Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2003 — 2004

DOI Kapitel:
I. Das Geschäftsjahr 2003
DOI Kapitel:
Wissenschaftliche Sitzungen
DOI Kapitel:
Gesamtsitzung am 12. Juli 2003
DOI Kapitel:
Akademiepreis
DOI Artikel:
Emich, Birgit: Territoriale Integration in der frühen Neuzeit - Ferrara und der Kirchenstaat
DOI Kapitel:
Öffentliche Gesamtsitzung am 18. Oktober 2003 in Mannheim
DOI Kapitel:
Grusswort des Präsidenten Peter Graf Kielmansegg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.67592#0071
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
18. Oktober 2003 | 83

essen in Rom. Tatsächlich vergeben wurde es fast ausnahmslos an Klienten der dort
regierenden Familie. Entsprechend zahm präsentierten sich die Diplomaten am
päpstlichen Hof, entsprechend üppig wurden sie mit Privilegien und anderen
Gunstbeweisen entlohnt. Jahrzehntelang vertraten die Botschafter eher die Wünsche
Roms gegenüber der Provinz als die Interessen der Patna in der Zentrale. Und am
Ende schaffte die Stadt den teuren, aber politisch nutzlosen Posten ab. Aus freien
Stücken waren die Ferraresen von der politischen Bühne Roms abgetreten. Genau-
so freiwillig beschädigten sie mit dieser Art der Personalpolitik Ansehen und Macht
ihre kommunalen Gremien. Und genauso freiwillig ließen sie mit der Universität
und dem Zivilgericht die Prestigeobjekte der Stadt verkommen. Die selbst gewähl-
te klienteläre Abhängigkeit mochte sich für die lokale Elite kurzfristig lohnen. Sie
führte aber auch zur institutionellen Unterwerfung der Provinz. Sie entzog überdies
einer regionalen Identität und damit dem Kampf für die kollektiven Interessen jeden
Boden. Und sie trug letztendlich zum Niedergang der Region bei. Diese Wechsel-
wirkungen zwischen Institutionen, Geld und Patronage waren verantwortlich für die
Integration Ferraras in den Kirchenstaat. Und sie dürften verantwortlich sein für
jeden anderen Integrationsprozeß in der Frühen Neuzeit. Zu entdecken sind die
Wechselwirkungen zwischen den Ebenen aber nur, wenn man auch nach deren
gemeinsamen Nenner fragt, nach der politischen Kultur. Und untersuchen lassen
sich solche Prozesse wohl am besten mit einem integrierten Modell territorialer
Integration.

Öffentliche Gesamtsitzung am 18. Oktober 2003 in Mannheim
GRUSSWORT DES PRÄSIDENTEN PETER GRAF KIELMANSEGG
Verehrte Gäste der Akademie, liebe Mitglieder der Akademie,
so wie es ein Kirchenjahr gibt, gibt es ein Akademiejahr. Und so wie es im Kir-
chenjahr die großen und die kleinen Feste gibt, gibt es sie auch im Akademiejahr.
Die großen Feste des Akademiejahres — das sind die Jahresfeier im Frühsommer und
die auswärtige öffentliche Sitzung im Herbst.
Warum ist die auswärtige öffentliche Sitzung em bedeutender Tag im Akade-
miejahr? Sie ist es, weil sie dazu bestimmt ist, sichtbar zu machen, daß die Heidel-
berger Akademie der Wissenschaften, ihres Namens ungeachtet, der sich aus ihrer
Gründungsgeschichte herleitet, die Akademie der Wissenschaften des Landes Baden-
Württemberg ist, allen wissenschaftlichen Einrichtungen des Landes, insbesondere
natürlich den Universitäten, gleichermaßen verbunden. Baden-Württemberg ist em
Land, das reich ist an Hochschulen und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen
ersten Ranges — eben darauf gründet sich auch die Stärke der Akademie. Alle Uni-
versitäten des Landes sind mit herausragenden Wissenschaftlern in der Akademie ver-
treten. Ich hebe die gastgebende Akademie exemplarisch hervor: Es gibt, wenn ich
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften