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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2003 — 2004

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I. Das Geschäftsjahr 2003
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Antrittsreden
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Mosbrugger, Volker: Antrittsrede vom 10. Mai 2003
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https://doi.org/10.11588/diglit.67592#0118
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ANTRITTSREDEN

Antrittsrede von Herrn VOLKER mosbrugger
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 10. Mai 2003.

Sehr geehrter Herr Präsident,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
die Aufnahme in die Heidelberger Akademie der Wis-
senschaften betrachte ich als eine hohe Ehre, über die
ich mich außerordentlich freue. Gemäß dem Usus der
Heidelberger Akademie will ich Ihnen gerne meinen
persönlichen und wissenschaftlichen Werdegang schil-
dern.
Geboren 1953 in Konstanz am Bodensee — in
„Deutschlands letztem Zipfele“, wie es bei uns in
Baden heißt —, wuchs ich in einem typischen „Lehrer-
haushalt“ auf — glücklich und sorglos, soweit dies der allzu frühe Tod des Vaters
erlaubte. Bildung war ein hohes Gut in unserer Familie, und so besuchte ich das
humanistische Gymnasium in Konstanz. Diese Schule prägte durchaus meine Vita,
denn in ihr erfuhr ich, nicht zuletzt durch einen begeisternden Griechisch-Lehrer,
die Faszination des Diskurses, des Lernens und Verstehens.
Hier wurzelt, so denke ich, meine bis heute anhaltende Begeisterung für die
„reine“ Grundlagenforschung und für die Philosophie. Gleichzeitig war ich - wie-
derum eingeführt durch einen Lehrer - von Jugend an engagierter Ornithologe und
Naturkundler; die Besuche mit meinem alten Biologie-Lehrer in der noch wesent-
lich älteren Biologie-Sammlung sind mir nach wie vor in lebhafter visueller und
olfaktorischer Erinnerung.
Nach dem Abitur stand die Wahl des Studienfaches an, die mir nicht sehr leicht
fiel. Ohnehin hatte ich im Laufe der Ontogenie meine Berufswünsche mehrfach
gewechselt und damit verschiedentlich Sorgen im Elternhaus ausgelöst. Nach Erwä-
gung diverser Alternativen entschloß ich mich für die Ausbildung eines Gymnasial-
lehrers in den Fächern Biologie und Chemie. Im Wintersemester 1973 schrieb ich
mich für diese Studienrichtung in Freiburg in Breisgau em; die Wahl des Studien-
ortes war - ich muss es leider gestehen — nicht der schon damals vorhandenen Exzel-
lenz der Freiburger Biologie geschuldet, sondern das Resultat einer nüchternen
Kalkulation, die die Annehmlichkeiten einer attraktiven neuen Umgebung mit den
Vorteilen der Nähe zur familiären Logistik zu kombinieren versuchte.
Die Wahl des Studienortes erwies sich als Glücksfall. Nicht nur lernte ich dort
gleich am ersten Semestertag meine künftige Frau kennen, sondern konnte auch bei
beeindruckenden akademischen Lehrern studieren. Unvergessen sind die Vorlesun-
gen bei den Professoren Bernhard Hassenstein, Hans Mohr, Günther Osche, Klaus
Sander, Peter Sitte und anderen, durch die sich mir der Kosmos der Naturwissen-
schaften, der Biologie und der Evolution erschloß, der mich mit seinen offenen Fra-
gen bis heute gefangen hält. Die Studienzeit war so eine glückliche, unbeschwerte
 
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