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Telekleides
σωκρατογόμφους (Edmonds I 192), <γνώμας> εύριπιδοσωκρατογόμφους
(Fritzsche 1852, 6: „sententias Euripidei Socratis clavo compactas“), Ευριπίδης
σωκρατόγομφος (Casaubon), Ευριπίδης <ό> σωκρατόγομφος (Marcovich
1999); nur der Vollständigkeit halber sei auch auf den radikalen Eingriff
Naucks (εύριπιδοσωκρατοκόμπους) hingewiesen.
Interpretation Zum Verständnis des Epithetons ist in erster Linie Ar. Equ.
461-3 (ταυτί μά τήν Δήμητρά μ’ ούκ έλάνθανεν / τεκταινόμενα τά πράγ-
ματ’, άλλ’ ήπιστάμην / γομφούμεν’ αύτά πάντα καί κολλώμενα) heranzu-
ziehen, wo die Metaphorik des handwerklich ,Fabrizierten, Festgenagelten,
Zusammengeklebten“ von Paphlagon/Kleon auf die athenische Lage übertra-
gen ist.166 Ebenso relevant für eine prägnante Bedeutung dieses metaphori-
schen Bereichs ist Ar. Nub. 446 (ψευδών συγκολλητής), wobei dieser Ausdruck
- zusammen mit weiteren zwanzig - zu einem Katalog von (zumeist moralisch
negativen) Eigenschaften gehört, die Strepsiades gern erwerben möchte: mit
dem Ziel, sich seiner finanziellen Sorgen durch den Betrug seiner Gläubiger
zu entschlagen, will er sich dem erzieherischen Programm des Sokrates und
seiner Anhänger voll und ganz anvertrauen (vgl. Dover 1968, z.St. „συγκολλάν
suggests the turning of skill to malicious ends“). In Ar. Vesp. 1041 (άντωμοσίας
καί προσκλήσεις καί μαρτυρίας συνεκόλλων) ist das ,Zusammenkleben“
wohl ebenfalls in bezug auf Sokrates und dessen Anhänger gesagt, die wie
Alpträume den Schlaf der von ihnen Verfolgten stören - zumindest dann,
wenn in v. 1038 mit der Komödie des vorigen Jahres die Wolken gemeint sind
(so die meisten Interpreten u.a. anhand von schol. Ar. Vesp. 1037. 1038c, wo
an die Blässe der sokratischen Philosophen erinnert wird; vgl. zuletzt Hubbard
1991, 191; die Alpträume werden hingegen mit den Sykophanten identifiziert
bei MacDowell 1971, z.St., und tendenziell bei Imperio 2004 , 153-4, die eine
Anspielung auf die wohl ebenfalls im J. 423 v.Chr. aufgeführten Holkades des
Aristophanes für wahrscheinlicher hält).
Die beiden, der Schreinersprache entstammenden Begriffe zusammen-
kleben“ und ,zusammennageln“, dürften sich somit auf die sokratische (und
euripideische) Denkweise übertragen lassen. Das Epitheton könnte diejenigen
Tragiker bezeichnen, die nach euripideischer Art philosophieren („more Euri-
pideo philosophantes“; Kaibel in Kassel-Austin z.St.). Eine weitere Ähnlichkeit
166 Vgl. van Leeuwen 1900, z.St. und Neil 1901, z.St.: „metaphors with γόμφοι and
κόλλη are very rare [...] except in criticism of literary style and the like“, wofür
Aristot. Rhet. 1405b 1-4 (es geht um die κόλλησις) und [Longin.] Subl. 41,3
(ομοίως δέ άμεγέθη καί τά λίαν συγκείμενα καί εις μικρά καί βραχυσύλλαβα
συγκεκομμένα καί ώσανεί γόμφοις τισίν έπαλλήλοις κατ’ έγκοπάς καί
σκληρότητας έπισυνδεδεμένα) angeführt werden.
Telekleides
σωκρατογόμφους (Edmonds I 192), <γνώμας> εύριπιδοσωκρατογόμφους
(Fritzsche 1852, 6: „sententias Euripidei Socratis clavo compactas“), Ευριπίδης
σωκρατόγομφος (Casaubon), Ευριπίδης <ό> σωκρατόγομφος (Marcovich
1999); nur der Vollständigkeit halber sei auch auf den radikalen Eingriff
Naucks (εύριπιδοσωκρατοκόμπους) hingewiesen.
Interpretation Zum Verständnis des Epithetons ist in erster Linie Ar. Equ.
461-3 (ταυτί μά τήν Δήμητρά μ’ ούκ έλάνθανεν / τεκταινόμενα τά πράγ-
ματ’, άλλ’ ήπιστάμην / γομφούμεν’ αύτά πάντα καί κολλώμενα) heranzu-
ziehen, wo die Metaphorik des handwerklich ,Fabrizierten, Festgenagelten,
Zusammengeklebten“ von Paphlagon/Kleon auf die athenische Lage übertra-
gen ist.166 Ebenso relevant für eine prägnante Bedeutung dieses metaphori-
schen Bereichs ist Ar. Nub. 446 (ψευδών συγκολλητής), wobei dieser Ausdruck
- zusammen mit weiteren zwanzig - zu einem Katalog von (zumeist moralisch
negativen) Eigenschaften gehört, die Strepsiades gern erwerben möchte: mit
dem Ziel, sich seiner finanziellen Sorgen durch den Betrug seiner Gläubiger
zu entschlagen, will er sich dem erzieherischen Programm des Sokrates und
seiner Anhänger voll und ganz anvertrauen (vgl. Dover 1968, z.St. „συγκολλάν
suggests the turning of skill to malicious ends“). In Ar. Vesp. 1041 (άντωμοσίας
καί προσκλήσεις καί μαρτυρίας συνεκόλλων) ist das ,Zusammenkleben“
wohl ebenfalls in bezug auf Sokrates und dessen Anhänger gesagt, die wie
Alpträume den Schlaf der von ihnen Verfolgten stören - zumindest dann,
wenn in v. 1038 mit der Komödie des vorigen Jahres die Wolken gemeint sind
(so die meisten Interpreten u.a. anhand von schol. Ar. Vesp. 1037. 1038c, wo
an die Blässe der sokratischen Philosophen erinnert wird; vgl. zuletzt Hubbard
1991, 191; die Alpträume werden hingegen mit den Sykophanten identifiziert
bei MacDowell 1971, z.St., und tendenziell bei Imperio 2004 , 153-4, die eine
Anspielung auf die wohl ebenfalls im J. 423 v.Chr. aufgeführten Holkades des
Aristophanes für wahrscheinlicher hält).
Die beiden, der Schreinersprache entstammenden Begriffe zusammen-
kleben“ und ,zusammennageln“, dürften sich somit auf die sokratische (und
euripideische) Denkweise übertragen lassen. Das Epitheton könnte diejenigen
Tragiker bezeichnen, die nach euripideischer Art philosophieren („more Euri-
pideo philosophantes“; Kaibel in Kassel-Austin z.St.). Eine weitere Ähnlichkeit
166 Vgl. van Leeuwen 1900, z.St. und Neil 1901, z.St.: „metaphors with γόμφοι and
κόλλη are very rare [...] except in criticism of literary style and the like“, wofür
Aristot. Rhet. 1405b 1-4 (es geht um die κόλλησις) und [Longin.] Subl. 41,3
(ομοίως δέ άμεγέθη καί τά λίαν συγκείμενα καί εις μικρά καί βραχυσύλλαβα
συγκεκομμένα καί ώσανεί γόμφοις τισίν έπαλλήλοις κατ’ έγκοπάς καί
σκληρότητας έπισυνδεδεμένα) angeführt werden.