Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2004 — 2004

DOI Kapitel:
I. Das Geschäftsjahr 2004
DOI Kapitel:
Antrittsreden
DOI Artikel:
Knapp, Fritz Peter: Antrittsrede vom 31. Januar 2004
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.66960#0103
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Antrittsreden

Antrittsrede von Herrn FRITZ PETER KNAPP
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 31. Januar 2004.

Honestissime praeses,
egregii secretarii,
reverendi sodales academiae,
die Wahl zum Mitglied dieser hochangesehenen
Heidelberger Akademie der Wissenschaften habe ich
nicht erwartet. Ich empfinde sie als eine hohe Ehre. Das
ist em Gemeinplatz der Höflichkeit, nichtsdestoweniger
aber ganz aufrichtig gemeint.
Geboren bin ich 1944 in Wien und noch heute
österreichischer Staatsbürger und Patriot, obwohl ich
schon seit zwanzig Jahren an deutschen Universitäten
lehre, und dies eindeutig lieber als an österreichischen. Daß es diese nach den Hü-
Hott-Reformen in diesen zwanzig Jahren überhaupt noch gibt, grenzt ohnehin ans
Wunderbare und bezeugt eine erstaunliche Widerstandfähigkeit der Spezies ‘homo
academicus’.
Auch mein Studium in den Fächern Deutsche Philologie und Klassische Phi-
lologie habe ich in den Jahren 1962 bis 1968 großteils an der Universität Wien absol-
viert. Wie die meisten Studienanfänger in diesen Fächern strebte ich vorerst das
Lehramt an Gymnasien an. Mein Lehrer Otto Höfler weckte jedoch so sehr mein
spezielles Interesse für die ältere deutsche Sprache und Literatur, daß es keiner beson-
deren Überredung bedurfte, in dieser Disziplin zu promovieren. Die wesentlichen
Impulse für Fortgang und Abschluß der Dissertation über den Willehalm, das groß-
epische Spätwerk Wolframs von Eschenbach, kamen allerdings von Wolfgang Mohr
in Tübingen, wo ich 1966/67 immatrikuliert war. Dort hatte ich auch Gelegenheit,
Kollegs bei Schadewaldt, Zinn, Wais, Beißner, Storz und Halbach zu hören. Meine
Wiener Lehrer in der Klassischen Philologie waren Hanslik, Kraus und Lesky, in der
Germanistik Ruppnch, Seidler und Höfler.
Im Vergleich zu heute standen 1968 dem akademischen Nachwuchs auch in
den Geisteswissenschaften noch viel mehr Türen an den Universitäten offen. Em
Assistentenposten schuf die Möglichkeit, eine Familie zu gründen, die ersten Lehr-
erfahrungen zu sammeln und wissenschaftlich zu publizieren. Etwa zehn Jahre lang
versuchte ich, eine Festlegung nur auf die Literaturwissenschaft zu vermeiden, und
veröffentlichte eine Reihe sprachwissenschaftlicher Arbeiten. Der ständig steigenden
Pluralität der linguistischen Methoden fühlte ich mich aber immer weniger gewach-
sen und konzentrierte mich im weiteren dann doch auf die Literaturwissenschaft.
Schon während des Studiums hatte ich mich auch mit alt-französischer Literatur
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften