84 | SITZUNGEN
recht zähle, zur Zeit fünf Mannheimer Akademiemitglieder. Und im Ablauf der Jahre
halten wir an allen Universitäten des Landes der Reihe nach eine öffentliche Sitzung
ab.
Wie es bei jedem gelungenen Besuch sein soll, erhoffen wir uns auch von
unseren Besuchen, daß sie beiden etwas bringen, den Gästen wie den Gastgebern.
Für uns, die Gäste, ist es wichtig, daß wir uns die Vielgestaltigkeit der Hochschul-
landschaft Baden-Württembergs immer wieder neu vor Augen führen, ins Gespräch
mit den Universitäten kommen und im Gespräch mit den Universitäten bleiben. Für
die Gastgeber mag es nützlich sein, sich em etwas genaueres Bild von der Akademie
machen zu können, als es im allgemeinen verbreitet ist. Schließlich repräsentiert
die Akademie die Wissenschaft hier im Südwesten Deutschlands, im Land Baden-
Württemberg, wie keine andere Institution. Da die Wissenschaft unsere gemeinsame
Sache ist, ist es gut, in schwierigen Zeiten wie den jetzigen vielleicht sogar wichtig,
einander zu kennen. Das Wettbewerbsideal, das zur Zeit auf eine etwas unreflektier-
te Weise Konjunktur hat, bringt die Einrichtungen der Wissenschaft ja vor allem
gegeneinander in Stellung. Man darf dabei die Gemeinsamkeiten aber nicht verges-
sen. Die Akademie ist, in mehr als einer Hinsicht, auf exemplarische Weise eine Insti-
tution der Gemeinsamkeit der Wissenschaften.
In diesem Jahr also ist — nach Konstanz im vergangenen — Mannheim an der
Reihe. Ich danke Ihnen, Frau Prorektorin, sehr herzlich für die Bereitschaft der Uni-
versität Mannheim, uns ihre Tore zu öffnen. Wir sind gern gekommen. Und daß es
mir Freude macht, an meiner eigenen Alma mater zu Gast zu sein, brauche ich kaum
hinzuzufügen, auch wenn wir uns wahrscheinlich alle gelegentlich fragen, ob die
Universität eigentlich noch eine „Alma“, eine „nährende“ Mutter, sei.
Mannheim ist für die Akademie unter den Universitätsstätten des Landes nicht
irgendeine. Hier in Mannheim ist vor fast auf den Tag genau 240 Jahren, am 20.
Oktober 1763, im Bibliothekssaal des Schlosses die Kurpfälzische Akademie der Wis-
senschaften gegründet worden. Und hier in Mannheim, im Ostflügel des Schlosses,
in dem auch wir heute versammelt sind, hat sie 40 Jahre lang gearbeitet; nach dem
Weggang des Kurfürsten Karl Theodor nach München 1778 ist die Geschichte der
Akademie freilich nur noch die Geschichte ihres allmählichen Absterbens. Als die
Restpfalz 1802/3 an Baden fiel, kam das Aus. Die reichen Sammlungen der Theo-
doro-Palatina wanderten 1802 nach München. Und 1803 wurde sie förmlich
geschlossen. Ihr Vermögen wurde der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
übertragen. Ähnlich wie München Mannheim hat auch die Bayerische Akademie
der Wissenschaften der Pfälzischen einiges zu verdanken. Die kurpfälzische Akade-
mie exzellierte in ihrer kurzen Blütezeit übrigens besonders in landesgeschichtli-
chen, landeskundlichen und meteorologischen Studien.
Man kann die 1909 gegründete Heidelberger Akademie der Wissenschaften
sicher nicht einfach als Fortführung der Kurpfälzischen Akademie begreifen. Ande-
re deutsche Akademien — Berlin, München, Göttingen — in der Gestalt, die sie im
19. Jahrhundert angenommen hatten, waren das unmittelbarere Vorbild. Aber man
kann doch sagen, daß es eine Akademietradition hier im Südwesten gibt, die ins 18.
