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Bagordo, Andreas
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 1,1): Alkimenes - Kantharos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verl. Antike, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.47735#0034
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Testimonia (test. 1)

33

Wert haben, eine bessere Lösung bieten sie aber nicht (πρώτος αγωνιστής
wird von Wilamowitz 1906, 620 mit A. 2 [= Kl. Sehr. V 1 385 mit A. 2] durch
den merkwürdigen zeitlichen Gebrauch des Vorderglieds motiviert: „Denn
πρωταγωνιστής ist ein Wort mit technisch fixierter Bedeutung und bezeichnet
τα πρώτα άγωνιζόμενος. Wo gibt es eine Komposition, in der πρώτος den zeit-
lich ersten einer Reihe bezeichnet?“; προαγωνιστής ist von Schenkl 1907, 336
vertreten, der zu Recht gegen die Idee von Budaeus - gefolgt von Stephanus und
Wolf - plädiert, nach der πρωταγωνιστής aus der Gerichtssprache stamme und
Chionides mit einem Redner verglichen werde, der als erster vor Gericht das
Wort ergreift: „Ob man dieses Wort dann vom rein agonistischen Standpunkt
aus dahin deutet, daß Chionides’ Tätigkeit als Komödiendichter sich zu der
des Kratinos und seiner Nachfolger verhielt wie der προαγών zum αγών,
oder ob man es nach der Anleitung der oben beigebrachten Hermogenesstelle
[Hermog. Π. μεθ. δειν. 27 = II448,18 Sp.] im rhetorischen Sinne aussagt: in bei-
den Fällen scheint mir der Ausdruck eines guten Schriftstellers nicht unwürdig
zu sein“. Diese letzte, mit Recht höchst vorsichtig formulierte Emendation ist
fragwürdig: προαγωνίζεσθαι hat nichts mehr mit dem ursprünglichen Verb
der Theatersprache άγωνίζεσθαι, wie etwa in Ar. Ach. 140, zu tun, sondern es
heißt nur noch ,für etwas kämpfen“ bzw. ,in vorderster Linie kämpfen“, und
zwar stark militärisch markiert.
Die sprachlich und sprachhistorisch fundierte Deutung von πρωταγωνιστής
als erstrangiger Vertreter“ erscheint mithin für Chionides nicht nur als die
einfachste und ökonomischste Lösung, sondern auch zum einen mit der so
frühen (der frühesten?) Datierung seiner Karriere, zum anderen mit seinem
nebulösen Status, für den auf eine unbedenkliche Formulierung wie öv και
λέγουσι rekurriert werden muß, durchaus kompatibel. Für diese Deutung
dürfte auch der Umstand sprechen, daß Chionides als πρωταγωνιστής nur
in bezug auf die Alte Komödie angesehen wurde (πρωταγωνιστήν γενέσθαι
τής αρχαίας κωμωδίας), also nicht hinsichtlich der ganzen Komödie als der
erste Sieger an den Dionysien (die es natürlich auch noch für Mese und Nea
gab), sondern lediglich (!) als ein Protagonist der Archaia (vermutlich in der
Gesellschaft eines Magnes - wie bei Aristoteles, test. 2 - oder Ekphantides).
Die Priorität des Chionides in der Siegerliste bleibt von der Disqualifizierung
von πρωταγωνιστής zu einem nahezu irrelevanten Etikett unangetastet: ent-
scheidend waren und sind vielmehr test. 2 und die anschließende chronologi-
sche Angabe.
Was die Notiz angeht, Chionides sei,acht Jahre vor den Perserkriegen“ als
Bühnendichter tätig gewesen, so ist einer exklusiven Rechnung ab Salamis
(480 v. Chr.) - d. h. 488 v. Chr. (favorisiert von Wilhelm 1906, 109) - insofern
eine inklusive vorzuziehen - d. h. 486 v. Chr. -, als sich die Zahl der Archonten
 
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