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Jahresfeier
ge denn die Gegner zitieren. Dabei würden sich diverse, Ihnen allen ja wohlbekannte
Äußerungen an dieser Stelle geradezu zum Zitat aufdrängen. So die Erinnerung an
Goethes bekanntes Diktum: „Da gab’s ein Gerede - ich weiß nicht wie - das nennt
man dann eine Akademie. “
Ich hoffe, dass dieses Symposion der Auftakt einer zukunftsträchtigen Erneuerung
des Akademiewesens war, dessen Worten nun Taten folgen sollten. Und ich hoffe, dass
sich die Befürchtung des Nobelpreisträgers und Mitglieds Ihrer Bayerischen Schwester-
einrichtung Rudolph Mößbauer nicht erfüllt, wonach die Akademien diese allerletzte
Chance wohl nicht nutzen, sondern „...endgültig in Bedeutungslosigkeit versinken“
werden. Rudolph Mößbauer hat in meinem Leben eine besondere Bedeutung, weil er
der erste Nobelpreisträger war, dem ich begegnet bin, und das vergisst man nicht.
Zu einer Erneuerung gehört es aus meiner Sicht auch, dass die Gesamtheit der deut-
schen Wissenschaftsakademien über ihren Zusammenschluss in der Union den Auf-
trag erfüllt, das überregionale Akademienprogramm neu zu strukturieren und klare
Laufzeiten festzulegen. Diesen Auftrag hatte die Bund-Länder-Kommission für Bil-
dungsplanung und Forschungsförderung den Akademien anvertraut.
Die Finanzgeber haben gleichzeitig die unzureichende Finanzierung des Pro-
gramms anerkannt und bereits für nächstes Jahr Steigerungs- und Konsolidierungs-
mittel in Höhe von rund 4,5 Millionen Mark auf insgesamt knapp 81 Millionen Mark
zugesagt. Mein Haus und ich selbst haben sich dabei nachdrücklich für die Konsoli-
dierung eingesetzt. Ich meine, dies ist ein ermutigend positives Signal, dem aber auch
eine zukunftsorientierte Strategieentwicklung folgen muss, die sich nicht in propor-
tional bedingten Zugeständnissen und Akademieegoismen verlieren darf.
Ich hoffe, ich bin nicht grundlos zuversichtlich, dass die Heidelberger Akademie zu
den Reformbereiten gehört und sich an den gegenwärtigen Erwartungen orientiert.
Dies zeigt sich nicht nur an der bewusst interdisziplinären Ausrichtung der Akademie,
die zum Beispiel im Zusammenhang mit der Troja-Forschung gerade breitenwirksam
sichtbar wurde. Die Datierungsarbeiten für diese Forschung sind ja in der Akademie
beheimatet. Auch die Tatsache, dass sich der Anteil der Drittmittel an Ihrer For-
schungsarbeit sowohl von der DFG und dem BMBF wie auch von der EU ständig
erhöht - und zwar nicht nur in den Natur-, sondern auch in den Geisteswissenschaf-
ten -, belegt neben der Qualität der Forschung die Öffnung nach außen. Ebenso
beglückwünsche ich Sie, dass Sie gleich mehrere Projekte bereits vor Ablauf der pro-
jektierten Laufzeit erfolgreich beenden konnten. Denn ich weiß um die Schwierigkeit,
die für die Akademiearbeit typischen langen Laufzeiten zu kalkulieren und einzuhal-
ten. Sie wissen allerdings auch, dass die Akademie aus meiner Sicht vermehrt kurzzei-
tigere Vorhaben mit gegenwartsspezifischem Bezug aufnehmen sollte.
