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Aristophanes; Verlag Antike [Hrsg.]
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,9): Aristophanes fr. 590-674: Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.53731#0211
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Incertarum fabularum fragmenta (fr. 652)

207

καί άμαυροϋσθαι Φίλιστος (Philist. FGrHist 556 F 71). αμαυρόν δέ Ομηρος
[Hom. δ 824. 835]· εϊδωλον αμαυρόν, ούτως καί Μένανδρος [Men. fr. 519]), α
1147 (αμαυρός θηλυκώς Πλάτων Έλλάδι [Plat. fr. 20 [Hellas e Nesoi]]· ,,αύτή
δ’ αμαυρός ασθενής τ’ έγιγνόμην [έγενόμην Phot.]“. Εύριπίδης δέ „αμαυρά
γλώσσα“ έφη [Eur. fr. 955a Kn.]).
Textgestalt Die tradierte Form λήσει (att. für -ση, 2. Sg. Fut. Med.: ,du
wirst dich [von etwas] vergessen1, mit Gen., wie etwa in Hom. α 308 οϋ ποτέ
λήσομαι αυτών; alternativ 3. Sg. Fut. Akt.: z.B. ,es wird unbemerkt bleiben')
wurde zu Recht von Reitzenstein 1907, 88 verbessert: die ,Selbstverdunkelung'
durch die angesprochene Person muß als logische Folge haben, daß es diese
Person selbst ist, die - aus eigener Schuld - in Vergessenheit geraten wird
(vgl. LSJ s.v. für λήσει als spätere att. Form).
Interpretation Jemand konstatiert, daß sein Sprechpartner sich selbst der
Vergessenheit zu geben wird. Dies zumindest, wenn der Vers in sich ge-
schlossen ist; es könnte nämlich auch ein Partiz. folgen. Das Motiv einer un-
scheinbaren Existenz, die der Ruhmeserwartung entgegengesetzt ist und zur
Vergessenheit verurteilt, findet sich mit einem ähnlichen Wortschatz bereits
in Sapph. fr. 55 V. (κατθάνοισα δέ κείσηι ούδέ ποτά μναμοσύνα σέθεν / έσσετ’
ουδέ ψποκ’ψ ύστερον- οϋ γάρ πεδέχηις βρόδων / των έκ Πιερίας· άλλ’ άφάνης
κάν Άίδα δόμωι / φοιτάσηις πεδ’ άμαύρων νεκύων έκπεποταμένα), wo von ei-
nem musisch unbegabten Mädchen vorhergesagt wird, sie sei dazu verdammt,
nach ihrem Tod vergessen zu werden und in der Unterwelt unscheinbar unter
obskuren Totenschatten umherzuirren. Einen gnomischen Tonfall hat die auch
zeitlich nächste Parallele (Soph. fr. 954 R. = Men. monost. 831 Jäkel χρόνος
δ’ άμαυροΐ πάντα κείς λήθην άγει), von dem der Aristophanes-Vers eine
Adaption zu sein scheint. In dieselbe Tradition gehört Simonides’ Gedicht über
die Gefallenen bei den Thermopylen, deren Erinnerung nicht einmal von der
allbezwingenden Zeit ausgelöscht werden wird (Sim. PMG 531,4-5 έντάφιον δέ
τοιοϋτον ούτ’ εύρώς/ ούθ’ ό πανδαμάτωρ άμαυρώσει χρόνος). Aristophanes’
Vers wirkt demnach nicht wie eine harmlose Zwischenbemerkung, sondern ist
im Tonfall und Vokabular mit einem durch die hohe Dichtung transportierten,
traditionellen Gedankengut beladen.
σαυτόν δ’ άμαυροϊς Für den Satz vgl. Ar. Av. 1642 (βλάπτεις δέ τοι
σύ σαυτόν). άμαυροϊς ist ein denominales Verb von άμαυρός ,dunkel', obs-
kur', ,schwach', das sich bereits in Hom. δ 824 (von einem εϊδωλον) und im
zitierten Sapph. fr. 55,4 V. auf die schattenhafte Existenz im Jenseits beziehen
kann (vgl. auch Hes. Op. 284 άμαυροτέρη γενεή, Sol. fr. 4,34 W.2 = 3,34 G.-P.2
ΰβριν άμαυροΐ [d.h. εύνομίη], mit Noussia-Fantuzzi 2010, 263, und Aesch. Ag.
462-6 κελαι-/ναί δ’ Έρινύες χρόνω / τυχηρόν όντ’ άνευ δίκας / παλιντυχεϊ
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