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Bagordo, Andreas
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 1,1): Alkimenes - Kantharos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verl. Antike, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.47735#0055
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Chionides

1 Γνήσιππος - ό Κλεομένης Für das Fehlen des Artikels beim ersten
Namen, kombiniert mit der Präsenz des Artikels beim nächsten Wort, vgl.
hier oben, Textgestalt.
Γνήσιππος Gnesippos (PAA 279680: „musician (kithara player) & author
of lascivious songs“ ~ PAA 279690: „didaskalos tragic“?), Sohn des Kleomachos,
wird ausschließlich in den von Athenaios zitierten, aus verschiedenen Zeiten
stammenden Komikerpassagen porträtiert, wobei sich eine einheitliche Deu-
tung prinzipiell nicht verbietet.15 Der Hinweis auf das Saiteninstrument bei
Chionides hat auf kitharodische Tätigkeit schließen lassen (vgl. Power 2007,
195-7): Gnesippos vertrete als melopoios die neue Mode der sympotischen
Harfenmusik, die eine exotisch klingende Polychordie vorsah, welche (auch
erotisch) transgressive Verhaltensweisen evozieren könne. Die meisten der
bei Athenaios zitierten Komikerfragmente über Gnesippos sind mit dieser
Vorstellung kompatibel. In Eup. fr. 148 [Heilötes] (τά Στησιχόρου τε και
Άλκμάνος Σιμωνίδου τε / άρχαϊον άείδειν, ό δέ Γνήσιππος έστ’ άκούειν. /
κείνος νυκτερίν’ ηύρε μοιχοϊς άείσματ’ έκκαλεϊσθαι / γυναίκας έχοντας ίαμ-
βύκην τε και τρίγωνον) wird Gnesippos als jemand dargestellt, der ,nächtliche
Musikstücke für Ehebrecher erfand“ (iambyke und trigönon sind typisch weib-
liche Saiteninstrumente), und zwar kontrastiert mit den aus der Mode gerate-
nen Melikern Stesichoros, Alkman und Simonides (vgl. Kugelmeier 1996, 77
A. 131; ausgehend von diesen νυκτερινά άείσματα erkannte Cameron 1995,
72 A. 6 in der Produktion des Gnesippos eine neue Art, tragische Partien
in symposialen Performances zu rezitieren); in Cratin. fr. 17 [Boukoloi] (δς
ούκ έδωκ’ αίτοϋντι Σοφοκλέει χορόν, / τώ Κλεομάχου δ’, ον ούκ άν ήξίουν
εγώ / έμο'ι διδάσκειν ούδ’ άν είς Άδώνια) wird gegen einen nicht genannten
Archon polemisiert, der statt Sophokles Gnesippos einen Chor zugewiesen
hat, wobei dieser nicht einmal für die nur den Frauen zugänglichen Adönia
geeignet wäre; in fr. 104 [Malthakoi] (τις άρ’ έρωτα j" μοιδεν ώ Γνήσιππε
εγώ πολλή χολή; / ο’ίομαι <cl> μηδέν οϋτως μωρόν είναι καί κενόν) ist die
Rekonstruktion extrem prekär (vgl. den sinngemäßen Versuch von Luppe
1963, 71, der in Athenaios’ Zitaten zwei Dichter namens Gnesippos erkennt,

15 Aus den komischen Fragmenten rekonstruiert Bergk 1838, 32-3 folgendes Bild:
„Et auctor Helotarum similiter lasciva et parum casta eius poemata esse dicit:
cum quo crimine coniunctum est illud, quod in Gnesippum, non in Cleomachum,
ut existimant homines docti, coniecit Teleclides, exprobrans illi vitam libidino-
sam et abiectam: pariter autem quae Cratinus dixit, omnia uni conveniunt, nam
in Effeminatis quidem aperte amores parum honestos Gnesippi attigit [...] et in
Bucolis atque Horis carmina lasciva et indecora esse non obscure significat, prorsus
ut vita hominis carminibus congruisse videatur“.
 
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