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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2002 — 2003

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I. Das Geschäftsjahr 2002
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Wagner, Rudolf G.: Tilemann Grimm (27.2.1922 - 25.7.2002)
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https://doi.org/10.11588/diglit.66351#0147
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158 | NACHRUFE


TILEMANN GRIMM
(27.2.1922-25.7.2002)

Am 25. Juli 2002 verstarb der Sinologe Tilemann Grimm im Alter von 80 Jahren. Er
gehörte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften seit 1978 an. Tilemann
Grimms Weg in die Sinologie war vorgezeichnet. Kurz nach seiner Geburt in Höxter
an der Weser siedelten die Eltern nach China um, wo der Vater in Peking und seit
1930 in Tientsin als Arzt tätig war. Die Mutter hatte ein starkes sinologisches Inter-
esse und trat mit eigenen Publikationen an die Öffentlichkeit. Der Junge wuchs mit
Chinesisch als zweiter Sprache auf und kehrte erst 1935 nach Deutschland zurück,
wo er in Schulpforta seine Schulzeit beendete. Noch während des Kriegsdienstes
hatte er em Jahr Gelegenheit in Halle/Saale und Berlin das Studium der Sinologie
aufzunehmen. Die früheren Sinologengenerationen hatten in der Regel lange Jahre
des Aufenthalts in China und damit auch eine lebendige Beziehung zum modernen
China; diese Tradition riss mit dem zweiten Weltkrieg und den Entwicklungen in der
VR China ab. Durch seinen ungewöhnlichen Eebensweg war Grimm einer der
wenigen in der ersten Nachkriegsgeneration, die diese direkte Beziehung zu China
und zur heutigen gesprochenen Sprache hatten. Für die anderen wurde das Fach
ähnlich der Klassischen Philologie zu einem Buchfach, bis sich Mitte der 1970er
Jahre neue Möglichkeiten eröffneten, im Land zu studieren.
Prägend für Grimms wissenschaftliches Werden war die Begegenung mit Wolf-
gang Franke in Hamburg, die ihn zur Geschichte führte. Seine Dissertation über die
Regierungsinstitution des Neiko in der Ming-Zeit und seine Habilitationsschrift
Erziehung und Politik im konfuzianischen China der Ming-Zeit (1957), die ihm auch
internationale Anerkennung verschaffte, verankerten ihn fest in der politischen
Geschichte. Obwohl sich seine bekanntesten Forschungsarbeiten auch weiterhin mit
der Ming-Zeit beschäftigten, hat er sich in vielfältiger Weise auch über die politische
Geschichte Chinas im zwanzigsten Jahrhundert geäußert. Zu erwähnen sind seine
 
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