Ηρακλής γαμών
63
vergaß und als hungriger Bräutigam nur die aufgetischten Speisen im Blick
hatte, vgl. z.B. die Botschafterszene in Ar. Av. 1565-93, wo sich Herakles durch
das Braten der antidemokratischen Vögel von seinem Auftrag ablenken lässt,
und s. Galinsky 1972, 91 (zu fr. 10). Das Motiv des gefräßigen Herakles als
unerwarteter Gast bei einem Hochzeitsbankett kam außerdem wahrscheinlich
in Hesiods Κήυκος γάμος (frr. 263-9 M.-W.) vor, was das erste Zeugnis einer
weniger heldenhaften Darstellung des Herakles sein könnte, s. Merkelbach-
West 1965, 302-3 und Galinsky 1972, 16-7.
Ob der Schmaus auf der Bühne dargestellt wurde (s. Kaibel 1889, 54 Anm.
1 und von Salis 1905, 43-4, die hierin einen Unterschied zu Epicharms Stück
zu erkennen meinen), muss offenbleiben;83 einen Hinweis darauf könnte al-
lerdings das deiktische ταδί in fr. 10,1 geben.
Bemerkenswert (aber vielleicht zufällig) ist schließlich, dass ein Vergleich
mit den Fragmenten einiger anderer nach Hochzeiten betitelter Komödien (vgl.
suprd) mit Archippos’ Stück die Wiederkehr von kulinarischen Themen zeigt,
vgl. Ale. com. Hieros Gamos irr. 15-6 (die aus der Darstellung eines Gastmahls
oder Symposions stammen könnten, s. Orth 2013, 72-6); Antiph. Gamos (oder
Gamoi) fr. 71 (eine Liste von Küchengeräten, Gemüse und Gewürzen) und frr.
72-3 (mit Erwähnung von Speisen); Philem. Gamos (oder Gamön) fr. 16 (ein
Kuchenbehälter, der auf dem Tisch liegt).
Archippos’ Herakles gamön und Epicharms Hebas gamos In welchem
Verhältnis Archippos’ Komödie mit Epicharms Stück stand, muss offenblei-
ben.84 Angenommen, dass beide Stücke von Herakles’ Hochzeit mit Hebe han-
delten (s. supra), könnte die Tatsache, dass Epicharms Komödie nach der Braut
betitelt ist, suggerieren, dass die Hauptfigur des Stückes Hebe war, wobei auch
die Charakterisierung des Herakles (als Schmarotzer und/oder Bräutigam)
eine Rolle gespielt haben könnte (s. Kerkhof 2001, 119 und zum gefräßigen
Herakles bei Epicharm vgl. supra zum Titel).85 Nachvollziehbar werden dadurch
auch Kanns (1909, 38) und Kerkhofs (2001, 160-1) Warnungen, Archippos’
Drama für eine «Nachahmung» von Epicharms Hebas gamos zu halten,86 wie
Kaibel (1889, 54 Anm. 1 und 1895a, 542) und von Salis (1905, 43-4; s. zu fr. 12)
aufgrund der Erwähnungen und Aufzählungen von Speisen (vgl. frr. 40-53
83 Auch Kerkhof (2001,118-9) vertritt die These, dass das Bankett in Epicharms Stück
Teil einer Erzählung war und nicht auf der Bühne szenisch dargestellt wurde.
84 Für Epicharms Stück beweist Athen. 3,110b eine διασκευή mit dem Titel Μοϋσαι
(frr. 84-92, s. dazu PCG I, 33 und 54; Palutan 2003).
85 Zur möglichen Handlung von Epicharms Hebas gamos s. auch Weicker 1844, 289.
86 Zu Epicharm und seinem umstrittenen Verhältnis zur attischen Komödie s. Kerkhof
2001, insb. 133-77.
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vergaß und als hungriger Bräutigam nur die aufgetischten Speisen im Blick
hatte, vgl. z.B. die Botschafterszene in Ar. Av. 1565-93, wo sich Herakles durch
das Braten der antidemokratischen Vögel von seinem Auftrag ablenken lässt,
und s. Galinsky 1972, 91 (zu fr. 10). Das Motiv des gefräßigen Herakles als
unerwarteter Gast bei einem Hochzeitsbankett kam außerdem wahrscheinlich
in Hesiods Κήυκος γάμος (frr. 263-9 M.-W.) vor, was das erste Zeugnis einer
weniger heldenhaften Darstellung des Herakles sein könnte, s. Merkelbach-
West 1965, 302-3 und Galinsky 1972, 16-7.
Ob der Schmaus auf der Bühne dargestellt wurde (s. Kaibel 1889, 54 Anm.
1 und von Salis 1905, 43-4, die hierin einen Unterschied zu Epicharms Stück
zu erkennen meinen), muss offenbleiben;83 einen Hinweis darauf könnte al-
lerdings das deiktische ταδί in fr. 10,1 geben.
Bemerkenswert (aber vielleicht zufällig) ist schließlich, dass ein Vergleich
mit den Fragmenten einiger anderer nach Hochzeiten betitelter Komödien (vgl.
suprd) mit Archippos’ Stück die Wiederkehr von kulinarischen Themen zeigt,
vgl. Ale. com. Hieros Gamos irr. 15-6 (die aus der Darstellung eines Gastmahls
oder Symposions stammen könnten, s. Orth 2013, 72-6); Antiph. Gamos (oder
Gamoi) fr. 71 (eine Liste von Küchengeräten, Gemüse und Gewürzen) und frr.
72-3 (mit Erwähnung von Speisen); Philem. Gamos (oder Gamön) fr. 16 (ein
Kuchenbehälter, der auf dem Tisch liegt).
Archippos’ Herakles gamön und Epicharms Hebas gamos In welchem
Verhältnis Archippos’ Komödie mit Epicharms Stück stand, muss offenblei-
ben.84 Angenommen, dass beide Stücke von Herakles’ Hochzeit mit Hebe han-
delten (s. supra), könnte die Tatsache, dass Epicharms Komödie nach der Braut
betitelt ist, suggerieren, dass die Hauptfigur des Stückes Hebe war, wobei auch
die Charakterisierung des Herakles (als Schmarotzer und/oder Bräutigam)
eine Rolle gespielt haben könnte (s. Kerkhof 2001, 119 und zum gefräßigen
Herakles bei Epicharm vgl. supra zum Titel).85 Nachvollziehbar werden dadurch
auch Kanns (1909, 38) und Kerkhofs (2001, 160-1) Warnungen, Archippos’
Drama für eine «Nachahmung» von Epicharms Hebas gamos zu halten,86 wie
Kaibel (1889, 54 Anm. 1 und 1895a, 542) und von Salis (1905, 43-4; s. zu fr. 12)
aufgrund der Erwähnungen und Aufzählungen von Speisen (vgl. frr. 40-53
83 Auch Kerkhof (2001,118-9) vertritt die These, dass das Bankett in Epicharms Stück
Teil einer Erzählung war und nicht auf der Bühne szenisch dargestellt wurde.
84 Für Epicharms Stück beweist Athen. 3,110b eine διασκευή mit dem Titel Μοϋσαι
(frr. 84-92, s. dazu PCG I, 33 und 54; Palutan 2003).
85 Zur möglichen Handlung von Epicharms Hebas gamos s. auch Weicker 1844, 289.
86 Zu Epicharm und seinem umstrittenen Verhältnis zur attischen Komödie s. Kerkhof
2001, insb. 133-77.