Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2004 — 2004

DOI Kapitel:
I. Das Geschäftsjahr 2004
DOI Kapitel:
Antrittsreden
DOI Artikel:
Weinfurter, Stefan: Antrittsrede vom 31. Januar 2004
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.66960#0109
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Stefan Weinfurter

121

Quelle miteinzubeziehen, um den „Menschen“ in einem möglichst weiten kultu-
rellen Kontext erfassen zu können. Die Kunstgeschichte zählt seither zu den Nach-
bardisziplinen, ohne die meine Forschungen gar nicht mehr denkbar wären.
Die Universität Heidelberg ist nun die letzte Station meiner akademischen
Wanderschaft. Im Herbst 1999 übernahm ich hier die Professur für Mittelalterliche
Geschichte sowie den Studiengang für Historische Hilfswissenschaften. Außerdem
leite ich das Institut für Fränkisch-Pfälzische Geschichte und Landeskunde. Wenn ich
mir meinen Werdegang ansehe, könnte ich sagen, daß sich in meiner Heidelberger
Stelle alle meine forscherlichen Vorlieben vereinigen. Aber es sind inzwischen neue
Schwerpunkte hinzugekommen. Emer ist mit meiner Beteiligung am Sonderfor-
schungsbereich 619 verbunden, der den Titel „Ritualdynamik“ trägt. Der anthropo-
logische Ansatz der Ritual- und Kommunikationsforschung hat das Mittelalter zur
Zeit fest im Griff. Mein Anliegen dabei ist die Klärung der Frage, wie sich Ord-
nungs- und Wertevorstellungen einerseits und ritualisiertes Verhalten andererseits
zueinander verhalten. Em zweites neues Feld betrifft die Wechselwirkung verschie-
dener Ordnungskonfigurationen im europäischen Rahmen. Konkret soll in diesem
Zusammenhang demnächst das Thema „Individuelle Handlungsspielräume und
gesellschaftliche Codierungen im Mittelalter“ angegangen werden.
Ganz am Ende möchte ich nicht verschweigen, daß ich verheiratet bin und
drei Töchter habe und meiner Frau den Freiraum für meine Forschungen verdanke.
Sie gehört zu den idealen Professorenfrauen, von denen in Wien folgendes erzählt
wird: Ein heute berühmter Kollege wird von seinem damals noch berühmteren
Lehrer, der ihn als Assistenten anstellen will, gefragt: „Bewundert Sie Ihre Frau?“ Als
die Antwort lautet: „Nein! Nicht im geringsten“, folgt erleichtert die Prognose des
Lehrers: „Dann steht ihrer Karriere nichts mehr im Wege“.
Ich freue mich sehr, Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
zu sein, und bedanke mich für die Aufnahme in Ihren Kreis.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften