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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2003 — 2004

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I. Das Geschäftsjahr 2003
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Wissenschaftliche Sitzungen
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Gesamtsitzung am 8. Februar 2003
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Franke, Werner: Geheime Protokolle eines Großversuchs an Menschen im Sport: Bilanz einer unerwünschten wissenschaftlichen Begutachtung und ihren Folgen in Medizin, Strafrecht, Politik und im öffentlichen Bewusstsein
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https://doi.org/10.11588/diglit.67592#0045
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8. Februar 2003

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rung. Und Tausende von Medizinern wie Naturwissenschaftlern haben hierbei mit-
gewirkt oder doch zumindest mitgeschwiegen, produzierten statt der Wahrheit
immer wieder Desinformationen wie etwa die lange aufrechterhaltene „pädagogi-
sche Unwahrheit“, bestimmte Pharmaka würden gar nicht leistungssteigernd wirken
(vgl. 1,15, 27), oder beteiligten sich an Falschdarstellungen in wissenschaftlichen Ver-
öffentlichungen (z.B. 13, 26).
Die Steigerung der sportlichen Leistung durch verschiedene Arten Pharmaka
war Teil des Sports geworden, von klassischen Stimulantien („Aufputschmitteln“)
während bestimmter Wettkämpfe bis zum Einsatz von androgenen-anabolen Stero-
iden (AAS) und Wachstumshormonpräparaten in den Monaten der Wettkampfvor-
bereitung oder der Steigerung von Ausdauerleistungen etwa durch Transfusionen
eigener Blutzellen (25) oder — seit Ende der 1980er Jahre — Injektionen von Erythro-
poetin zur vermehrten Bildung von roten Blutkörperchen (Erythrocyten). Beson-
ders wirksam und daher besonders verbreitet war die Leistungssteigerung durch
gezielte Virilisierung weiblicher Körper mit AAS. Der internationale Spitzensport —
und im Gefolge auch Elobby- und Schausportarten wie besonders das sogenannte
„Bodybuilding“ — waren Gegenstand und Opfer des Missbrauchs naturwissenschaft-
licher Erkenntnisse und Möglichkeiten und Experimentalobjekte ethisch verkom-
mener Mediziner und Ansprüche geworden (zu Geschichte und Motiven dieser und
anderer Übergriffe der Gesellschaft auf das Individuum vgl. etwa 4, 15, 16).Verbun-
den damit entstand in den meisten Staaten eine weitgehend illegale „Szene“ der
Beschaffung solcher meist rezeptpflichtigen Substanzen, in der gesetzliche Verstöße
von den staatlichen Organen vielfach ignoriert, praktisch geduldet wurden.
Bei diesen massenhaften verbrecherischen und daher geheimen Manipulatio-
nen an jungen Menschen, oft noch Kindern, haben Regierungen wie Sportfunk-
tionäre und ganze Bereiche der Öffenthchkeitsbeeinflussungsindustrie (Presse, Funk,
Fernsehen) mitgewirkt. Ohne diese Mitwirkung der Regierungen und Tausender
Mediziner und Wissenschaftler durch unterstützendes Mittun oder mindestens durch
schweigendes Mitwissen wäre diese Fehlentwicklung nicht möglich, sicherlich nicht
in ihrem konkreten Ausmaß geheimzuhalten gewesen. Dabei wurden die Betroffe-
nen in den weitaus meisten Fällen in West wie in Ost über gesundheitliche Risiken
und zu erwartende Schäden nicht wirklich und nicht wirksam aufgeklärt. Das gilt
vor allem für die am häufigsten missbrauchte Arzneimittelklasse, die AAS, deren
mögliche schädliche Folgen selbst bei ordnungsgemäßer indizierter Verabreichung
schon vor 1970, in fast allen heute bekannten Schadensbildern aber bis spätestens
Mitte der 1980er Jahre in der Fachliteratur — auch des „Ostblocks“ — ausgiebig
beschrieben waren. In der Tat traten im Leistungssport kaum Schäden auf, die nicht
zuvor schon ausgiebig im medizinischen Schrifttum publiziert worden waren (zu
besonderen, erst spät erkannten Schadensarten vgl. z.B. 17). Die Verabreichung sol-
cher Mittel ohne eigentlichen ärztlichen Grund nahm also in jedem Fall eine Kör-
perverletzung wissentlich in Kauf, in Ost wie West ein eklatanter Verstoß gegen
Ethik und Gesetz.
Wenn auch dieser systematische Arzneimittelmissbrauch im Leistungssport von
einzelnen Autoren seit 1969 immer wieder der Öffentlichkeit bewiesen und be-
 
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