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Aristophanes; Verlag Antike [Hrsg.]
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,9): Aristophanes fr. 590-674: Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.53731#0255
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Incertarum fabularum fragmenta (fr. 674)

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ausgeht - als Beispiel für Wörter angeführt, die ursprünglich ambivalent
waren, und später (d.h. im nachhomerischen Usus) eine negative Bedeutung
angenommen haben (σημείωσαι δέ οτι πολλαί λέξεις, πάλαι ποτέ μέσως
λεγόμεναι, ύστερον έπί ούκ άγαθω έδέχθησαν; unmittelbar vor φαύλος ist
von άγιος die Rede, ein Wort, das außer dem positiven Sinn von καθαρός auch
den negativen von μιαρός erwerben wird).
Die ganze Palette der Bedeutungen von φαύλως, deren direkte Synonyme
μοχθηρώς und φλαύρως sind, bietet Poll. IV 14. Auf die Verwendungs-
möglichkeiten des Adv. bei Aristophanes - immer im Sinne von ,einfach“,
,leicht“ - bezieht sich Sud. φ 145 (φαύλως· ευκόλως, εύμαρώς. Αριστοφάνης,
είθε φαύλως, ώσπερ εύρες, έκβάλοις την ένθεσιν [Ar. Equ. 404]. ένθεσις ό
■ψωμός. και φαύλως, τό εύχερώς καί άνευ καμάτου. Αριστοφάνης· ούκ άν
φαύλως έτυχε τούτου [Equ. 509], ώ δαιμόνιε, τα θεία μή φαύλως φέρε [Αν.
961], τουτέστι μή άηδίζου έπί τοΐς χρησμοΐς. είπόντος γάρ οτι χρησμολόγος
είμί, έφη· οίμωζε νΰν), die das Fragment jedoch außer Acht läßt (vgl. auch
schob Ar. Av. 961 μή φαύλως φέρε· άντί τού μή άηδίζου έπί τώ χρησμω).
Interpretation Jemand konstatiert, daß jemand anders (das Geschlecht läßt
sich nicht bestimmen) gerade in dem Augenblick, in dem der Sprecher re-
det, sich um irgendeine üble (private oder öffentliche) Angelegenheit kaum
kümmert, daß er sie geringschätzt. Inwieweit das νύν zu emphatisieren ist,
im Sinne einer sinistren Vorahnung durch den Sprecher, daß sich die von der
geschilderten Person jetzt unterschätzte Situation doch irgendwann zu deren
Ungunsten ändern könnte, läßt sich nur vermuten.
Die Verbindung vom Adv. φαύλως mit dem Verb φέρειν hat die Bedeutung
von ,außer Acht lassen1, ,geringschätzen1 (für das Adj. im Sinne von ,irre-
levant1, ,unwichtig1 vgl. etwa Eur. Suppl. 317, von πόνος, Ar. Equ. 213, von
έργον, Lys. 14, von πράγμα), wie die sonstigen Belege (alle aus dem Drama
des 5. Jh. v. Chr.) zeigen: Eur. IA 850 (άλλ’ άμελία δός αύτά καί φαύλως φέρε:
so reagiert Achill auf das ihm von Klytaimestra bekannt gemachte Gerücht,
er solle ihre Tochter Iphigeneia heiraten; die beiden Ausdrücke sind syn-
onym und heißen eindeutig ,das soll dir völlig egal sein1), 897 (τό δ’ έμόν
ού φαύλως φέρω: wiederum sagt Achill zu Klytaimestra, er habe zwar von
ihrem Unglück erfahren, die Sache - das Gerücht um seine Hochzeit mit
Iphigeneia - sei ihm jedoch auch nicht gleichgültig) und das bereits erwähn-
te Ar. Av. 961 (ώ δαιμόνιε, τά θεία μή φαύλως φέρε: der Orakeldeuter rät
Peisetairos davon ab, die göttlichen Angelegenheiten - in diesem Fall ein
Bakis-Orakel über Nephelokokkygia - zu bagatellisieren). Der Ausdruck φαύ-
λως φέρειν heißt also ,auf die leichte Schulter tragen1 (so LSJ s.v.: „to bear
lightly“) und ist insofern mit ραδίως (bzw. χαλεπώς) φέρειν vergleichbar (zur
Partizipialkonstruktion dieser Ausdrücke - wie bei sonstigen Verba affectu-
 
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