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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0119
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Nikochares

Eintrags in der Form άχυροπώλης· Νικοχάρης ... (hier könnte ein Stücktitel
gestanden haben)· μή χοιροπώλης άντ’ άχυροπώλου γένη gewesen sein, aus
dem dann bei oberflächlicher Lektüre eine Gleichsetzung von χοιροπώλης
und άχυροπώλης erschlossen wurde (άντι wird von den Lexikographen oft
zur Erklärung eines Worts durch ein Synonym verwendet, vgl. z.B. Phryn.
Praep. soph. p. 68,3-4 ώς έπιθύμημα άντί τού επιθυμία, οϋτως ένδειγμα αντί
του ένδειξις und ρ. 99,17-9 Πλάτων δε έν Πεισάνδρω τό πολιτοκοπεΐν άντι
του λοιδορεΐν και κωμωδεΐν εϊπεν).
Interpretation Das Wort άχυροπώλης ist nur für Nikochares bezeugt (vgl.
Monumenta Asiae Minoris Antiqua vol. III 487b,4-5 άχυροπόρου). Als άχυρον
(vgl. in der Komödie Pherecr. fr. 172, Hermipp. fr. 48,6, Ar. Ach. 508, fr. 78,
Antiph. fr. 225,2, Xenarch. fr. 4,12, Philem. fr. 158) wird der beim Dreschen
vom Korn getrennte Teil des Getreides, d. h. das Stroh, bezeichnet, das u. a. als
Nahrung für Tiere, zur Herstellung von Lehmziegeln oder zur Schalldämpfung
verwendet wurde (vgl. Chadwick 1996, 56-9). Angesichts der vielfältigen
Verwendung spricht nichts dagegen, dass Stroh auch von einem spezialisierten
Strohverkäufer verkauft wurde (zu den zahlreichen Berufsbezeichnungen auf
-πώλης vgl. mit weiterer Literatur Pellegrino 2013 (FrC 15), 47-9 adNicoph.
fr. 10 und Orth 2014a (FrC 9.2), 69 Anm. 102 ad Aristomen. fr. 9).
Wenn die oben zur Textgestalt vorgestellte Vermutung richtig ist, dass
Nikochares selbst χοιροπώλης und άχυροπώλης in einem Spiel mit ähnlich-
lautenden Wörtern gegenüberstellte, dann wäre denkbar, dass (wie Tsant-
sanoglou 1984, 136 vermutet) hier auch auf das (von der Verwendung von
χοίρος in Bezug auf die weiblichen Genitalien ausgehende) Sprichwort ά
Κορινθία (v. I. Άκροκορινθία), έοικας χοιροπωλήσειν (Anon. dor. fr. 22 [PCG
I 300]) angespielt wird, oder zumindest die Doppelbedeutung von χοίρος
(Tsantsanoglou vergleicht passend Ar. Ach. 764ff., und vgl. Henderson 1991,
131-2) auch hier eine Rolle spielte. Zu χοιροπώλης vgl. Ar. Ach. 818 (χοιρο-
πώλας Μεγαρικός), fr. 589.
 
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