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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2003 — 2004

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I. Das Geschäftsjahr 2003
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Wissenschaftliche Sitzungen
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Gesamtsitzung am 12. Juli 2003
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Ramm, Ekkehard: Die Golden Gate-Brücke in San Francisco - von den Anfängen bis heute
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https://doi.org/10.11588/diglit.67592#0061
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12.Juli 2003 | 73

ÖFFENTLICHE WISSENSCHAFTLICHE SITZUNG
Herr Ekkehard Ramm hält einen Vortrag: „Die Golden Gate-Brücke in San Fran-
cisco — von den Anfängen bis heute“.
Brücken faszinieren Fachleute wie Laien gleichermaßen. Nicht ohne Grund hat das
„Brückenbauen“ Eingang in unsere tägliche Sprache gefunden. Hier, im übertra-
genen Sinn oder als Bauwerk, kennzeichnen wir damit etwas Auffälliges, eine Lei-
stung, nämlich dann, wenn wir eine Kluft „überbrücken“ wollen, um zwei getrenn-
te Ufer zu verbinden. Brücken sind Unikate und haben meistens in ihrer Umgebung
auch einen ästhetischen Anspruch. Dies gilt besonders für die Golden Gate-Brücke
in San Francisco. Für eine beachtliche Zeit die längste Brücke der Welt war sie nicht
nur eine der größten technischen Herausforderungen ihrer Zeit, sondern hatte in
ihrem Umfeld auch einen hohen gestalterischen Anspruch. Doch wie ist es eigent-
lich zu ihr gekommen?
Vorgeschichte
Wahrscheinlich hat Sir Francis Drake 1579 bereits die Meeresenge gesehen, die wir
heute das Golden Gate nennen. Drakes Beach in Point Reyes National Park weiter
nördlich kennzeichnet die Stelle, wo er an Land gegangen ist. Offiziell gilt das Datum
1769, an dem eine spanische Expedition unter Gaspar de Portola die Bucht erstmals
gesichtet hat; 1776 wird die erste spanische Siedlung gegründet; man nennt sie nach
einem grünen Minzkraut „Yerba Buena“. Erst sehr viel später (1846) kommen die
Yankees. 1847 wird der Ort mit 450 Einwohnern nach der gleichnamigen Mission
in San Francisco umbenannt. Die beschauliche Situation ändert sich schlagartig, als
ein Jahr später James Marshall Gold in der Mühle des ehemaligen Schweizers John
Sutter am Fuß der Sierra findet. Es ist der Beginn des „gold rush“; San Francisco hat
1849 bereits 35 000 Einwohner. Kapitän J. Fremont gibt der Meeresenge in Anleh-
nung an das Goldene Horn den Namen „Golden Gate“; Kalifornien wird Staat der
USA. Bereits 1868 verkehrt eine reguläre Fähre über die Bucht; die Grundstücke im
Norden, dem Marin County, werden als besonders preiswert angepriesen.
Dies ist die Zeit, wo erstmals der Gedanke aufkommt, die Bucht zu über-
brücken: Der Eisenbahnbesitzer Charles Crocker schlägt eine Brücke vor, die aber
als zu kühn verworfen wird. Die rasante Entwicklung von San Francisco nimmt
weiter zu. 1906 hat die Stadt bereits 400.000 Einwohner; das verheerende Erdbeben
lässt die Einwohner nach Norden ausweichen. Der Fährverkehr nimmt mittlerweile
katastrophale Züge an. 1916 schlägt der Herausgeber des SF-Bulletin, James Wilkins,
in einem Artikel seiner Zeitung eine Hängebrücke mit 900 m Spannweite vor; der
Vorschlag wird auf beiden Seiten der Bucht mit Leidenschaft diskutiert. Eine Mach-
barkeitsstudie wird in Auftrag gegeben; der Stadtbauingenieur von San Francisco
O’Shaughnessy befragt mehrere Brückenbauexperten. Die Antworten sind negativ;
die technischen Schwierigkeiten seien zu groß und das Vorhaben mit 100 Mill. $ zu
teuer. Em Besucher der Stadt reagiert positiv: der Ingenieur deutscher Abstammung
Joseph Baermann Strauss aus Chicago.
 
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