Metadaten

Miccolis, Elisabetta R.; Archippus
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 12): Archippos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53728#0041
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Άμφιτρύων α'β'

37

Was den Inhalt der Dramen angeht, könnte es sich bei Άμφιτρύων ß' so-
wohl um eine Bearbeitung der ersten Version als auch um ein vollständig
neues Drama handeln.* * 35
Inhalt Welcher Teil der Amphitryon-Sage im Mittelpunkt von Archippos’
Komödie stand, muss offen bleiben. Während die tragischen Darstellungen
des Mythos (s. supra zum Titel) wahrscheinlich die Gegenüberstellung zwi-
schen dem betrogenen Mann und der zu Unrecht beschuldigten Ehefrau in
den Mittelpunkt stellten,36 hegt das komische Potential wohl eher in der
Liebesnacht zwischen Alkmene und Zeus und im Allgemeinen im Ehebruch
der Alkmene, durch die Amphitryon in die Position eines betrogenen Mannes
gerät. Eine Parallele dazu könnte Nikochares’ Αγαμέμνων liefern, in dem der
Ehebruch von Klytaimnestra und Aigisthos thematisiert worden sein könnte
(s. dazu Orth 2015a, 26-7; zum Ehebruch in der Komödie s. die ausführliche
Diskussion mit Belegen in Orth 2013, 255-7 und Henderson 2015, 158 Anm.
24). Gleichzeitig gilt der Ehebruch der Alkmene auch als eine der zahlreichen
außerehelichen Beziehungen des Zeus, der in der Komödie auch als mythischer
Ehebrecher dargestellt wird, vgl. z.B. Ar. Nub. 1079-82, wo die Schwächere
Rede das Verhalten untreuer Männer durch einen Verweis auf das uneheliche
Verhalten des Zeus zu rechtfertigen versucht; Ar. Av. 558-60, wo Peisetairos
die vielen Liebschaften des Gottes aufzählt, darunter auch die Liebesbeziehung
mit Alkmene; Ar. fr. 198 (mit dem Zitatträger Suda ε 3718) aus Aristophanes’
Δαίδαλος, in dem es wahrscheinlich um Zeus’ Liebschaft mit Leda ging (vgl.

Hesychios ε 4416, der - wie Photios’ Glosse - wahrscheinlich auf Diogenian zu-
rückgeht, dass fr. 5 aus Άμφιτρύων ß' stammt.
35 Hartwig (2014, 222), der ein Exil des Archippos (s. supra zum Abschnitt „Name und
Identität“) und einen epicharmischen Einfluss in Archippos’ Komödie annimmt,
bemerkt, dass das Herakles-Thema der Komödie zu einem nicht-athenischen, west-
griechischen Publikum passen könnte, und nimmt an, die zwei belegten Fassungen
des Amphitryon «may reflect productions adapted for performance both at home
and abroad».
36 Auf einigen süditalienischen Vasenbildern des 4. Jh. v. Chr. (s. Trendall-Webster
1971, 3,3,6 und 3,3,8; Dale Trendall 1981a, 554 Nr. 4 und 5) scheint folgende Szene
dargestellt zu sein: Alkmene, die wegen ihrer Untreue von ihrem Mann zum
Scheiterhaufen gebracht worden war, wurde wahrscheinlich von Zeus durch Regen
gerettet. Dass auch in Euripides’ Αλκμήνη ein rettender Regen eine Rolle gespielt
haben könnte, suggeriert auch der Ausdruck Alcumena Euripidi, der in Plautus’
Rudens (v. 86) einen kräftigen Sturm bezeichnet; s. dazu TrGF V.l, 219. Zu den
angenommenen Handlungsverläufen der tragischen Stücke vgl. Pace 1998, 97-8
mit Verweis auf weitere Literatur.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften