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Orth, Christian; Alcaeus; Amipsias; Apollophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,1): Alkaios - Apollophanes: [Alkaios, Ameipsias, Apollophanes]; Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verl. Antike, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.47765#0015
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Alkaios

4. Themen und Motive
Von den acht erhaltenen Titeln weisen vier (Ganymedes, Endymiön, Kallistö
und Pasiphae) auf die Bearbeitung mythischer Stoffe, wobei besonders Liebes-
beziehungen zwischen Göttern und Menschen thematisiert werden (Gany-
medes, Endymiön und Kallistö).14 Derartige Stoffe gehören zu den bevorzugten
Themen vieler Dichter der Mittleren Komödie, finden sich aber z.B. auch schon
am Ende des 5. Jh. bei Sannyrion (Danae und IÖ). Hinzu kommt noch der Hieros
gamos, wenn dort die Hochzeit von Zeus und Hera behandelt wurde. Auf
erotische Thematik (die somit im Mittelpunkt von sieben der acht Stücke zu
stehen scheint) weisen auch die Titel Adelphai moicheuomenai und vielleicht
Palaistra (wenn es sich um einen Hetärennamen handelt; in fr. 23 ist offenbar
von einer Frau die Rede, die einen Liebhaber täuscht, indem sie ihm an ihrer
Stelle jmd./etw. anderes unterschiebt).15
Die Adelphai moicheuomenai stehen wohl in der Tradition des Ehebruchs-
mimos, dessen Topoi auch in der Frauensatire der erhaltenen Stücke des
Aristophanes immer wieder auftauchen. Im Mittelpunkt ganzer Komödien
stand das Ehebruchsmotiv, nach den Titeln zu urteilen, schon in der Alten
Komödie in Ameipisias’ Moichoi, und in der Mittleren Komödie in dem eben-
falls Moichoi betitelten Stück des Antiphanes.
Wenn sich der Titel Palaistra auf den Namen einer Hetäre bezieht, dann
finden sich besonders zahlreiche Parallelen in der Mittleren Komödie, aber
auch schon in späteren Stücken der Alten Komödie ab etwa 400 v. Chr.; deut-
lich früher tragen aber auch schon mehrere der Komödien des Pherekrates
Hetärennamen im Titel. Wenn dagegen die Palästra als Ort gemeint ist, dann
sind in der Mittleren Komödie Titel wie Antiphanes’ Mylön und Amphis’
Balaneion (derselbe Titel später auch bei Timokles und Diphilos) vergleichbar.
Auf Tragödienparodie weist der Titel Kömödotragödia, was durch die
Bearbeitung einer Stelle aus Euripides’ Orestes in fr. 19 bestätigt wird; auf eine
metatheatralische Thematik deutet daneben vielleicht auch die Behandlung
des Aulosspiels in fr. 20. Auch hier zeigt sich erneut die Schwierigkeit, al-
lein aus dem Titel oder bestimmten Motiven chronologische Schlüsse zu

14 Vgl. Miles 2009, 97.
15 Als Vertreter einer späten Phase der Alten Komödie charakterisiert Alkaios die
Tatsache, dass keiner der Titel auf die Identität des Chores weist. Das verbindet
ihn mit Dichtern wie Aristonymos, Polyzelos, Sannyrion und Demetrios, die von
Kassel und Austin allesamt ans Ende des 5. Jh. oder an den Übergang vom 5. zum
4. Jh. v. Chr. gesetzt werden (vgl. Schmid 1946, 172, der daneben noch Aristagoras
und Epilykos nennt, von denen jeweils nur ein Titel bekannt ist).
 
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