Incertarum fabularum fragmenta (fr. 633)
163
in έστιν μέλι (Meineke V.l p. cli, K. F. Hermann 1855, 244; vgl. auch Kock 1547:
„si verum est έστιν μέλι, scribendum ούχ ώς γε τ. δρ.“, mit Verweis auf Soph.
Ant. 570, OT 361. 1131; das έστι γλυκύ von Cobet 1858, 39 ist hingegen zu
weit hergeholt; näher am Text ist das έτη μέλει von Bergk in Meineke II.2 1191,
das aber einen Suda-Text έτι μέλει sowie den Gebrauch des Verbs τημελεϊν
,sorgen“, ,warten“, ,pflegen“ voraussetzt, das im 5. Jh. v. Chr. auf Eur. IT 311
beschränkt ist und zum Verständnis des Fragments nichts beiträgt: was für
einen Sinn ergibt: ,so sorgte er dafür, die unsagbaren Dinge zu machen“?).
Interpretation Die süßen verbotenen Dinge könnten einen erotischen Kon-
text suggerieren. Diese Deutung ließe sich sowohl mit απόρρητα als auch mit
έστιν μέλι gut vereinbaren.
Vergleichbar sind gewiß das bereits erwähnte Alex. fr. 213,3 [Synapo-
thneskontes], das eine dreifache Übereinstimmung mit Aristophanes’ Fragment
aufweist (das eröffnende οϋτω τι; das sehr ähnlich wie τάπόρρητα klingende
τάλλότρι’; das έστι γλυκύ als synonymes Pendant zu έστιν μέλι), sowie fr.
150,6 [Manteis] (ή των γάρ άνδρών έστι προς έκείνην μέλι), gesagt von der
Galle der Männer im Vergleich zu der ihrer Frauen. Ob eine intertextuelle
Beziehung zwischen Aristophanes und dem ersten Alexis-Fragment besteht,
muß allerdings dahingestellt bleiben (vgl. K. F. Hermann 1855, 244: „so hat
Aristophanes selbst geschrieben, während Alexis in der obigen reminiscenz
γλυκύ nur um desswillen substituiren musste, weil durch die beziehung auf die
an fremdem tische genossene speise eine metaphorische bedeutung des honigs
unwillkürlich hinter seiner eigentlichen zurückgetreten wäre und dadurch
eine geschmacklose Zweideutigkeit hervorgebracht hätte“).
Das Gegenstück zum Satz es ist Honig scheint es ist Galle gewesen zu
sein (Ar. Ran. 4 πάνυ γάρ έστ’ ήδη χολή; Verweis von Kassel-Austin z. St.,
die überdies Aristophanes’ Fragment mit Ran. 743-53 vergleichen, wo der
Diener sich über alle Gelegenheiten freut, bei denen er seinen Herren heimlich
beschimpfen, betrügen und bloßstellen kann). Ein übertragener Sinn von μέλι
auch in Herond. 3,93.
ούτως τι Das τι bewirkt eine Abmilderung und entspricht in dieser
Funktion ungefähr einem πως (so Fraenkel 1950, zu Aesch. Ag. 884).
τάπόρρητα δράν Mit απόρρητον lassen sich in der Komödie geheimnis-
volle bzw. verbotene Angelegenheiten politischer (z.B. Ar. Equ. 648, Thesm.
363), sakraler (Ran. 362, Eccl. 442), aber auch sexueller Natur (Eccl. 12-3 μόνος
δέ μηρών εις απορρήτους μυχούς / λάμπεις, άφεύων τήν έπανθοΰσαν τρίχα)
definieren.
έστιν μέλι Vgl. hier oben, Interpretation; wohl kolloquial (vgl. Willi 2010,
488 „for ‘it’s great’; cf. colloquial German das ist Zucker!“)·, verglichen wurde
der Ausdruck auch mit Hör. Serm. II 6,32 (hoc iuvat et melli est). Die erotische
163
in έστιν μέλι (Meineke V.l p. cli, K. F. Hermann 1855, 244; vgl. auch Kock 1547:
„si verum est έστιν μέλι, scribendum ούχ ώς γε τ. δρ.“, mit Verweis auf Soph.
