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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0411
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406

Sannyrion

3 Ήγέλοχος Der Schauspieler Hegelochos (vgl. Orth 2009, 53-4.
251-3) wird von mehreren Komödiendichtern (neben Sannyrion auch Ar.
Ran. 302-4, Stratt. fr. 63, und vgl. auch Straft, fr. 1) für einen Versprecher bei
der Aufführung von Euripides’ Orestes 408 v.Chr. verspottet: Durch falschen
Vortrag der Elision und/oder des musikalischen Akzents hörte das Publikum
den Vers des aus dem Wahnsinn wieder zu sich kommenden Orestes, Eur. Or.
279 έκ κυμάτων γάρ αύθις αύ γαλήν’ όρώ („nach den Wellen sehe ich wieder
die ruhige Meeresfläche“) als έκ κυμάτων γάρ αύθις αύ γαλήν όρώ („nach / aus
den Wellen sehe ich wieder ein Wiesel“). Vgl. Daitz 1983, Devine / Stephens
1994, 239. 260. 265. Für seine unangenehme Stimme wird Hegelochos von Plat.
com. fr. 235 verspottet (vgl. unten zu 4 άνακράγοι... μέγα).
4 ό τραγικός Wenn ohne Zusatz verwendet, bezeichnet ό τραγικός
üblicherweise einen Tragödiendichter (so Alex. fr. 268,5-6 Κλεαίνετος ... /
ό τραγικός [= TrGF 84 T 1]). In Bezug auf einen Schauspieler (ähnlich in
Bezug auf tragische Chöre Ar. fr. 156,9 άπό ... των τραγικών χορών) vgl. Dem.
18,313 λαμπροφωνότατος, μνημονικώτατος, υποκριτής άριστος, τραγικός
Θεοκρίνης (wo τραγικός sarkastisch für „schwülstig, pathetisch“ steht; vgl.
Wankel 1976, 1325). Ein Bezug von Lucil. 567 Μ. rausuro tragicus qui carmi-
na perdit Oreste auf diese und andere Komödienstellen über den Lapsus des
Hegelochos (Orth 2009, 52) erscheint mir inzwischen eher unwahrscheinlich.
Eine einfachere Interpretation des Verses des Lucilius wäre ein Bezug auf ei-
nen Tragödiendichter (tragicus), der für Orestes so schwierige Gesangspartien
komponiert, dass der Schauspieler dabei heiser wird (rausuro).
άνακράγοι... μέγα Vgl. Ar. Eq. 641-2 μέγα / άνέκραγον, Nub. 220 άνα-
βόησον αυτόν μοι μέγα, Vesp. 618 μέγα καί στράτιον κατέπαρδεν, Antiph. fr.
123,2 έκεκράγει μέγα, Men. Sic. 181 μέγα βοών, fr. 132,1 έκεκράγει μέγα; vgl.
auch Telecl. fr. 5 (mit μεγάλα). Lautes Aufschreien ist eine passende Reaktion
auf die plötzliche Entdeckung eines μοιχός, doch spielt hier vermutlich auch
die Verspottung von Hegelochos’ Stimme eine Rolle (vgl. Plat. com. fr. 235
und die Bezeichnung als Sohn des Kyntaros bei Stratt. fr. 1; vgl. Orth 2009, 53
mit Anm. 72).603
εϊσιδών „nachdem er (in das Loch) hineingeschaut hat“.
5 έκ κυμάτων γάρ αύθις αύ γαλήν όρώ Vgl. zu 3 Ηγέλοχος.

603 Die Kritik an Hegelochos’ Stimme könnte mit einer gesteigerten Expressivität im
schauspielerischen Vortrag im späten 5. Jh. v. Chr. Zusammenhängen (vgl. Orth
2009, 53 ad Stratt. fr. 1,3). Das Verb ανακράζω wird von Arist. Ath. pol. 28,3 auch
in Bezug auf Kleons Redestil verwendet (καί πρώτος έπί τοΰ βήματος άνέκραγε).
 
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