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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0426
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422

Aristophanes

(1) In anderen Fällen, in denen in der Komödie Formulierungen mit δει +
Genitiv verwendet werden (vgl. unten zu 1 δει διακοσίων δραχμών), geht
es in der Regel darum, dass eine Person eine bestimmte Sache mehr oder
weniger dringend benötigt (und ggf. einen anderen darum bittet), aber nicht
um Erpressung.189
(2) Vers 2 τον κότυλον τοϋτον φέρε deutet darauf, dass ein κότυλος, also
ein bestimmtes Weingefäß, direkt zur Hand ist. Eine Erklärung dafür wäre,
dass sich die Szene auf einem Symposion abspielt190 (dafür, dass ein solches
Teil der Handlung der Babylönioi war, spricht auch fr. 69), oder dass Dionysos
ein solches Gefäß bei sich hat (zum κότυλος als einem speziell mit Dionysos
verbundenen Gefäß vgl. unten zu 2 τον κότυλον τούτον φέρε).191
(3) Wenn hier zwei Personen (vielleicht Dionysos, wenn er der komische
Held des Stücks war, und eine weitere Person, z. B. ein in seinen Diensten
stehender Sklave192) darüber diskutieren, wie sie an das benötigte Geld
kommen können, dann ergibt sich für dessen Verwendung eine Vielzahl von
Möglichkeiten. So könnte das Geld z. B. (um nur einige wenige Beispiele zu
nennen, die mit dem, was wir sonst über die Babylönioi wissen, in Verbindung
gebracht werden können) zur Zahlung von Bestechungsgeldern, wie sie die
Demagogen fordern (vgl. fr. 75), oder zur Zahlung einer Geldstrafe benötigt
werden,193 oder für eine gegen die geldgierigen Demagogen gerichtete Intrige
oder die (vielleicht auch für die Erreichung des komischen Plans wichtige)

189 Der Sprecher von Ar. Av. 1419-20 ist zwar ein Sykophant, doch tritt er hier als
Bittsteller auf, der Flügel bekommen möchte, um damit die Bewohner der Inseln
leichter um ihr Geld bringen zu können.
190 Vgl. schon Fritzsche 1830, 27, Bothe 1844b, 32, Gunning 1882, 28 undFois 1998,115
mit Anm. 14.
191 Auf die Verbindung von Dionysos mit dem κότυλος weist schon Kock I (1880)
410 hin, der daraus eine Verbindung mit Dionysos’ Prozess erschließt. Aber wenn
Dionysos der komische Held des Stücks war (vgl. oben S. 361), dann war der
Prozess sicherlich nicht die einzige Episode der Handlung, in der der Gott im
Mittelpunkt stand.
192 Dazu passt der Befehl in Vers 2 (τον κότυλον τοϋτον φέρε); an die Identifizierung
des ersten Sprechers mit Dionysos denkt schon Edmonds I (1957) 593, an die
des zweiten Sprechers mit dem Sklaven des ersten schon Bothe 1844b, 32. Wenn
Dionysos in den Babylönioi durch einen Sklaven begleitet wurde, dann wäre die
Konstellation ähnlich wie in den Fröschen. Ebenso gut könnte man aber auch an
einen Dialog zweier Sklaven denken (dann wahrscheinlich in einem Prolog).
193 Vgl. Pellegrino 2015, 71, der an eine Geldstrafe denkt, die Dionysos zahlen muss
(ähnlich schon Gil 1989, 65, der unter Hinweis auf fr. 68 vermutet, dass Dionysos
entweder durch Bestechung freigesprochen oder zu einer Geldstrafe verurteilt
wurde).
 
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