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Bagordo, Andreas
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 1,1): Alkimenes - Kantharos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verl. Antike, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.47735#0054
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Πτωχοί (fr. 4)

53

Emendation von παιγνιαγράφου in παιγνιογράφου argumentiert Lobeck
1820,656-7 mit Formen wie etwa βιβλιαφόρος, γενεθλιαλόγος, Φορειαφόρος,
έπιστολιαγράφος, όρκιητόμος oder θυρεαφόρος.
Textgestalt Es gibt keine Gründe, das tradierte Δία in Δί’ ού (so Meineke 1867,
310) sowie ούδ’ ό Κλεομένης in ουδέ Κλεομένης zu emendieren (so Meineke
II. 1 6-7): für Sequenzen von zwei Wörtern, in denen der Artikel nur beim zwei-
ten vorhanden ist, verweisen Kassel-Austin z.St. auf Vahlen 1885, zu Aristot.
Poet. 1449a 1 (Ίλιάς καί ή Οδύσσεια; mit weiteren Beispielen aus Aristoteles,
Platon und Aischines; vgl. auch Kassel 1973, 110 A. 18) und Fraenkel 1950, zu
Aesch. Ag. 926 (χωρίς ποδοψήστρων τε καί των ποικίλων, mit Verweis auf
Bruhn 1899, § 171. vii für die tragischen Stellen). In v. 2 wurde das tradierte
εννέα χορδαϊσιν von Porson 1812,141 emendiert, κατεγλυκάνατο in -ήνατο zu
emendieren (so Porson), ist nicht notwendig (vgl. hier unten, zu v. 2).
Interpretation Das richtige Verständnis der Aussage hängt mit der Auslegung
des Hapax κατεγλυκάνατο zusammen. Wenn es einfach ,versüßen“ heißt,
dann ist der Sinn: eine nicht genauer zu bestimmende, für die Zuschauer
natürlich erkennbare Sache (ταΰτ’) - ob eine Speise, ein Gedicht oder etwas
anderes -, sei so bitter bzw. ungenießbar, daß nicht einmal die extreme Süße,
mit der angeblich die beiden Dichter nahezu sprichwörtlich assoziiert wurden,
den Geschmack hätte verändern können. Wenn das mediale Verb hingegen
beispielsweise ,(etwas) dahinsülzen“ heißt, dann könnte besagte Sache bereits
ihrerseits so süß sei, daß sie den wenig schmeichelhaften Vergleich mit den
süßlichen Dichtern par excellence suggeriert (,so etwas hätten nicht einmal
sie dahinsülzen können“).
Da zumindest Gnesippos als kömödoumenos auch mit Liebesaffären in
Verbindung gebracht wird, ist nicht auszuschließen, daß hierbei die erotische
Süße eine Rolle spielen könnte. Argumente für diese Deutung wären jedenfalls
- außer der Präsenz von Gnesippos - auch das obszöne double entendre mit
den ,zwölf Saiten“ (eine ebenfalls hyperbolische Zahl) des Melanippides in
Pher. fr. 155,5 [Cheirön] (χαλαρωτέραν τ’ έποίησε χορδαϊς δώδεκα; vgl. hier
unten, zu v. 2). Kleomenes ist seinerseits vermutlich mit dem Dithyrambiker
aus Rhegion zu identifizieren. Das beste Pendant zum Bild des Versüßens,
assoziiert mit den Saiten, ist in Cratin. fr. 430 (γλυκωνοχόρδους; vgl. Ar. Eccl.
985, mit der Anrede γλύκων, Hapax) zu erkennen (erklärt beim Zitatträger
Phot, γ 150 als τούς ήδύνειν πειρωμένους ταϊς μελοποιΐαις ,die durch meli-
sche Gedichte zu versüßen Versuchenden“; vgl. Conti Bizzarro 1999, 107-8),
das natürlich nicht unbedingt Gnesippos evozieren muß, aber einen weiteren
Beleg für eine Art melischer Dichter darstellt, deren musikalische Technik -
wie bei Gnesippos und Kleomenes - solche süßlich klingende Effekte erzielte
(durch Chromatismus? vgl. hier unten, zu κατεγλυκάνατο).
 
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