Neben diesen Aspekten gründet sich meine heutige Zuversicht für die Erneuerung
der Akademie, die mich, wie ich nicht verhehlen will, keineswegs meine gesamte
Amtszeit begleitet hat, aber vor allem auf folgende Tatsache: Sie wollen sich einer der
wichtigsten, ich möchte sagen: Obliegenheiten für Forschungsorganisationen anneh-
men, nämlich der Nachwuchsförderung. Max Planck behauptete im Jahr 1949:
„Eine neue wissenschaftliche Wahrheit siegt nicht, indem sie ihre Gegner überzeugt
und zum Licht führt, sondern eher weil ihre Gegner sterben und eine neue Generati-
on heranwächst, der sie vertraut ist. “
Dem wurde freilich und wohl eher ketzerisch - bereits die Frage entgegengehalten,
wie wir überhaupt auf neue Ideen oder originelle Ansichten kommen können, wenn
Jahresfeier
ge denn die Gegner zitieren. Dabei würden sich diverse, Ihnen allen ja wohlbekannte
Äußerungen an dieser Stelle geradezu zum Zitat aufdrängen. So die Erinnerung an
Goethes bekanntes Diktum: „Da gab’s ein Gerede - ich weiß nicht wie - das nennt
man dann eine Akademie. “
Ich hoffe, dass dieses Symposion der Auftakt einer zukunftsträchtigen Erneuerung
des Akademiewesens war, dessen Worten nun Taten folgen sollten. Und ich hoffe, dass
sich die Befürchtung des Nobelpreisträgers und Mitglieds Ihrer Bayerischen Schwester-
einrichtung Rudolph Mößbauer nicht erfüllt, wonach die Akademien diese allerletzte
Chance wohl nicht nutzen, sondern „...endgültig in Bedeutungslosigkeit versinken“
werden. Rudolph Mößbauer hat in meinem Leben eine besondere Bedeutung, weil er
der erste Nobelpreisträger war, dem ich begegnet bin, und das vergisst man nicht.
Zu einer Erneuerung gehört es aus meiner Sicht auch, dass die Gesamtheit der deut-
schen Wissenschaftsakademien über ihren Zusammenschluss in der Union den Auf-
trag erfüllt, das überregionale Akademienprogramm neu zu strukturieren und klare
Laufzeiten festzulegen. Diesen Auftrag hatte die Bund-Länder-Kommission für Bil-
dungsplanung und Forschungsförderung den Akademien anvertraut.
Die Finanzgeber haben gleichzeitig die unzureichende Finanzierung des Pro-
gramms anerkannt und bereits für nächstes Jahr Steigerungs- und Konsolidierungs-
mittel in Höhe von rund 4,5 Millionen Mark auf insgesamt knapp 81 Millionen Mark
zugesagt. Mein Haus und ich selbst haben sich dabei nachdrücklich für die Konsoli-
dierung eingesetzt. Ich meine, dies ist ein ermutigend positives Signal, dem aber auch
eine zukunftsorientierte Strategieentwicklung folgen muss, die sich nicht in propor-
tional bedingten Zugeständnissen und Akademieegoismen verlieren darf.
Ich hoffe, ich bin nicht grundlos zuversichtlich, dass die Heidelberger Akademie zu
den Reformbereiten gehört und sich an den gegenwärtigen Erwartungen orientiert.
Dies zeigt sich nicht nur an der bewusst interdisziplinären Ausrichtung der Akademie,
die zum Beispiel im Zusammenhang mit der Troja-Forschung gerade breitenwirksam
sichtbar wurde. Die Datierungsarbeiten für diese Forschung sind ja in der Akademie
beheimatet. Auch die Tatsache, dass sich der Anteil der Drittmittel an Ihrer For-
schungsarbeit sowohl von der DFG und dem BMBF wie auch von der EU ständig
erhöht - und zwar nicht nur in den Natur-, sondern auch in den Geisteswissenschaf-
ten -, belegt neben der Qualität der Forschung die Öffnung nach außen. Ebenso
beglückwünsche ich Sie, dass Sie gleich mehrere Projekte bereits vor Ablauf der pro-
jektierten Laufzeit erfolgreich beenden konnten. Denn ich weiß um die Schwierigkeit,
die für die Akademiearbeit typischen langen Laufzeiten zu kalkulieren und einzuhal-
ten. Sie wissen allerdings auch, dass die Akademie aus meiner Sicht vermehrt kurzzei-
tigere Vorhaben mit gegenwartsspezifischem Bezug aufnehmen sollte.
Neben diesen Aspekten gründet sich meine heutige Zuversicht für die Erneuerung
der Akademie, die mich, wie ich nicht verhehlen will, keineswegs meine gesamte
Amtszeit begleitet hat, aber vor allem auf folgende Tatsache: Sie wollen sich einer der
wichtigsten, ich möchte sagen: Obliegenheiten für Forschungsorganisationen anneh-
men, nämlich der Nachwuchsförderung. Max Planck behauptete im Jahr 1949:
„Eine neue wissenschaftliche Wahrheit siegt nicht, indem sie ihre Gegner überzeugt
und zum Licht führt, sondern eher weil ihre Gegner sterben und eine neue Generati-
on heranwächst, der sie vertraut ist. “
Dem wurde freilich und wohl eher ketzerisch - bereits die Frage entgegengehalten,
wie wir überhaupt auf neue Ideen oder originelle Ansichten kommen können, wenn