Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2003 — 2004

DOI Kapitel:
III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses: Das WIN-Kolleg
DOI Kapitel:
2. Forschungsschwerpunt "Kulturelle Grundlagen der Europäischen Einigung"
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.67592#0290
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
302

FÖRDERUNG DES WISSENSCHAFTLICHEN NACHWUCHSES

(2) an der Auffassung ansetzt, daß gerade symbolische Diskurse im politischen Feld
Europas von fundamentaler Relevanz sind: auch Vergangenheitsdiskurse
gehören grundsätzlich zur imaginären Instituierung politischer Herrschaft.
Damit liegt ihr eigentlich interessierender ‘Wirklichkeitsbezug’ weder in der
‘Vergangenheit’, die sie rekonstruieren, repräsentieren oder verfehlen, noch in
den narrativen oder medialen Logiken, denen sie unterliegen, allem. Sondern
vielmehr in der sinnhaften Dimension bzw. in den ‘Verhandlungen’, die sie im
Rahmen spezifischer Kontexte und Konstellationen ermöglichen. Erst über die
Verschränkung eines literatur- (bzw. kulturwissenschaftlichen) und eines kon-
textualisierenden Blicks wird diese ‘reale Komplexität’ von Vergangenheitskon-
struktionen sichtbar. Es geht von daher um eine ‘Genealogie’ derVergangenheit;
um die Analyse des in europäischen Vergangenheitskonstruktionen wirkenden
Ineinanders von Rationalität(en), Medialität, Interesse und politischer Praxis.
Ein Ansatz, der nicht zuletzt versucht, der Entpolitisierung und Enthistorisie-
rung der Kulturwissenschaften entgegenzugehen.
Das Projekt und seine drei Säulen
Das Projekt besteht aus einer Kerngruppe, die im engeren Sinne im Rahmen des
WIN-Kollegs gefördert wird: den beiden Antragstellern, der Literaturwissenschaftle-
rin Kirsten Mahlke aus Konstanz und dem mittel- und neulateimschen Philologen
Frank Bezner aus Tübingen, sowie weiteren Mitarbeitern: dem Germanisten und
Literaturwissenschaftler Matthias Schöning aus Konstanz und dem Politologen Ste-
fan Seidendorf aus Mannheim.
Um die komplexe Thematik differenziert in ihrer methodischen, spezifischen
und nicht zuletzt auch notwendigen Breite adäquat behandeln zu können, ruht
unser Projekt, das unmittelbar aus dem brainstorming des WIN-Kollegs vor einem Jahr
hervorging, auf drei Säulen.
Die erste Säule liegt in der gemeinsamen Verständigung und methodischen Dis-
kussion im Rahmen eines Netzwerks von Nachwuchswissenschaftlern, die alle zur Thema-
tik arbeiten; die Kerngruppe wird dabei durch eine Reihe (anderweitig geförderter)
Doktoranden und Habilitanden zur Arbeitsgruppe ergänzt. Ziel ist dabei einerseits
die Organisation interdisziplinärer Workshops, die der inhaltlichen und methodi-
schen Anregung dienen. Bereits stattgefunden haben dabei: Vergangenheit Denken.
Methodische Implikationen eines kulturwissenschaftlichen Forschungsfeldes (Konstanz,
Dezember 2002); ein gemeinsamer Workshop mit Wissenschaftlern der Universität
von Yale (Leitung Jay Winter) zum Thema European Identities; Vergangenheit als Ima-
ginäres? (Tübingen, Oktober 2003). Zweites Ziel der erweiterten Arbeitsgruppe ist
die Planung und Vorbereitung eines Abschlußbandes zur Gesamtthematik.
Grundlegende zweite Säule des Projektes sind die monographischen Einzel-
untersuchungen der Kerngruppe, die im Rahmen des WIN-Kollegs ja primär geför-
dert werden und die ebenso exemplarische wie einschlägige Umsetzung der Fra-
gestellung anstreben.
Das Projekt Franzosen und Gallier. Vergangenheitskonstruktionen im frühneuzeit-
lichen Frankreich von Kirsten Mahlke geht der Frage nach, wie der politische Raum
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften