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Aristophanes; Verlag Antike [Hrsg.]
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,9): Aristophanes fr. 590-674: Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.53731#0182
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178

Aristophanes

Interpretation Aus dem überlieferten Text ergibt sich ein redundanter, un-
pointierter Satz: eine wohl menschliche Zunge, wohl als Sprechorgan bzw.
Ausdrucksmittel zu verstehen, deren Herkunft im italischen Bruttium loka-
lisiert wird, ist als schwarz und schrecklich (bzw. geschickt) charakterisiert.
Entscheidet man sich für das Beibehalten von att. γλώττα (tradiert ist ei-
gentlich γλώσσα), dann besteht die einzige Parallele für einen vermeintlich
übertragenen Sinn des Wortes in Cratin. fr. 324, wo sich aus dem schwer
rekonstruierbaren Wortlaut des Zitatträgers die auf Perikies’ Eloquenz bezo-
genen Worte μεγίστη γλώττα των 'Ελληνίδων eruieren lassen (darauf stützt
sich Dindorf 1835, 703 für seine Verteidigung des Wortes; vgl. auch Bergk
1851, 19; eine Verbindung zu diesem Fragment wird auch in Marzullo 1993,
448 A. 40 erwogen; zu weit hergeholt erscheint die Deutung von Poccetti
1988, 61-4. 82-3, der recht plausibel an ein durch μέλαινα eingeleitetes Wort-
spiel zwischen einem erwarteten πίσσα Βρεττία und dem aristophanischen
γλώσσα Βρεττία denkt, um dann etwas gewagte sprachlich-kulturelle Schluß-
folgerungen bezüglich der Bedeutung der Brettier in der griechischen Welt
zu ziehen: „il frammento di Aristofane alludeva ironicamente ad uno o piü
personaggi legati in qualche modo al Bruzio ehe esercitavano (forse in Atene?)
un’arte oratoria particolarmente abile e sottile connotata dall’uso del dorico.
In tale prospettiva, γλώσσα βρεττία non puo riferirsi ne alla lingua dei Brettii
ne all’eloquenza da essi esercitata nella loro lingua indigena, ehe e da dubitare
ehe fosse scarsamente percepita dal pubblico ateniese dell’etä di Aristofane.
L’espressione allude, invece, ad una τέχνη retorica di particolare effetto le-
gata con ogni probabilitä al dialetto dorico, la cui fama doveva esorbitare dal
mondo coloniale di origine ed essere ben presente a qualsiasi cittadino medio
di Atene [...] In pratica, il frammento di Aristofane puo riguardarsi come
notizia indiretta di una tradizione oratoria ‘occidentale’ di impronta dorica
ehe travalicava dai limiti delle singole πόλεις, assumendo evidentemente di-
mensioni regionali“, 63-4).
Der einzige gemeinsame Nenner zwischen der farblichen und der geo-
graphischen Angabe dürfte im in der Antike bekannten brettischen Pech zu
erkennen sein (neben den lexikographischen Quellen - vgl. hier oben, Zitat-
kontext - ist etwa in Plin. Nat. hist. XIV 127 pix in Italia ad vasa vino condendo
maxime probatur Bruttia, XVI 53 [pix] aceto spissatur et coagulata Bruttiae
cognomen accipit davon die Rede; vgl. Hülsen 1935, 910,19).
Angesichts des in diesem Kontext nicht unmittelbar nachvollziehbaren
δεινή erscheint Kocks Vorschlag (vgl. hier oben, Textgestalt) auch paläogra-
phisch als die beste und ökonomischste Lösung: μέλαινα δεινώς πίττα Βρεττία
παρήν (mit δεινωςπισσα > δεινηγλωσσα) ,furchtbar schwarzes Pech aus
Bruttium gab es da‘. Das häufig zum Servieren von Gerichten verwendete Verb
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