Jahrhundert zurückführt, ins Mannheim des 18. Jahrhunderts, und die nach einem
recht zähle, zur Zeit fünf Mannheimer Akademiemitglieder. Und im Ablauf der Jahre
halten wir an allen Universitäten des Landes der Reihe nach eine öffentliche Sitzung
ab.
Wie es bei jedem gelungenen Besuch sein soll, erhoffen wir uns auch von
unseren Besuchen, daß sie beiden etwas bringen, den Gästen wie den Gastgebern.
Für uns, die Gäste, ist es wichtig, daß wir uns die Vielgestaltigkeit der Hochschul-
landschaft Baden-Württembergs immer wieder neu vor Augen führen, ins Gespräch
mit den Universitäten kommen und im Gespräch mit den Universitäten bleiben. Für
die Gastgeber mag es nützlich sein, sich em etwas genaueres Bild von der Akademie
machen zu können, als es im allgemeinen verbreitet ist. Schließlich repräsentiert
die Akademie die Wissenschaft hier im Südwesten Deutschlands, im Land Baden-
Württemberg, wie keine andere Institution. Da die Wissenschaft unsere gemeinsame
Sache ist, ist es gut, in schwierigen Zeiten wie den jetzigen vielleicht sogar wichtig,
einander zu kennen. Das Wettbewerbsideal, das zur Zeit auf eine etwas unreflektier-
te Weise Konjunktur hat, bringt die Einrichtungen der Wissenschaft ja vor allem
gegeneinander in Stellung. Man darf dabei die Gemeinsamkeiten aber nicht verges-
sen. Die Akademie ist, in mehr als einer Hinsicht, auf exemplarische Weise eine Insti-
tution der Gemeinsamkeit der Wissenschaften.
In diesem Jahr also ist — nach Konstanz im vergangenen — Mannheim an der
Reihe. Ich danke Ihnen, Frau Prorektorin, sehr herzlich für die Bereitschaft der Uni-
versität Mannheim, uns ihre Tore zu öffnen. Wir sind gern gekommen. Und daß es
mir Freude macht, an meiner eigenen Alma mater zu Gast zu sein, brauche ich kaum
hinzuzufügen, auch wenn wir uns wahrscheinlich alle gelegentlich fragen, ob die
Universität eigentlich noch eine „Alma“, eine „nährende“ Mutter, sei.
Mannheim ist für die Akademie unter den Universitätsstätten des Landes nicht
irgendeine. Hier in Mannheim ist vor fast auf den Tag genau 240 Jahren, am 20.
Oktober 1763, im Bibliothekssaal des Schlosses die Kurpfälzische Akademie der Wis-
senschaften gegründet worden. Und hier in Mannheim, im Ostflügel des Schlosses,
in dem auch wir heute versammelt sind, hat sie 40 Jahre lang gearbeitet; nach dem
Weggang des Kurfürsten Karl Theodor nach München 1778 ist die Geschichte der
Akademie freilich nur noch die Geschichte ihres allmählichen Absterbens. Als die
Restpfalz 1802/3 an Baden fiel, kam das Aus. Die reichen Sammlungen der Theo-
doro-Palatina wanderten 1802 nach München. Und 1803 wurde sie förmlich
geschlossen. Ihr Vermögen wurde der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
übertragen. Ähnlich wie München Mannheim hat auch die Bayerische Akademie
der Wissenschaften der Pfälzischen einiges zu verdanken. Die kurpfälzische Akade-
mie exzellierte in ihrer kurzen Blütezeit übrigens besonders in landesgeschichtli-
chen, landeskundlichen und meteorologischen Studien.
Man kann die 1909 gegründete Heidelberger Akademie der Wissenschaften
sicher nicht einfach als Fortführung der Kurpfälzischen Akademie begreifen. Ande-
re deutsche Akademien — Berlin, München, Göttingen — in der Gestalt, die sie im
19. Jahrhundert angenommen hatten, waren das unmittelbarere Vorbild. Aber man
kann doch sagen, daß es eine Akademietradition hier im Südwesten gibt, die ins 18.
Jahrhundert zurückführt, ins Mannheim des 18. Jahrhunderts, und die nach einem