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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2001 — 2002

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I. Das Geschäftsjahr 2001
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Hauptmann, Harald: Wolfgang Kimmig (28.8.1910 - 24.5.2001)
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Wolfgang Kimmig

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idyllisch gelegenen Instituts im Schloß Hohentübingen mit großer Anteilnahme, aber
auch durchaus kritisch zu begleiten verstand. Dieses Interesse führte zur Gründung
einer eigenen „Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohen-
zollern“, deren Vorsitz er von 1969 bis 1988 innehatte. Ein besonderes Anliegen
bedeutete für ihn daher auch die Einrichtung einer Zweigstelle des Archäologischen
Landesmuseums in seiner Geburtsstadt Konstanz und der Präsentation des Grabes
eines „Keltenfürsten von Hochdorf“. Das nicht immer selbstverständliche Bemühen,
die Forschungsergebnisse zur frühen Geschichte seines Landes auch der Öffentlich-
keit nahezubringen, erfüllte er in Vorträgen und mit mehreren Veröffentlichungen.
Darunter haben die in zwei Auflagen erschienenen Bände „Vorzeit an Rhein und
Donau“ und das gemeinsam mit Kurt Bittel und Siegwalt Schiek herausgegebene Werk
„Die Kelten in Baden-Württemberg“ besondere Beachtung gefunden.
In seinen zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen hat er alle Epochen der
mitteleuropäischen Ur- und Frühgeschichte, vom Neolithikum bis zur römischen
Zeit, behandelt. In diesen Arbeiten hat er wie nur wenige Vertreter der prähistorischen
Archäologie in seiner Generation die Erforschung und Kenntnis der späten Bronze-
zeit und Eisenzeit in Mitteleuropa gefördert und bereichert. Die 1954 vorgelegte
Studie zur Urnenfelderkultur in Südwesteuropa, in der er die Forschungsergebnisse
aus Südwestfrankreich mit denen Kataloniens zu einem Gesamtbild zu verbinden
verstand, haben der Diskussion über diese Kulturerscheinung neue Impulse gegeben.
Sein Bemühen, ein umfangreiches Quellenmaterial als Grundlage für eine historische
Aussage zu benützen, wird in einem 1964 erschienenen Aufsatz über die „Seevölker-
bewegung und Urnenfelderkultur“ eindrucksvoll sichtbar. Der Versuch, die am Ende
der Bronzezeit offensichtlichen Umwälzungen in Mittel- und Südosteuropa mit histo-
risch faßbaren Ereignissen im östlichen Mittelmeerraum in einen Zusammenhang
zu bringen, hat in der Forschung große Beachtung gefunden und charakterisiert
das Bemühen, sein Fachgebiet auch in die internationale prähistorische Archäologie
einzubinden. Ein persönliches Anliegen bedeuteten für ihn jedoch immer die ab-
schließenden Publikationen der Grabungen in der Wasserburg Buchau und in der
Grablege eines frühkeltischen Fürsten im „Kleinaspergle", das sein Nachfolger auf
dem Tübinger Lehrstuhl, Franz Fischer, in der Würdigung des Lebens und Lebens-
werks von Wolfgang Kimmig als „schwäbisches Nationalheiligtum“ bezeichnet hat (F.
Fischer, W. Kimmig - Leben und Lebensweg, Stuttgart 2002). Es bedeutete für ihn eine
Erfüllung seines wissenschaftlichen Lebenswegs, als diese Vorhaben zu einem
Abschluß gebracht werden konnten. Wolfgang Kimmig hat viele Auszeichnungen
auch internationaler wissenschaftlicher Gesellschaften erhalten. Er war Träger des
Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse und der Verdienstmedaille des Landes Baden-
Württemberg. In einem von seinem Schüler Dieter Planck in den „Fundberichten aus
Baden-Württemberg 24, 2000“ verfaßten Nachruf werden in der umfangreichen Liste
seiner Publikationen und mit den unter seiner Anleitung in Freiburg und Tübingen
entstandenen Dissertationen und Habilitationen seine Leistung als erfolgreicher Wis-
senschaftler und akademischer Lehrer eindrucksvoll belegt.
Als Universitätslehrer hat Wolfgang Kimmig eine große Zahl an Schülern ausgebil-
det, die seine Sicht der prähistorischen Archäologie bewahren. Sie konnten ihn in sei-
ner ihm eigenen besonderen Begeisterung für die Archäologie während der mit einem
Festkolloquium begangenen Feier seines 90. Geburtstags auf „seiner“ Heuneburg am
8. September 2000 noch einmal erleben.
 
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