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Bagordo, Andreas; Teleclides
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 4): Telekleides: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verl. Antike, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.47793#0023
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Telekleides

aus der Perspektive zweier Brennpunkte - ,ersehnter Frieden“/,aktuel-
ler Kriegszustand“ - trifft das politische onomasti kömödein sowohl einen
Protagonisten wie Perikies (fr. 18) als auch eine Nebenfigur wie Androkles
(fr. 16; über den ,Prahler“ Proxenides in fr. 19 wissen wir kaum etwas). Die
literarische Thematik bzw. Polemik legt bereits der Titel nahe und könnte
auf zwei für die Archaia nachweisbare Motive rekurrieren: auf eine Anabasis
aus der Unterwelt einerseits, wie sie in Aristophanes’ Gerytades, Kratinos’
Cheirönes und Pherekrates’ Krapataloi erscheint und etwa vom Bedürfnis
motiviert gewesen sein mag, die zeitgenössische literarische Kultur wieder zu
beleben; auf einen literarischen Agon andererseits, wie wir ihn aus Kratinos’
Archilochoi und Aristophanes’ Fröschen kennen. Rätselhaft muß bei alledem
die Art und Weise bleiben, wie sich die Präsenz des Hesiod konkretisiert
habe - gesetzt den Fall, er trat überhaupt als Rollenfigur auf - ob etwa als
moralische Instanz oder als Gegenbild zu einer jüngeren Generation speziell
tragischer Dichter (vgl. fr. 15 und fr. 17, jeweils mit den Tragikern Philokles
und Nothippos: in ersterem tritt überdies eine sich selbst bemitleidende wei-
bliche Figur auf, vielleicht die Personifikation der Tragödie oder der Dichtung
generell).
Die Prytaneis tragen ihrerseits die Politik gleichsam bereits im Titel. Auch
hier ist eine inhaltliche Kontrastierung - positiv betrachtete Themistokles-Zeit
(fr. 25) und negativ konnotierte Perikies-Herrschaft - als Rahmen vorstell-
bar. Auch eine mögliche Fokussierung hierbei auf die Luxus-Kritik an den
Prytanen zur Zeit des Themistokles möchte realistisch sein. Ein weiterer po-
litischer Anhaltspunkt ist die etwaige Verspottung der Figur des Dakes, hinter
welchem Laches sich verbergen mag (fr. 26). Der metasymposiale Kontext
könnte sich darüber hinaus sodann auf die Speisen im Prytaneion beziehen
(fr. 27). Politisch konnotiert ist auch ein mit der Themistokles-Zeit kompati-
bles Erziehungsideal (fr. 28). Die literarische Thematik dürfte auch hier nicht
ignoriert und wohl durch eine Tragödien-Parodie angedeutet sein (fr. 31).
Die Sterrhoi entziehen sich anhand des bloßen Titels nahezu jedweder
Deutung: heterogene Stoffe (eine Travestie in fr. 33; kulinarisches Sujet, un-
ter Umständen mit obszönem Doppelsinn in fr. 34; eine Anrede an Hermes,
vielleicht als Gebetsparodie zu verstehen, in fr. 35) lassen keinen besonde-
ren Schwerpunkt erkennen. Die Verspottung des Dichters Gnesippos (fr. 36)
scheint eher dessen Sitten zu betreffen als eine Polemik literarischer Natur
zu evozieren.
Die Fragmente incertae fabulae, welche nahezu exakt der Zahl derjenigen
Fragmente entsprechen, deren Stücktitel überliefert sind (36 mit Titel, 37
ohne Titel), lassen sich inhaltlich grob in folgende Gruppen einteilen (v.a. die
 
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