Ant. 570, OT 361. 1131; das έστι γλυκύ von Cobet 1858, 39 ist hingegen zu
weit hergeholt; näher am Text ist das έτη μέλει von Bergk in Meineke II.2 1191,
das aber einen Suda-Text έτι μέλει sowie den Gebrauch des Verbs τημελεϊν
,sorgen“, ,warten“, ,pflegen“ voraussetzt, das im 5. Jh. v. Chr. auf Eur. IT 311
beschränkt ist und zum Verständnis des Fragments nichts beiträgt: was für
einen Sinn ergibt: ,so sorgte er dafür, die unsagbaren Dinge zu machen“?).
Interpretation Die süßen verbotenen Dinge könnten einen erotischen Kon-
text suggerieren. Diese Deutung ließe sich sowohl mit απόρρητα als auch mit
έστιν μέλι gut vereinbaren.
Vergleichbar sind gewiß das bereits erwähnte Alex. fr. 213,3 [Synapo-
thneskontes], das eine dreifache Übereinstimmung mit Aristophanes’ Fragment
aufweist (das eröffnende οϋτω τι; das sehr ähnlich wie τάπόρρητα klingende
τάλλότρι’; das έστι γλυκύ als synonymes Pendant zu έστιν μέλι), sowie fr.
150,6 [Manteis] (ή των γάρ άνδρών έστι προς έκείνην μέλι), gesagt von der
Galle der Männer im Vergleich zu der ihrer Frauen. Ob eine intertextuelle
Beziehung zwischen Aristophanes und dem ersten Alexis-Fragment besteht,
muß allerdings dahingestellt bleiben (vgl. K. F. Hermann 1855, 244: „so hat
Aristophanes selbst geschrieben, während Alexis in der obigen reminiscenz
γλυκύ nur um desswillen substituiren musste, weil durch die beziehung auf die
an fremdem tische genossene speise eine metaphorische bedeutung des honigs
unwillkürlich hinter seiner eigentlichen zurückgetreten wäre und dadurch
eine geschmacklose Zweideutigkeit hervorgebracht hätte“).
Das Gegenstück zum Satz es ist Honig scheint es ist Galle gewesen zu
sein (Ar. Ran. 4 πάνυ γάρ έστ’ ήδη χολή; Verweis von Kassel-Austin z. St.,
die überdies Aristophanes’ Fragment mit Ran. 743-53 vergleichen, wo der
Diener sich über alle Gelegenheiten freut, bei denen er seinen Herren heimlich
beschimpfen, betrügen und bloßstellen kann). Ein übertragener Sinn von μέλι
auch in Herond. 3,93.
ούτως τι Das τι bewirkt eine Abmilderung und entspricht in dieser
Funktion ungefähr einem πως (so Fraenkel 1950, zu Aesch. Ag. 884).
τάπόρρητα δράν Mit απόρρητον lassen sich in der Komödie geheimnis-
volle bzw. verbotene Angelegenheiten politischer (z.B. Ar. Equ. 648, Thesm.
363), sakraler (Ran. 362, Eccl. 442), aber auch sexueller Natur (Eccl. 12-3 μόνος
δέ μηρών εις απορρήτους μυχούς / λάμπεις, άφεύων τήν έπανθοΰσαν τρίχα)
definieren.
έστιν μέλι Vgl. hier oben, Interpretation; wohl kolloquial (vgl. Willi 2010,
488 „for ‘it’s great’; cf. colloquial German das ist Zucker!“)·, verglichen wurde
der Ausdruck auch mit Hör. Serm. II 6,32 (hoc iuvat et melli est). Die erotische