Testimonia (test. 2)
169
Kontext Ein Papyrus des 2. Jh. n. Chr. mit einer alphabetischen Liste von
Komödiendichtern (der Alten Komödie einschließlich der Sizilischen Komödie,
vielleicht auch der Mittleren Komödie267) mit einer ebenfalls alphabetischen
Liste von Komödien; vgl. Rea 1968 und Uebel 1971, 203-4.
Erhalten ist der Abschnitt von α-ε mit folgenden Dichtern: Ameipsias (oder
Antiphanes), Apollonios, Apollophanes, Araros, Aristophanes, Archippos,
Autokrates, Demetrios, Diokles, Dinolochos, Epicharmos. Aufgrund der zahl-
reichen Auslassungen268 vermutet Rea (70), dass es sich nicht um ein literatur-
geschichtliches Handbuch oder einen Katalog der alexandrinischen Bibliothek
(etwa eine Kurzfassung von Kallimachos’ Pinakes) handelt, sondern eher um
den Katalog einer Provinzbibliothek oder eine Leseliste. Das hätte allerdings
die weitaus spektakulärere (und wenig wahrscheinliche) Konsequenz, dass
noch im 2. Jh. n. Chr. ganze Komödien dieser Dichter verfügbar waren bzw.
tatsächlich gelesen wurden.
Eine alternative Möglichkeit wäre, dass die Liste von einem Leser eines
lexikographischen Werks erstellt wurde, das überwiegend Dichter der Alten
Komödie zitierte (vielleicht ein Werk von der Art von Didymos’ Lexeis komi-
kai?\ um sich einen Überblick über das Werk der griechischen Komödien-
dichter zu verschaffen; die Auslassungen wären dann damit zu erklären, dass
einige Komödien dort zufällig nicht erwähnt waren (oder vom Kompilator
übersehen wurden). Ähnlich wurden einige Jahrhunderte später in der Suda
die Titellisten der Komödiendichter teilweise aus Athenaios kompiliert (vgl.
zu Ale. test. 1). Die alphabetische Reihenfolge der Autoren und Titel setzt in
diesem Fall aber eine Erstellung der Liste in mehreren Arbeitsschritten voraus.
Interpretation Komödien mit dem Titel Μοιχοί und Σαπφώ sind außer für
Ameipsias auch für Antiphanes bezeugt (Yatromanolakis 2007, 296-7), der hier
ebenfalls in die alphabetische Reihenfolge vor Araros passen würde (allerdings
267 Von den üblicherweise der Mittleren Komödie zugewiesenen Dichtern findet sich
nur Araros, Dichter der neuen Komödie fehlen ganz (besonders das Fehlen des
Diphilos ist auffällig); vgl. Rea 1968, 70. Wenn, wie es den Anschein hat (vgl. Uebel
1971, 203) bei der Alphabetisierung der Autorennamen nicht nur der erste, sondern
auch der zweite Buchstabe berücksichtigt ist, dann ist das Fehlen von Anaxandrides,
Anaxilas und Antiphanes nach Ameipsias (aber vgl. zur Interpretation) ein noch
deutlicherer Hinweis darauf, dass die Mittlere Komödie nicht eingeschlossen ist
und Araros vielleicht nur ausnahmsweise (als Sohn des Aristophanes?) aufgenom-
men wurde (vgl. Rea 1968, 70).
268 Es fehlen auch Komödien, von denen sich eine größere Zahl von Fragmenten er-
halten hat, wie Aristophanes’ Λήμνιαι (20 Fragmente), Πελαργοί (14 Fragmente)
und Archippos’ Ιχθύες (21 Fragmente), und nur der erste Plutos des Aristophanes
ist aufgenommen (Rea 1968, 70).
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Kontext Ein Papyrus des 2. Jh. n. Chr. mit einer alphabetischen Liste von
Komödiendichtern (der Alten Komödie einschließlich der Sizilischen Komödie,
vielleicht auch der Mittleren Komödie267) mit einer ebenfalls alphabetischen
Liste von Komödien; vgl. Rea 1968 und Uebel 1971, 203-4.
Erhalten ist der Abschnitt von α-ε mit folgenden Dichtern: Ameipsias (oder
Antiphanes), Apollonios, Apollophanes, Araros, Aristophanes, Archippos,
Autokrates, Demetrios, Diokles, Dinolochos, Epicharmos. Aufgrund der zahl-
reichen Auslassungen268 vermutet Rea (70), dass es sich nicht um ein literatur-
geschichtliches Handbuch oder einen Katalog der alexandrinischen Bibliothek
(etwa eine Kurzfassung von Kallimachos’ Pinakes) handelt, sondern eher um
den Katalog einer Provinzbibliothek oder eine Leseliste. Das hätte allerdings
die weitaus spektakulärere (und wenig wahrscheinliche) Konsequenz, dass
noch im 2. Jh. n. Chr. ganze Komödien dieser Dichter verfügbar waren bzw.
tatsächlich gelesen wurden.
Eine alternative Möglichkeit wäre, dass die Liste von einem Leser eines
lexikographischen Werks erstellt wurde, das überwiegend Dichter der Alten
Komödie zitierte (vielleicht ein Werk von der Art von Didymos’ Lexeis komi-
kai?\ um sich einen Überblick über das Werk der griechischen Komödien-
dichter zu verschaffen; die Auslassungen wären dann damit zu erklären, dass
einige Komödien dort zufällig nicht erwähnt waren (oder vom Kompilator
übersehen wurden). Ähnlich wurden einige Jahrhunderte später in der Suda
die Titellisten der Komödiendichter teilweise aus Athenaios kompiliert (vgl.
zu Ale. test. 1). Die alphabetische Reihenfolge der Autoren und Titel setzt in
diesem Fall aber eine Erstellung der Liste in mehreren Arbeitsschritten voraus.
Interpretation Komödien mit dem Titel Μοιχοί und Σαπφώ sind außer für
Ameipsias auch für Antiphanes bezeugt (Yatromanolakis 2007, 296-7), der hier
ebenfalls in die alphabetische Reihenfolge vor Araros passen würde (allerdings
267 Von den üblicherweise der Mittleren Komödie zugewiesenen Dichtern findet sich
nur Araros, Dichter der neuen Komödie fehlen ganz (besonders das Fehlen des
Diphilos ist auffällig); vgl. Rea 1968, 70. Wenn, wie es den Anschein hat (vgl. Uebel
1971, 203) bei der Alphabetisierung der Autorennamen nicht nur der erste, sondern
auch der zweite Buchstabe berücksichtigt ist, dann ist das Fehlen von Anaxandrides,
Anaxilas und Antiphanes nach Ameipsias (aber vgl. zur Interpretation) ein noch
deutlicherer Hinweis darauf, dass die Mittlere Komödie nicht eingeschlossen ist
und Araros vielleicht nur ausnahmsweise (als Sohn des Aristophanes?) aufgenom-
men wurde (vgl. Rea 1968, 70).
268 Es fehlen auch Komödien, von denen sich eine größere Zahl von Fragmenten er-
halten hat, wie Aristophanes’ Λήμνιαι (20 Fragmente), Πελαργοί (14 Fragmente)
und Archippos’ Ιχθύες (21 Fragmente), und nur der erste Plutos des Aristophanes
ist aufgenommen (Rea 1968, 70).