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Miccolis, Elisabetta R.; Archippus
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 12): Archippos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53728#0264
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Archippos

- Hesych. κ 3886 κοχώναι· τό ιερόν όστούν τό τής ράχεως. προς τώ δακτυλίω.
οί δέ τού ιερού όστέου τά εκατέρωθεν μέρη, τίθεται δέ καί επί τού ισχίου (nach
Latte 1966, 522 aus Diogenian).
„Kochönai (Fern. PL): „Das Kreuzbein der Wirbelsäule. Neben dem Anus.
Andere (bezeichnen mit diesem Ausdruck) die Teile auf beiden Seiten des
Kreuzbeins. Und es liegt auf dem Hüftgelenk.“
- Hesych. κ 3887 κοχώνα· τά ισχία, καί τά όμοια.
„Kochöna (Fern. Dual.; s. Anm. 356): die Hüfte und Ähnliches“.
Interpretation Die wahrscheinlich komische Prägung προχώναι (sonst
nicht belegt) ist aus der Zusammensetzung des Präfixes προ- und vermutlich
κοχώνη gebildet (s. infrd), dessen Bedeutung von den Quellen unterschiedlich
erklärt wird, vgl. supra zum Zitatkontext und s. Pace 2000, 66-7 sowie Olson
2016, 54 (czdEup. fr. 159,2). Im Allgemeinen kann man aber sagen, dass κοχώνη
ein Körperteil bezeichnet, das sich ungefähr in der Region der Hüfte befindet
und mit der Gesäßbacke identifiziert werden kann, vgl. auch Galen. Ling. s.
dict. exolet. expl. vol. XIX p. 114,7-9 Kühn κοχώνην· τήν σύζευξιν την έν τοΐς
ίσχίοις τήν προς τήν έδραν, δι’ ήν καί πάς ό περί τήν έδραν τόπος ούτως
ονομάζεται.356 Obwohl einige komische Stellen eine obszöne Nuance zu haben
scheinen, suggerieren die Belege in der medizinischen Literatur - vgl. Hp.
Epid. 5,7 (vol. V p. 208,2-3 Littre; im Sg.), Mui. 1,8 (vol. VIII p. 34,21 Littre;
im Sg.) und 2,131 (vol. VIII, p. 278,14 Littre; im PL) dass der Ausdruck an
sich nicht als vulgär galt, sondern erst in komischen Zusammenhängen die
Konnotation des Lächerlichen und Obszönen erhält, s. auch Cunningham
1971, 180 und Olson 20 1 6, 55.357
Was προχώναι betrifft, interpretieren bereits Chantraine und Frisk (s. v.
προχώναι) das Substantiv als eine komische Schöpfung. Während Frisk
es allerdings - im Anschluss an Güntert 1914, 122 - als Kompositum von
πρωκτός und κοχώνη deutet, interpretiert Chantraine es als eine mögliche
Zusammensetzung von προ- und κοχώνη.358 Überzeugender scheint die zweite
Interpretation, aus der sich zwei zentrale Fragen ergeben: (a) Wie kommt man
von *προ-κοχώνη zu προ-χώναι? und (b) was drückt das Präfix aus?
(a) Die ursprüngliche Form *προ-κοχώναι könnte durch Haplologie zur
προχώναι geworden sein (so Pace 2000, 68), vgl. unter den von Schwyzer I,

356 Zu Genus und Numerus, in denen das Substantiv verwendet wird, s. Olson 2016,
54-5.
357 Dagegen spricht sich allerdings Henderson 1991, 200 aus.
358 Die Etymologie des Substantivs ist umstritten (s. Pace 2000, 67 Anm. 8): für eine
sanskritische Herkunft sprach sich Schmidt (1881, 112 und 116 und 1893, 373) aus,
s. auch Chantraine und Frisk s. v. κοχώνη. S. dagegen zuletzt Mayrhofer 1992, 563.
 
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