Ludwig Genzel | 167
Noch lange nach seiner Emeritierung im Jahre 1990 blieb er aktiv in der Wis-
senschaft tätig. In dieser Zeit leistete er wesentliche Beiträge zum Verständnis der
Hochtemperatursupraleiter, indem er in einer Periode schneller Experimente und
hektischer Publikation mit langwierigen, schwierigen und ausgereiften Untersu-
chungen die komplizierte Struktur der Energielücke entdeckte.
Die letzten Lebensjahre waren überschattet vom Tod seiner Frau Eva-Maria im
Jahr 1997 und von zunehmenden gesundheitlichen Problemen aufgrund eines
früheren Bandscheibenvorfalls, die ihn schließlich ans Haus fesselten. In dieser Zeit
war sein Schreibtisch übersät von selbst gebauten Versuchsschaltungen zu grundsätz-
lichen physikalischen Vorgängen, die der Unterrichtung von interessierten Schülern
des benachbarten Gymnasiums dienten. Dort sah er die Zukunft. Kam man als Kol-
lege zu ihm, so freute er sich sehr darüber. Es stand allerdings auch stets ein kleines
Examen zu einer der Versuchsschaltungen an, bei dem oberflächliche Antworten
nicht geduldet wurden.
Ludwig Genzel, Ehrendoktor der TH Aachen, Mitglied der Heidelberger
Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Naturforscher Leo-
poldina, war ein offener, anregender und immer hilfsbereiter Kollege. Trotz seiner
reservierten und etwas zurückhaltenden Art hatte er auch die Gabe eines befreien-
den trockenen Humors, der immer wieder die Verbindung zu seinem Gegenüber
schuf. Einer großen Schar von Schülern war er in Frankfurt, Freiburg und Stuttgart
ein inspirierender und zugleich anspruchsvoller Lehrer. Viele von ihnen haben heute
Führungspositionen in Hochschulen und Industriefirmen übernommen. In „seinem
Institut“ redete man früh von Vater Genzel, nicht zur Unterscheidung von seinem
Sohn, der erst viele Jahre später zur Max-Planck-Gesellschaft kam, sondern als Attri-
but einer besonderen Stellung von Ludwig Genzel im Bewußtsein seiner Kollegen.
Es bleibt die dankbare Erinnerung an einen ganz besonderen Menschen.
KLAUS DRANSFELD und ARNDT SIMON
Noch lange nach seiner Emeritierung im Jahre 1990 blieb er aktiv in der Wis-
senschaft tätig. In dieser Zeit leistete er wesentliche Beiträge zum Verständnis der
Hochtemperatursupraleiter, indem er in einer Periode schneller Experimente und
hektischer Publikation mit langwierigen, schwierigen und ausgereiften Untersu-
chungen die komplizierte Struktur der Energielücke entdeckte.
Die letzten Lebensjahre waren überschattet vom Tod seiner Frau Eva-Maria im
Jahr 1997 und von zunehmenden gesundheitlichen Problemen aufgrund eines
früheren Bandscheibenvorfalls, die ihn schließlich ans Haus fesselten. In dieser Zeit
war sein Schreibtisch übersät von selbst gebauten Versuchsschaltungen zu grundsätz-
lichen physikalischen Vorgängen, die der Unterrichtung von interessierten Schülern
des benachbarten Gymnasiums dienten. Dort sah er die Zukunft. Kam man als Kol-
lege zu ihm, so freute er sich sehr darüber. Es stand allerdings auch stets ein kleines
Examen zu einer der Versuchsschaltungen an, bei dem oberflächliche Antworten
nicht geduldet wurden.
Ludwig Genzel, Ehrendoktor der TH Aachen, Mitglied der Heidelberger
Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Naturforscher Leo-
poldina, war ein offener, anregender und immer hilfsbereiter Kollege. Trotz seiner
reservierten und etwas zurückhaltenden Art hatte er auch die Gabe eines befreien-
den trockenen Humors, der immer wieder die Verbindung zu seinem Gegenüber
schuf. Einer großen Schar von Schülern war er in Frankfurt, Freiburg und Stuttgart
ein inspirierender und zugleich anspruchsvoller Lehrer. Viele von ihnen haben heute
Führungspositionen in Hochschulen und Industriefirmen übernommen. In „seinem
Institut“ redete man früh von Vater Genzel, nicht zur Unterscheidung von seinem
Sohn, der erst viele Jahre später zur Max-Planck-Gesellschaft kam, sondern als Attri-
but einer besonderen Stellung von Ludwig Genzel im Bewußtsein seiner Kollegen.
Es bleibt die dankbare Erinnerung an einen ganz besonderen Menschen.
KLAUS DRANSFELD und ARNDT SIMON