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Miccolis, Elisabetta R.; Archippus
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 12): Archippos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53728#0286
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282

Archippos

wie in Dem. 25,52 (s. infra zu βαδίζει) und Plut. Ale. 16,1 (s. infra zu θοίμάτιον
έλκων). Zudem stellen ihn im Fragment alle Elemente der Beschreibung als
eine effeminierte und verweichlichte Figur dar (auch der Gang wurde für ein
Zeichen der Persönlichkeit gehalten), s. infra zu den Lemmata.
Das gesamte Auftreten und das Lispeln (vgl. τραυλίζεται in v. 4) des Alki-
biades d. J., auch unabhängig von v. 3, suggerieren eine Ähnlichkeit mit seinem
Vater. Die Nachahmung der ruhmreichen Taten der Vorfahren gilt bei den
Griechen und Römern als ausgesprochen positiv. Die im Fragment themati-
sierte Nachahmung (s. infra zu den einzelnen Lemmata) ist hingegen ironisch,
weil der Sohn nur die schlechten Eigenschaften seines Vaters übernommen
zu haben scheint. Dieselbe Idee benutzt auch Lysias in der Darstellung des
(angeklagten) Alkibiades d.J. in 14,25 (μιμούμενος τούς εαυτού προγόνους)
nach der Erzählung seiner unsittlichen Lebensweise und seiner Affären, vgl.
die zahlreichen Liebesgeschichten des Alkibiades d.Ä. (z. B. in Plat. Symp.
219b-c; Plut. Ale. 3-6; Nepos Ale. 2,2 und s. dazu z.B. Ellis 1989, 18-20). Ein
Pendant zum Verhalten des Vaters bilden außerdem (s. Bruns 1896, 505 und
die Diskussion in Gribble 1999, 93-4) die folgenden (zumindest übertriebenen,
wenn nicht sogar erfundenen) Auskünfte in der negativen Beschreibung des
Alkibiades d.J. in Lys. 14,25 - 8:392 Er nahm am hellen Tag an κώμοι teil; er
hielt eine Hetäre aus, so dass sein Vater - der in Thrakien war - ihn aus
Athen zu sich rief, da er sich offenkundig unanständig benommen hatte; er
betrog seinen Vater und übergab Ornoi, eine Festung des Alkibiades d.Ä. in
der irakischen Chersonesos, einem sonst unbekannten Theotimos, und wurde
von ihm geschändet und eingesperrt und nur gegen Lösegeld freigegeben.
Der Vater zeigte aber kein Interesse daran und erst nach dem Tod des Vaters
wurde er von seinem εραστής Archebiades freigelassen. Nachdem er sein
Vermögen beim Würfeln verloren hatte, versenkte Alkibiades d.J. die Schiffe
(oder überßel sie als Pirat, s. bereits Frohberger 1868, 31 Anm. 27) seiner
Freunde im Meer; ferner soll er Inzest mir seiner Schwester begangen haben.
1 βαδίζει Das Verb („laufen“, „gehen“) kann alleine (z.B. Ar. Eq. 724,
Ran. 23) oder mit einer Ergänzung (z.B. einer Ortsangabe, vgl. z.B. Ar. Ach. 394
ώς Εύριπίδην und 1164-5 οϊκαδ’ έξ Ιππασίας; Antiph. fr. 46,3 έπί δεϊπνον εις
τα φιλίτια; Eub. *93,6 οϊκαδε) verwendet werden, βαδίζω ist in den gehobenen
Gattungen (Hom. Hymn. 4,210 und 320 und in der Tragödie Soph. El. 1502;393

392 Hoyer (1887, insb. 20) hielt Alkibiades d.J. aufgrund der auffallenden Überein-
stimmungen mit Alkibiades d. Ä. für die Schöpfung eines Komödiendichters oder
der Rhetorenschulen.
393 In Soph. Oed. Col. 589 wurde βαδίζειν als Korrekur für das überlieferte κωμίζειν
vorgeschlagen.
 
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