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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2004 — 2004

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I. Das Geschäftsjahr 2004
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Antrittsreden
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Appenzeller, Immo: Antrittsrede vom 11. Dezember 2014
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https://doi.org/10.11588/diglit.66960#0132
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ANTRITTSREDEN

zimmer in der historischen Göttinger Sternwarte, die 1816 unter Carl Friedrich
Gauss fertiggestellt worden ist. Meine Absicht war damals, mit einer astrophysikali-
schen Arbeit ein Diplom zu erwerben, dann aber wieder zu „richtiger“ Physik
zurückzukehren.
Inzwischen sind mehr als 40 Jahre vergangen, und ich beschäftige mich immer
noch mit Astrophysik. Dieses mir bis dahin ziemlich unbekannte Fachgebiet erwies
sich nämlich als interessanter, als ich vermutet hatte. Zu seinen attraktiven Aspekten
gehörte für mich, dass Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie, die mich einstens zur
Physik gebracht hatte, in der Astrophysik die wesentlichste Rolle spielt und man die
Effekte der ART nur im Rahmen von astronomischen Beobachtungen wirklich
messen kann. Außerdem erlebte die Astrophysik - hauptsächlich als Folge der Welt-
raumfahrt — in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts eine enorme Expan-
sion, während die Niederenergie-Kernphysik, die damals so beliebt war, inzwischen
fast ausgestorben ist.
Die Astrophysik ist ein Teilgebiet der Astronomie, und Astronomie ist (da von
keinem Land aus der ganze Himmel beobachtbar ist) in besonderem Maße auf inter-
nationale Zusammenarbeit angewiesen. Folglich wurde ich bereits im Rahmen mei-
ner Diplomarbeit an die University of Chicago abgeordnet, um dort Messmöglich-
keiten zu nutzen, die es in Deutschland nicht gab. Auf diese Weise lernte ich die dor-
tige Astronomieabteilung kennen, wo man mir, noch bevor ich ein Diplom oder gar
einen Dr.-Titel hatte, eine Postdoc-Stelle anbot. Ich beeilte mich daher, zu promo-
vieren und zog Anfang 1966 nach Chicago um, wo ich hauptsächlich mit William A.
Hiltner zusammenarbeitete. Meine Hauptarbeitsgebiete waren dort Instrumenten-
entwicklung und astronomischen Beobachtungen, wobei ich die Teleskope des Yer-
kes-Observatoriums der University of Chicago und das McDonald-Observatorium
in West-Texas benutzte. Daneben kooperierte ich mit H.-E. Schröter und Jacques
Beckers am Sacramento Peak — Sonnenobservatorium in New Mexico.
Obwohl es mir in den USA gut gefiel, kehrte ich Ende 1967 aus persönlichen
Gründen nach Deutschland zurück, um (unterbrochen durch em Gastsemester an
der Universität Tokyo) bis 1975 wieder in Göttingen zu arbeiten. Diese zweite Göt-
tinger Periode, während der ich der Theorie-Gruppe von Rudolf Kippenhahn
angehörte, war sehr anregend und produktiv, und ich habe in Kippenhahns Gruppe
besonders viel gelernt. Andererseits war ich nach wie vor an der praktischen Astro-
physik und am Bau von Instrumenten interessiert. Deshalb folgte ich 1975 einem
Ruf an die Universität Heidelberg und die Leitung der Landessternwarte Heidel-
berg-Königstuhl, an ein Institut mit einer langen Tradition bei der Entwicklung
innovativer astronomischer Methoden und Instrumente. Obwohl mehrfach versucht
wurde, mich von hier wieder wegzulocken, bin ich seit dieser Zeit Heidelberg treu
geblieben. Entsprechend meiner Funktion an der Landessternwarte war meine
Arbeit nun wieder astronomischen Beobachtungen und der Entwicklung neuer
Instrumente gewidmet. Die neuen Geräte kamen aber gewöhnlich nicht in Heidel-
berg, sondern an klimatisch günstig gelegenen internationalen Observatorien oder
im Weltraum zum Einsatz. Heidelberg war und ist daher meine wissenschaftliche
Heimatbasis, mein wissenschaftlicher Arbeitsplatz war aber häufig ganz woanders
 
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