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Bagordo, Andreas
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 1,1): Alkimenes - Kantharos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verl. Antike, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.47735#0039
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Chionides

das bedeutet haben, was für Aristophanes der Peloponnesische Krieg bedeuten
wird (vgl. den Stücktitel Persai).
Der Anruf an die Heroen hat in der Komödie stets eine kontingente, hand-
lungsverbundene Funktion - für jede Situation gibt es den passenden Heros:
etwa in Ar. Vesp. 389-90 (ώ Λύκε δέσποτα, γείτων ήρως (σύ γάρ οίσπερ εγώ /
κεχάρησαι [...]); vgl. auch 821-3) wird der Lokalheros Lykos von Philokleon
als Nachbar angerufen, weil dessen Heiligtum beim Gerichtshof - Philokieons
eigentlichem Wohnort - lag; in 438-9 (ώ Κέκροψ ήρως άναξ, τά προς ποδών
Δρακοντίδη, / περιορας οϋτω μ’ ύπ’ άνδρών βαρβάρων χειρούμενον) appel-
liert derselbe an den hier patriotische Gefühle verkörpernden, heroisierten
athenischen König Kekrops (vgl. auch Av. 881. 1485-93; zum obszön konno-
tierten, ad hoc kreierten Heros Keles in Plat. fr. 188,18 [Phaön] vgl. Pirrotta
2009, z.St.; zu den Situationen, in denen sich die Präsenz von Heroen in der
Komödie greifen läßt, vgl. auch Riess 1897, 199-200). Ein direkter Bezug auf
die zehn attischen Phylenheroen (zu diesen vgl. Kron 1976) ist ebenfalls mög-
lich (laut Ar. Pac. 1183 stand ein Denkmal dieser eponymen Heroen auf der
Agora): für ihre Präsenz in der Komödie sei - außer dem erwähnten Vesp.
438-9 (Kekrops) - etwa auf Av. 559 (Hippothoon) und Equ. 95 (mit schol.,
Pandion) hingewiesen.
Aus den erhaltenen Fragmenten (fr. 1-3) läßt sich nichts vom Ablauf der
Komödie rekonstruieren: nur in fr. 1 könnte der Hinweis auf die Gleichaltrigen
des Jungen, welche Wache halten, als ein schwaches Indiz für einen militäri-
schen Kontext gedeutet werden: Heroen als in den (Perser-)Kriegen Gefallene?
Dies würde der Komödie einen Bezug zur politischen Aktualität in der Form
jüngster historischer Vergangenheit verschaffen; eine entferntere mytholo-
gische Dimension (ausgehend vom athenischen Heroenkult des Theseus?)
ist ebenfalls möglich, aber die sich daraus eröffnende Perspektive ist nahezu
unbegrenzt (vgl. Geizer 1969, 129, zu Ar. fr. *322 [Heröes], vielleicht aus ei-
nem Chor-Auftritt der Heroen: „Falls die Heroen, die hier reden, wirklich
die Titelhelden seines Stückes wären, so könnte auf eine weitere mögliche
Parallele zu den Plutoi des Kratinos hingewiesen werden“; A. 13: „Chöre wie
die Chirones und eventuell sogar die Titanen - Plutoi könnten sich selber wohl
auch als ήρωες bezeichnet haben; es muss sich also nicht unbedingt um eine
Komödie mit dem Titel "Ηρωες handeln“).
 
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