleicht besser zu den staunenden Zuhörern, άναχάσκω (für das
im Futur, Aorist und Perfekt die Formen von άναχαίνω verwendet werden)
ist in klassischer Zeit noch dreimal in der Komödie (Pherecr. fr. 211 άγχασκε,
Ar. Eq. 641-2 κάναχανών μέγα / άνέκραγον, Αν. 502-3 κάθ’ ύπτιος ών άνα-
χάσκων / οβολόν κατεβρόχθισα) und mehrfach im Corpus Hippocraticum
bezeugt.
εις έκαστος Vgl. Cratin. fr. 135 ύμών εις μέν έκαστος άλώπηξ δωροδο-
κείται (eine Parodie von Sol. fr. 11,5 W.2 ύμέων δ’ εις μέν έκαστος άλώπεκος

171 Diese Möglichkeit nennen neben dem Bezug auf den Prozess des Dionysos
Norwood 1930, 7 (der in Anm. 1 diese Möglichkeit genauer ausführt: „After their
fulsome address someone may have said: ,What eloquence! Didn’t you notice how
impressed the audience were?‘ (I.e., the actual audience in the theater; but one
would expect rather the present tense.)“) und Edmonds I (1957) Anm. a, und ohne
Alternative Rostagni 1925, 485, Fois 1998, 121, Carriere 2000, 207 und Halliwell
2015, 238. Nicht ausgeschlossen werden kann aber auch, dass beide Ereignisse (der
Prozess des Dionysos und die Reden der Gesandten) tatsächlich zusammenfielen
(vgl. Olson 2002, xxix, der die Möglichkeit nennt, dass Gesandte anderer Städte -
nicht der Verbündeten - im Prozess des Dionysos als dessen Ankläger auftraten).
 
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